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Schlaflos in Schottland

Titel: Schlaflos in Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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Schwester liebte schöne Dinge, und deshalb würde sie im Bann dieser samtigen Töne dahinschmelzen. Und wenn der Mann genauso war wie seine Stimme ... Ein heißer Schauer durchlief Triona. In diesem Fall hatte ihre Schwester Caitlyn keine Chance gehabt.
    Sie dagegen war aus anderem Holz geschnitzt. Obwohl eine Stimme wie rauer Samt auch ihr Herz zum Pochen brachte, war die Versuchung nicht groß genug, um sie dazu zu bringen, ihren guten Ruf aufs Spiel zu setzen.
    Bevor Triona sich dazu durchringen konnte, in gebückter Haltung über den Hof zu huschen, tauchte ein Stallbursche mit einem Ledersack voll Hafer auf und ging zum vorderen Ende des Wagens. Sie stieß einen unterdrückten Seufzer aus, und ihre Brille beschlug. Sie rieb die Gläser mit dem Saum ihres Umhangs blank, schaute erneut zum Hof hinüber und stellte fest, dass der Stallbursche an der Kutsche vorbeigegangen war. Sie sah nur noch einen der Diener, der einem weiteren Knecht beim Anschirren der frischen Pferde half.
    Das war ihre Chance! Tief gebückt lief sie zur Kutsche, erreichte ungesehen die Tür und zog den Riegel zurück. Das Klicken hallte laut durch eine unerwartete Pause inmitten des Lärms mit Pferden und Geschirr, und Triona erstarrte. Hatten sie es gehört? Ihre Finger, die den Messinggriff umklammerten, wurden eiskalt, und sie nahm überdeutlich jedes Geräusch um sich herum wahr.
    Im Wald hinter ihr knackte ein Ast und fiel auf den Boden. Triona zuckte erschrocken zusammen, die Brille rutschte von ihrer feuchten Nase und landete vor ihren Füßen.
    Verdammt noch mal! Vorsichtig ließ sie den Türgriff los und suchte den schlammigen Grund ab, konnte ihre Brille aber nicht entdecken. Laute Geräusche von der anderen Seite der Kutsche ließen keinen Zweifel daran, wie leicht sie hier entdeckt werden konnte.
    Mit zusammengebissenen Zähnen griff sie erneut nach dem Türknauf. Sie würde ihre Brille finden, nachdem sie ihre Schwester gerettet hatte.
    Als sie die Tür öffnete, hörte sie MacLean auf der gegenüberliegenden Seite des Wagens sagen: „Wir müssen unterwegs besonders auf frisch gefallenen Schnee achten. Er kann uns Probleme bereiten.“
    „Genau. Ganz besonders, wenn wir so viel Neuschnee kriegen, wie mein krankes Knie vorhersagt.“
    „Schon möglich. Lass uns noch den Fuß des Handpferds anschauen. Es schien mir zu lahmen, als es vom Stall hierher geführt wurde, und ich will nicht, dass es sich mühsam durch den Schneesturm schleppen muss, den du prophezeist.“
    Die Stimmen wurden leiser, während die Männer zu den Pferden gingen.
    Vorsichtig schlüpfte Triona in die Kutsche und achtete besonders darauf, dass sie das gut gefederte Gefährt nicht in Schwingung versetzte.
    Das Innere des Wagens war so luxuriös, wie sie es erwartet hatte. Die Sitzbänke waren mit dickem Samt bezogen, und an den dunklen Ebenholzwänden prangten schwere Silberlampen, die sicher jede Ecke ausleuchten konnten. Die Vorhänge vor den Fenstern waren zugezogen, und auf dem Boden lag ein Fußwärmer, dessen sanftes Zischen darauf hindeutete, dass er soeben mit heißen Kohlen gefüllt worden war.
    Triona beugte sich zu einem der Verschläge unter den Sitzen hinab. „Caitlyn?“, flüsterte sie.
    Sie bekam keine Antwort. Ihre Schwester musste unter der anderen Bank hocken. Triona ging hinüber, presste ihre Wange gegen den Sitz und wisperte so laut, wie sie es gerade eben noch wagte. „Caitlyn? Kannst du mich hören?“
    Furchterregende Stille umgab sie. Sie griff nach der Lasche unter dem Sitz, während sie gleichzeitig angestrengt lauschte, was um sie herum vorging. Sie hörte das gelegentliche Klirren des Zaumzeugs und den leichten Wind, der durch die Bäume strich. Dann aber nahm sie etwas wahr, das ihr Blut gefrieren ließ - die Stimme des Kutschers wurde lauter, und MacLean antwortete ihm.
    Sie kamen zurück! Verzweifelt versuchte Triona, die Lasche hochzuziehen, aber sie hatte sich verklemmt.
    Direkt vor der Tür klangen die Worte des Kutschers unnatürlich laut. „Verspotten Sie mich nur, Mylord, aber ich riech’ den Schnee. Mindestens so viel Schnee wird fallen, dass er mir bis zu den Knien reicht.“
    MacLean lachte leise, und als sie den samtigen Ton seiner Stimme hörte, erschauderte Triona erneut. „Ach Ferguson, das ist mehr Schnee, als sie hier während der vergangenen fünf Jahre insgesamt hatten.“
    „ Vertrau’n Sie meinem kaputten Bein, Mylord. Das irrt sich nie.“ Endlich öffnete sich die Lasche mit einem leisen Kratzen

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