Schlaflos in Schottland
wünschst. Natürlich habe ich nichts dagegen.“
„Sehr gut.“ Seine Augen glitzerten. „Ich würde gern so schnell wie möglich nach Hause gelangen. Gilmerton wird dir gefallen, da bin ich mir sicher.“
Ihr Blick glitt über seinen Mund, und aus heiterem Himmel überfiel sie die Erinnerung an seinen Kuss. Die Hitze, die ihren Körper durchlief, fühlte sich an wie ein echtes Feuer. Es tanzte über ihre Haut, und ihre Brüste kribbelten vor Wärme, als würde Hugh sie berühren.
Und das alles nur, weil sie sich an jene Momente mit ihm erinnerte? Ihr Gesicht glühte und war sicher auffallend gerötet. Einen entsetzlichen Augenblick lang war sie davon überzeugt, dass er ganz genau wusste, an was sie gerade dachte. Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu und erkannte, dass es tatsächlich so war: Seine Augen funkelten, als würde auch er an Dinge zurückdenken, die er lieber aus seinem Gedächtnis streichen sollte.
Er streifte seine Handschuhe ab und schob die Hände in die Manteltaschen. „Wenn dir weiter kalt ist, können wir bei einem Gasthaus halten und uns dort einen heißen Ziegelstein für den Fußwärmer geben lassen.“ Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die Metallpfanne, die auf dem Boden der Kutsche lag.
„Nein, vielen Dank. Das heben wir uns am besten für später auf, wenn es richtig kalt ist.“ Sie kuschelte sich tiefer in die Decke.
Als er den sehnsüchtigen Blick sah, mit dem Triona den unbenutzten Fußwärmer betrachtete, hätte Hugh fast laut aufgelacht. Er lernte während dieser Fahrt einiges über seine frischgebackene Ehefrau. Offensichtlich war sie nicht zimperlich, denn sie beklagte sich nicht über jede Unbequemlichkeit wie viele andere Frauen. Er war überrascht gewesen, als sie ohne jedes Zögern seinem Vorschlag zugestimmt hatte, die Nacht durchzufahren. Dadurch hatte er ein neues Bild von ihr bekommen. Er zweifelte kaum daran, dass die eigensinnige, überall im Mittelpunkt stehende Caitlyn Hurst allein bei der Vorstellung in Tränen ausgebrochen wäre.
Er schätzte Catrionas fröhliches Wesen. Ihre heitere Ausgeglichenheit machte ihn zuversichtlich, dass dieses kleine Zwischenspiel ein friedliches Ende nehmen würde. Sie würde in Gilmerton seine Gastfreundschaft genießen, anschließend in das Haus ihrer Familie zurückkehren und dort ihr Leben fortführen.
Als er sie jetzt anschaute, wie sie in die Decke gehüllt neben ihm saß, die kecke Nase rosig vor Kälte, die Brillengläser in der Nachmittagssonne funkelnd, fühlte er unwillkürlich ein leises Bedauern. Es war sehr schade, dass das Leben nichts anderes für sie bereithielt als die Rolle einer Scheinehefrau. Sie hatte Besseres verdient... nicht nur von ihm.
Sie nieste, und die Brille auf ihrer Nase hüpfte hoch.
Hugh runzelte die Stirn. „Dir ist immer noch kalt.“
„Nein, nein. Es geht mir gut, wirklich.“ Prompt nieste sie noch einmal.
„Sicher! Unglaublich gut.“ Er legte einen Arm um sie, zog sie dicht an sich und hüllte sie beide in die Decke ein.
„Hugh, ich brauche niemanden, der mich verhätschelt. Wenn mir kalt ist, sage ich es dir.“
Er lehnte sich in seiner Ecke zurück und hielt sie dabei fest an sich gepresst. Es mochte sein, dass es ihr nicht gefiel, verhätschelt zu werden, doch er wollte verdammt sein, wenn er zuließ, dass sie krank wurde, während sie sich in seiner Obhut befand.
Steif, mit abgewandtem Kopf, saß sie dicht neben ihm. Hugh musste über ihren Eigensinn lächeln, schon deshalb, weil er auf diese Weise einen guten Blick auf ihr Profil hatte. Wenn man sie von der Seite anschaute, hatte sie etwas unübersehbar Liebliches an sich. Er war sich nicht sicher, ob es die feste Linie ihres Unterkiefers war, die gleichzeitig energisch, zart und weiblich wirkte, oder die Wölbung ihrer Unterlippe. Doch was immer es sein mochte, er fand es anziehend. In ihren Zügen entdeckte er so viel Persönlichkeit, Intelligenz, Geist, dazu eine ruhige Sicherheit, die ihn faszinierte.
Er kannte sie erst seit ein paar Tagen, doch er hatte bereits miterlebt, wie sie sich unter extremem Druck verhielt. Zunächst in der Kutsche, als er sie für ihre Schwester gehalten hatte, später im Gasthaus, als sie ihrer Tante und ihrem Onkel die Stirn geboten hatte, und dann am nächsten Tag, als er zu ihr gekommen war, um mit ihr über die Möglichkeiten zu sprechen, die sie hatten ... oder vielmehr nicht hatten. Und jedes Mal, selbst angesichts unüberwindlicher Schwierigkeiten, hatte sie intelligent und
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