Schlaflos in Schottland
herrschaftlichen Besitzes zu werden, meine Liebe. Wie aufregend! Vergiss nicht, bald zu schreiben und mir über deine Abenteuer und alles, was es sonst noch gibt, zu berichten.“ Sie blinzelte ein paar Tränen fort, die ihr in die Augen gestiegen waren. „Ich freue mich so für dich!“
Triona erwiderte die Umarmung, indem sie ihre Tante herzlich an sich drückte. Gleichzeitig wünschte sie sich, auch ihre Stimmung könnte sich so rasch bessern wie Tante Lavinias. „Vielen Dank. Ich hoffe, du erzählst Papa und Mama die Geschichte so, dass ihnen alles in einem guten Licht erscheint, Tante Lavinia.“
„Mach dir darüber keine Sorgen, meine Liebe. Dein Onkel und ich werden ihnen genau erklären, wie alles gewesen ist und wie glücklich du warst zu heiraten!“
Von der Eingangshalle her hörten sie Caitlyns Stimme. Sie befahl einem der Diener, Trionas Koffer auf der Gepäckablage hinten an MacLeans Kutsche festzuschnallen. Daraufhin verließen sie alle gemeinsam den Salon.
Der Abschied von Tante Lavinia war nicht besonders schwierig gewesen, doch es fiel Triona sehr schwer, Caitlyn auf Wiedersehen zu sagen. Die ganze Zeit war MacLean an ihrer Seite und reichte ihr aufmerksam sein Taschentuch, sobald sie es brauchte. Zwischendurch erinnerte er sie ab und zu daran, dass sie aufbrechen mussten.
Viel zu bald half er ihr in seine Kutsche, und dann waren sie auch schon auf dem Weg in die Kirche. Die folgende Stunde erlebte Triona wie hinter einer dichten Nebelwand. Da war ein Kirchendiener mit einem runden Gesicht, der wie aufgescheucht herumrannte und nach einer Feder suchte, damit die Papiere unterzeichnet werden konnten. Da war die hagere Gestalt des Erzbischofs in seinem wallenden Gewand, der so begeistert aussah, dass Triona sich fragte, was diese überstürzte Trauung ihren frischgebackenen Ehemann kosten mochte. All das wurde überschattet von Hughs nüchterner Ungeduld, während er in aller Eile die notwendigen Dokumente unterschrieb und dann rasch sein Ehegelübde ablegte. Sie versuchte immer wieder, sich klarzumachen, dass das alles wirklich geschah - dass sie tatsächlich gerade heiratete. Doch es kam ihr so sehr wie ein seltsamer Traum vor, dass ihr Verstand sich weigerte, es zu akzeptieren. Und dann waren sie plötzlich auf dem Weg zu MacLeans Besitz in Schottland.
Die Kutsche verließ die Stadt in zügigem Tempo. In ihren Mantel gehüllt, saß Triona Hugh gegenüber und starrte verwirrt den Ring an ihrem Finger an. Der große, von zahlreichen kleinen Diamanten umgebene Rubin funkelte selbst im schwachen Licht, das im Inneren des Wagens herrschte.
Nun war es also passiert. Sie waren verheiratet, die Kirche hatte ihre Verbindung gesegnet, und ihre Tante machte in den Salons der Stadt die Runde und erzählte die Neuigkeit überall herum.
Triona fragte sich, was eine Braut so kurz nach der Trauung wohl normalerweise sagte. Es schien ihr notwendig, irgendetwas zu sagen, doch sie war nicht in der Lage, sich auch nur eine einzige geistreiche Bemerkung auszudenken.
Hugh schaute sie an, und lange schwiegen sie beide. Triona konnte nicht glauben, dass dieser Mann - dieser hinreißende, gut aussehende Mann - nun mit ihr verheiratet war. Sie trug jetzt seinen Namen und würde bald auch noch auf eine andere Art mit ihm verbunden sein.
Verlegen räusperte sie sich. „Ich hoffe, du verstehst mich nicht falsch, aber ich fühle mich nicht wirklich verheiratet.“
Ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. „Wie fühlt es sich denn deiner Meinung nach an, verheiratet zu sein?“
„Ich weiß nicht. Vielleicht fühlt man sich älter. Mehr wie die Damen in den Londoner Salons, wie eine Matrone.“
Er hob seine Hand, die in einem Handschuh steckte, und legte sie unter ihr Kinn, sodass sie ihn direkt ansehen musste. Seine grünen Augen schimmerten sanft; sein sinnlicher Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln. „Wenn ich dich anschaue, erinnerst du mich an vieles, aber ganz sicher nicht an eine Matrone.“
„Vielen Dank.“
Er lachte und ließ den Arm wieder sinken. „Das meinte ich als Kompliment.“
„Es ging alles so schnell“, erklärte sie und erwiderte sein Lächeln. „Ich bin sicher, sobald wir uns in unserem Zuhause eingerichtet haben, werde ich mich auch verheiratet fühlen.“
MacLean zuckte mit den Schultern und schien nicht ganz überzeugt. „Ich glaube nicht, dass das so wichtig ist, da du ja doch nur für wenige Monate dort sein wirst.“
Das stimmt. Wir sind verheiratet, aber nur, um
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