Schlaflos in Schottland
ihre Stiefeletten zu Ende zu schnüren.
Als sie wieder aufschaute, stellte sie mit Erleichterung, in der etwas Enttäuschung mitschwang, fest, dass Hugh fast vollständig bekleidet war. Er trug eine braune Hose, die er ordentlich in seine schwarzen Reitstiefel gesteckt hatte, und zog sich gerade ein weißes Hemd über den Kopf. Über dem Fußteil des Betts hing eine schlichte Krawatte.
„Hast du keinen Kammerdiener?“, fragte sie erstaunt.
„Nein. Ich kann es nicht ausstehen, wenn jemand in meinen Sachen herumwühlt.“ Er steckte sein Hemd in den Hosenbund und legte sich die Krawatte um den Hals. Nachdem er die Enden einige Male umeinandergeschlungen und erstaunlich schnell eine ganze Abfolge von Knoten gemacht hatte, war die Krawatte ordentlich gebunden. Nun zog er eine dunkelbraune Weste an und nahm eine dunkelblaue Reitjacke aus dem Kleiderschrank. Dabei fing er ihren Blick auf. „Kannst du reiten?“
„Nein. Wir haben keine Pferde, außer den beiden, die die Kutsche ziehen.“
„Ah. Dagegen werden wir etwas tun müssen.“
Triona hörte die Enttäuschung in seiner Stimme. „Ich mochte Pferde schon immer und würde gern reiten lernen.“
„Gut. Ich werde es dir selbst beibringen. Ich reite jeden Tag aus. Das muss ich auch, denn ich züchte Pferde. Auf diese Weise habe ich das Geld verdient, von dem ich Gilmerton Manor gekauft habe. Es hat mich fast zehn Jahre gekostet, doch das war es mir wert. Nun besitze ich eine der größten und begehrtesten Pferdezuchten in Schottland.“
Ihre Kehle wurde eng. Sie hatte gerade eben mit diesem Mann geschlafen, doch da stand er nun und teilte ihr einige grundlegende und ihr bislang völlig unbekannte Tatsachen über sein Leben mit. Eine aberwitzige und peinliche Situation, und doch mussten sie beide damit zurechtkommen, denn die Dinge waren nun einmal so. Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Welche Sorte Pferde züchtest du?“ „Schöne Pferde. Teure Pferde. Und seltene Pferde.“
Sie dachte kurz über seine Antwort nach. „Araber, Rennpferde und ...“ Nachdenklich runzelte sie die Stirn. „Was noch?“
Leise lachte er in sich hinein. „Gut kombiniert! Bei den seltenen Pferden handelt es sich um meine Herde Achal-Tekkiner. Diese Pferde stammen aus Turkmenistan, und es handelt sich um eine der ältesten Rassen der Welt. Momentan besitze ich zehn davon, und mehrere Stuten werden demnächst fohlen.“ Er ging zu einem der großen Fenster an der gegenüberliegenden Wand, schob einen Fensterflügel hoch und lehnte sich hinaus, um auf eine weit entfernte Weide zu schauen. „Dort stehen sie gerade. Die Herde kommt morgens immer vorne ans Gatter.“
Triona trat neben ihn. In der Ferne erkannte sie die kleine Gruppe von Pferden, die sich in der Nähe des Zauns versammelt hatte. „Die sind ja golden!“
Er lächelte sie von der Seite an. „Sie haben schon viele Preise für ihr goldglänzendes Fell gewonnen. Ich habe eins von ihnen in Italien gesehen und sofort beschlossen, sie zu züchten. Es sind wunderbare Tiere. Sie haben jahrhundertelang Krieger über die Steppe getragen und sind ebenso zäh und beweglich wie Windhunde.“ Triona beobachtete, wie sich ein Mann mit einer Schubkarre dem Gatter näherte. Die Pferde begannen, herumzutänzeln und mit den Hufen zu scharren. „Sie scheinen sehr hungrig zu sein.“ „Genau wie ich.“ Hugh sah sie an, und sein Blick glitt über ihr Gesicht und dann weiter nach unten, über ihren Körper. .
Angesichts dieses Blicks fühlte Triona sich geschmeichelt, war aber gleichzeitig enttäuscht. Die Aufmerksamkeit, die er ihr widmete, schmeichelte ihr, doch sie wusste, dass es nur um pure Lust ging. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob sie wirklich mehr wollte. Schließlich beinhalteten seine Pläne für ihre Ehe, sie so bald wie möglich wieder loszuwerden.
Dennoch blieben ihr ein paar Monate, um Spuren in Gilmerton Manor und bei seinem Eigentümer zu hinterlassen, diesem unglaublich verführerischen Mann, der da vor ihr stand. Unter ihren Wimpern hervor warf sie ihm einen Blick zu. „Hugh, können wir ...“Es war schwer zu erklären, was sie wollte, da sie sich selber nicht sicher war. „Es wäre schön, wenn wir nicht nur Mann und Frau sein könnten, sondern auch Partner.“
Sein Gesichtsausdruck verlor etwas von seinem Feuer. „Ich weiß nicht genau, was du meinst.“
„Die meisten Paare kennen sich schon eine Weile, wenn sie beschließen, zu heiraten. Diesen Luxus hatten wir nicht. Ich dachte mir, es
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