Schlaflos in Schottland
bisschen anders wird.“
„Ich werde niemandem erlauben, diesen Haushalt auf den Kopf zu stellen“, erklärte Hugh mit einer abwehrenden Handbewegung. „Die Kinder brauchen Beständigkeit. Sie hatten bisher so wenig davon.“
„Ich hoffe, deine Frau ist damit einverstanden, alles genauso fortzuführen, wie es ist.“
„Falls nicht, werde ich es ihr beibringen.“ Er lächelte Dougal an. „Genau wie ich meine preisgekrönten Pferde trainiere. Ich werde ihr ganz ruhig meine Wünsche erläutern, und wenn sie scheut, werde ich die Zügel straffen. Dann wird sie schon bald verstehen, wer hier das Sagen hat.“
Dougal rutschte unbehaglich in seinem Sessel hin und her. Am vergangenen Abend, als er von der Überraschung über Hughs plötzlich Heirat und dem Portwein ganz benommen gewesen war, hatte sein Ratschlag für ihn selbst sehr klug geklungen. Heute war er sich dessen nicht mehr so sicher. „Ich erinnere mich nicht mehr genau, was ich dir gestern Abend gesagt habe, Hugh, aber du kannst eine Ehefrau nicht wie ein Pferd dressieren.“
„Warum nicht?“
„Weil man das so nicht macht! Und weil es irgendwie falsch ist und ...“
„Warum ist es falsch?“
Dougal wünschte sich von ganzem Herzen, dass Sophia da wäre, um Hughs Fragen zu beantworten. „Ich hätte einen besseren Vergleich finden müssen, um es dir zu erklären. Wenn sie herausfindet, dass du sie wie ein Pferd behandeln willst...“
„Ich bin doch kein Dummkopf, Dougal. Natürlich werde ich ihr nicht erklären, was ich tue.“
„Es wird ihr nicht gefallen, wenn du versuchst, ihr Vorschriften zu machen.“
„Catriona und ich kennen uns kaum. Deshalb bin ich sicher, dass wir uns wegen vieler Dinge streiten werden. Aber sie wird ja nicht lange hierbleiben.“ Hugh zuckte mit den Schultern.
„So funktioniert das nicht.“
„Für mich ist es vollkommen in Ordnung so“, erklärte Hugh energisch.
Er würde schon dafür sorgen, dass es genau so funktionierte, wie er es sich vorstellte. Hugh dachte daran, wie entzückend Catriona an diesem Morgen gewesen war und wie selbstlos sie sich in London in Gefahr gebracht hatte, um ihre Schwester zu retten. Catriona ähnelte nicht im Geringsten der Mutter der Mädchen; Clarissa war eine kaltherzige, selbstsüchtige Person.
Dougal rieb seine Stirn. „Ich wünschte, ich hätte niemals Pferde und die Pferdedressur erwähnt. Dein verdammter Portwein war mir zu Kopf gestiegen. Mir tut immer noch der Schädel weh, obwohl ich nur zwei Gläser getrunken habe.
Hugh sah erstaunt, dass sein Bruder die Stirn runzelte, als wüsste er nicht, wie er sich ausdrücken sollte. Wenn Dougal für irgendetwas bekannt war, dann für seine Wortgewandtheit.
„Was, wenn Catriona anders ist, als du zu wissen glaubst? Was, wenn sie dafür bestimmt ist, ihr Leben mit dir und den Mädchen zu teilen?“
„Unsinn! Es ging uns sehr gut, bevor sie hierher kam. Christina hat nur noch ganz selten Albträume, und Aggie macht nicht mehr ihr Bett nass. Devon ist auch nicht mehr so schrecklich dünn. Die Wunden in ihrem Inneren heilen.“
„Was nicht heißt, dass es nicht möglich wäre, die Situation noch zu verbessern. Es ist möglich, dass Catriona euch allen guttut.“ Plötzlich spürte Hugh, wie Unruhe in ihm aufstieg. Er erhob sich und ging zum Fenster. Die Wintersonne schien auf die Weide, auf der die Pferde zufrieden grasten, und ließ das Wasser des Bachs funkeln, der sich über die Hügel schlängelte.
Wie immer beruhigte ihn dieser Anblick. Alles war, wie es sein sollte, und er würde es nicht aufgeben. Niemals. Wenn er an die dunklen Stunden des vergangenen Jahrs zurückdachte ... Er schloss die Augen. Dougal versteht mich nicht, weil er nicht die ganze Wahrheit kennt. Vielleicht ist es an der Zeit, ihm alles zu sagen.
Hugh atmete tief durch und wandte sich wieder seinem Bruder zu. „Haben die Mädchen dir jemals etwas über ihr Leben erzählt, bevor sie zu mir kamen?“
Dougal schüttelte den Kopf.
„Clarissa schleifte sie an Orte, die ein Kind nicht sehen sollte, und ließ sie oft tagelang in winzigen Mietwohnungen mit wenig oder gar nichts zu essen allein. Sie hatten im Winter keine Heizung und an brütend heißen Sommertagen kein Wasser. Ihre Mutter brachte sie von schmutzigen Fremdenheimen in halb zerfallene, moderige Mietshäuser und von dort auf die heruntergekommenen Landsitze von Leuten, mit denen Kinder nichts zu tun haben sollten. Je nachdem, von wem Clarissa sich gerade aushalten ließ, wurden die
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