Schlaflos in Schottland
...“ Ihre Miene war angespannt, und sie starrte auf den Fußboden.
„Obwohl ich Catriona erst seit kurzer Zeit kenne, weiß ich ganz sicher, dass sie eine ehrenwerte Person ist. Das könnt ihr mir wirklich glauben.“
„Wie sollen wir sie denn nennen?“, erkundigte sich Aggie. „Wir sagen auf keinen Fall Mutter zu ihr“, stellte Devon klar. „Ihr werdet sie mit Mylady anreden, wie es sich gehört“, wies Hugh sie an. „Und nun hört auf, so finster dreinzublicken! Es ist ein wunderschöner Tag, und wir sollten einen Ausritt unternehmen und nicht hier herumsitzen und uns wegen etwas grämen, das wir nicht ändern können.“ Er schaute Aggie an. „Bist du fertig zum Ausreiten?“
Sie sah erst an ihrem Vormittagskleid hinunter und blickte ihn dann erstaunt an. „Ich habe mein Reitkostüm nicht an und auch keine Reitstiefel oder sonst etwas zum Ausreiten .“
Er lachte. „Das ist mir vollkommen entgangen. Ich hoffe, dein Pony hat während ich fort war nicht vergessen, wie es traben muss.“
Aggie grinste und zeigte dabei eine Zahnlücke. „Ich werde sehr schnell reiten.“
„Nur wenn eine deiner Schwestern vorausreitet.“
„Und“, mischte Dougal sich ein und schaute sie ernst an, „du wirst nicht versuchen, über eine Hecke zu springen.“
Mit zusammengekniffenen Augen musterte Hugh seine jüngste Tochter. „Wann hast du versucht, über eine Hecke zu springen?“ Aggie schenkte ihm ein zauberhaftes Lächeln. „Es könnte sein, dass ich es versucht habe, während du nicht da warst.“
„Wenn du noch einmal so etwas ausprobierst, ohne dass es vorher jemand mit dir geübt hat, wirst du einen ganzen Monat lang nicht aufs Pferd dürfen. Du könntest dir das Genick brechen, wenn du solche dummen Dinge tust.“
Aggies Lächeln verblasste. „Ja, Papa.“
„So ist es recht, mein Mädchen. Jetzt gehe ich in den Stall. Und ihr zieht euch um und kommt hinterher. Ich muss heute die Herden auf den Weiden inspizieren. Ihr könnt mir dabei helfen.“
Sie kamen zu ihm, um ihn zu umarmen. Hugh drückte sie an sich, atmete ihren süßen Duft nach Seife ein und sog ihre Nähe in sich auf.
Der Druck in seinem Inneren ließ ein wenig nach. Er spürte eine große Wärme, und sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es möglich wäre, seine Kinder noch mehr zu lieben.
Dougal wandte den Kopf ab, und in seinen Augen schimmerten Tränen der Rührung.
Schließlich räusperte Hugh sich und küsste jede seiner Töchter auf die Stirn. „Beeilt euch mit dem Umziehen.“
„Ja, Papa.“ Christina nahm Aggies Hand, und mit Devon im Gefolge verließen sie das Zimmer.
Sobald die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte, sagte Dougal: „Sie lieben dich sehr.“
Und er liebte sie. Sein Leben bestand aus zwei Teilen. Aus der Zeit, bevor die Mädchen zu ihm gekommen waren, und aus der Zeit mit ihnen. Er erinnerte sich kaum noch, wie es ohne sie gewesen war. Er hatte auch damals schon das Leben genossen. Doch wenn er nun am Morgen erwachte, war es nicht mit der verschwommenen Frage, in wessen Bett er wohl lag. Nun schlug er die Augen mit einem Gefühl des Friedens und der Wärme auf. Und in der Gewissheit, dass ihn über den Frühstückstisch hinweg drei ganz besondere Wesen anlächeln würden.
Das Lächeln seiner Töchter erhellte seine Tage.
Natürlich war es am Anfang für sie alle schwierig gewesen. Es hatte Zeit gebraucht, bis sie sich aneinander gewöhnt hatten. Die Liebe zwischen ihnen wuchs langsam und stetig. Zuerst waren die Mädchen nicht bereit gewesen, ihm zu vertrauen. Und er hatte noch nicht gewusst, was für besondere Menschen sie für ihn sein würden. Während des vergangenen Jahres hatten sie sorgfältig ihre kleine Familie aufgebaut, und nun bedeutete sie ihm mehr als alles andere. Hugh schaute seinen Bruder an und erklärte schlicht: „Sie sind mein Leben.“
„Das ist gut... bis zu einem gewissen Punkt.“
Er runzelte die Stirn. „Was meinst du damit?“
„Du kannst sie nicht vor jeder kleinen Veränderung beschützen, die das Leben mit sich bringt, Hugh.“
„Ich kann es aber versuchen.“
„Dann wirst du versagen.“ Dougal lehnte sich vor und machte ein ernstes Gesicht. „Du musst vorsichtig sein, was du den Mädchen versprichst. Sie zählen auf dich. Du kannst sie nicht vor allem im Leben beschützen, und du kannst ihnen nicht versprechen, dass sich durch Catrionas Ankunft nichts verändert. Es wäre nur natürlich, dass durch sie alles ein
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