Schlaflos in Schottland
überrascht.“
„Mir ging es ebenso. Ich bin ganz sicher, dass sie schnell mit mir warm werden, wenn sie sich erst einmal an meine Anwesenheit im Haus gewöhnt haben. Als ihre Stiefmutter werde ich versuchen ... “ „Nein!“
Sie runzelte die Stirn. „Was nein?“
„Ich betrachte dich nicht als ihre Stiefmutter. Und ich bin mir sehr sicher, dass auch sie dich nicht in dieser Rolle sehen wollen.“ „Aber...“
„Wir führen keine gewöhnliche Ehe.“
„Na und? Was hat das mit den Kindern zu tun.“
„Mit meinen Kindern.“
Ihr wurde das Herz schwer. Sie hatte das Gefühl, vor einer riesigen Tür zu stehen, zu der sie keinen Schlüssel besaß. Wie konnte sie denn nur in den Raum eintreten, der dahinter lag?
Schlimmer noch war ein anderer, hässlicher Gedanke, der sich ihr in diesem Augenblick aufdrängte. MacLean hatte drei Kinder, die im Abstand von einigen Jahren geboren worden waren, und sie hatten alle dieselbe Mutter. Also musste diese Frau ihm etwas bedeutet haben. Es gab nur einen Weg, herauszufinden, ob das tatsächlich so war. „Hast du sie geliebt?“
Er runzelte die Stirn und sah sie fragend an. „Ob ich sie geliebt ... oh. Du meinst ihre Mutter. Ich habe einmal geglaubt, dass es so ist, aber das ist vorbei.“
Seine Antwort war so rasch und in einem so natürlichen Ton gekommen, dass Triona sich entspannte. „Ich verstehe. Ist sie ... lebt sie noch?“
„Ja.“ Er spuckte diese Antwort geradezu aus. „Als unreifer junger Mann war ich wie besessen von ihr. Aber sie ist ein schlechter Mensch. Die Mädchen haben jahrelang bei Clarissa gelebt. Doch da ihr Leben so unstet ist, war auch das der Kinder viel zu unbeständig. Bis sie vor einem Jahr hierher kamen, um bei mir zu leben, kannten sie die Bedeutung des Wortes ,Heimat* nicht. Sie hatten nie ein Zuhause gehabt.“
Wie schwierig dieses Leben für die Mädchen gewesen sein musste! Triona versuchte, sich vorzustellen, wie sie sich ohne die vertraute, liebevolle Umgebung des Pfarrhauses gefühlt hätte, doch es war ihr unmöglich. „Vielleicht kann ich helfen ...“
„Nein!“
Seine Stimme klang so hart, dass sie erschrocken zusammenzuckte.
„Du wirst nicht länger als ein paar Monate hierbleiben, Catriona.“
„Ja, aber...“
„Es gibt kein Aber. Es ist sinnvoller - und einfacher für die Mädchen - wenn du Abstand zu ihnen hältst. Ich möchte nicht, dass sie traurig sind, wenn du wieder gehst.“
Mit jedem seiner Worte schloss er sie ein wenig mehr aus seiner Familie aus. Noch an diesem Morgen hatte sie gedacht, dass die Tatsache, dass sie miteinander geschlafen hatten, irgendeine Bedeutung hätte. Dass sie nun ihr gemeinsames Leben als Paar beginnen würden, selbst wenn es nur ein paar Monate währen sollte. Nun begriff sie, dass die Dinge, die im Schlafzimmer zwischen ihnen geschahen, nicht unbedingt etwas mit dem zu tun hatten, was in den übrigen Bereichen ihres Lebens passierte.
Dennoch konnte sie ihm nicht übel nehmen, dass er versuchte, seine Kinder zu beschützen. Obwohl sie sich plötzlich noch einsamer als vorher fühlte, gelang es ihr hervorzustoßen: „Die Kinder stehen natürlich an erster Stelle.“
„Vielen Dank.“ Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, und die angespannte Entschlossenheit verschwand aus seinen Zügen. „Das sollte nicht allzu schwierig sein. Du wirst die Mädchen bei den Mahlzeiten sehen, aber sie werden den größten Teil des Vormittags mit ihrer Gouvernante und ihrem Hauslehrer verbringen und fast den ganzen Nachmittag mit mir zusammen sein.“
Sie schaute auf ihre Hände hinunter, die sie im Schoß gefaltet hatte. „Wo ist die Mutter der Mädchen jetzt?“
Sein Blick verdunkelte sich, und auf beiden Seiten seines Mundes erschienen tiefe Falten. „Du bist entschlossen, jede Kleinigkeit herauszufinden, nicht wahr? Ich weiß zwar nicht, inwiefern das hilfreich sein sollte, aber nun gut: Ihr Name ist Clarissa Beaufort. Sie ist die Tochter eines obskuren irischen Barons. Und sie ist unglaublich schön. Devon wird ihr aufs Haar gleichen, wenn sie erwachsen ist, glaube ich. Clarissa war das einzige Kind ihres Vaters, und er hat ihr während ihrer gesamten Kindheit und Jugend das Gefühl vermittelt, sie sei etwas Besseres als alle anderen Menschen um sie herum. Dabei ist das weit von der Wahrheit entfernt. Sie benutzt ihre Schönheit, um ...“ Er presste für einen Moment die Lippen aufeinander, und es fiel ihm offensichtlich schwer, fortzufahren. „Ganz egal, wie entsetzlich
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