Schlaflos in Schottland
sich in spitzem Ton an seinen Bruder.
„So ist es wohl.“ Dougal strich seinen Ärmel glatt und betrachtete seine neue Schwägerin unter gesenkten Wimpern hervor. Sie glich nicht im Mindesten den Frauen, die Hugh üblicherweise gefielen. Sie war ziemlich groß und vielleicht ein bisschen zu üppig. Doch ihre Haare glänzten in einem dunklen Goldton, ihre Haut war weiß wie Milch, ihre Lippen voll und rot, und die Augen hinter den Brillengläsern glänzten in einem erstaunlichen Haselnussbraun mit einem grünlichen Schimmer. Am besten gefiel ihm jedoch, dass er in ihrem Gesichtsausdruck ein ruhiges, ausgeglichenes Wesen und sehr viel Verstand erkannte.
Dougal lächelte. Er hatte das Gefühl, dass die kommenden Monate interessant werden könnten. Er nahm die Hand seiner Schwägerin und hauchte einen Kuss auf ihre Finger. „Ich muss leider schon gehen, aber ich werde so bald wie möglich wiederkommen, und dann erzähle ich dir alle Familiengeheimnisse.“
Sie lachte und knickste. Sie mochte dieses höfliche Familienmitglied der MacLeans sehr. „Ich werde Papier und Feder bereithalten, um mir Notizen zu machen. Es tut mir sehr leid, dass du schon gehen musst. Wohnst du in der Nähe?“
„Nur eine knappe Meile die Straße hinunter. Sophia, meine Frau, ist diese Woche mit ihrem Vater in Edinburgh, doch wenn sie wieder zurück ist, wird sie sich sehr über deinen Besuch freuen.“
„Dann bist du ganz allein zu Hause? Du musst zum Dinner kommen! Sag ihm, dass er unbedingt mit uns zu Abend essen muss, Hugh.“
Hugh schnaubte. „Das werde ich auf keinen Fall tun. Er kommt ohnehin schon viel zu oft hierher.“
„Ich komme gern zum Dinner“, erklärte Dougal grinsend. „Vielen Dank für die Einladung, Mylady.“ Er verbeugte sich und ging zur Tür.
Nachdem sein Bruder den Raum verlassen hatte, wandte Hugh sich mit unergründlicher Miene an Triona. „Ich hätte dir schon früher von den Mädchen erzählen sollen, Catriona. Es war nur so eine heikle Angelegenheit, und ich ...“ Er zog eine Grimasse. „Es tut mir von ganzem Herzen leid.“
Das hatte sie nicht erwartet. Nach kurzem Schweigen erwiderte sie ruhig: „Ich kann mir vorstellen, dass das Thema nicht leicht in einer Unterhaltung anzusprechen ist, zumal wir ja nicht sonderlich viele Gespräche geführt haben.“
„Gerade war ich im Begriff, ein umfangreiches Geständnis abzulegen, als sie früher als erwartet wieder zu Hause eintrafen.“ Er zögerte. „Ich hätte es dir gleich zu Anfang sagen sollen, aber ich wollte bis zu unserer Ankunft warten. Hier haben wir mehr Ruhe, und auf der Reise warst du auch sehr erschöpft. Es ist nicht leicht, eine solche Neuigkeit zu verarbeiten.“
Sie maß ihn mit einem kühlen Blick. „Wenn du es mir gesagt hättest, hätte ich dich einfach nur gebeten, sie kennenlernen zu dürfen.“
Eine kleine Ewigkeit betrachtete er sie mit seinen dunklen Augen. Dann verbeugte er sich steif und erklärte: „Wie ich schon sagte, tut es mir sehr leid. In Zukunft wird es keine Geheimnisse mehr zwischen uns geben.“
„Vielen Dank. Die Sache scheint deutlich zu zeigen, dass wir möglichst viel Zeit miteinander verbringen sollten, um uns besser kennenzulernen. Wir haben kein Vertrauen zueinander, und das ist schade.“
„Wenn uns das hilft, weitere schwierige Momente zwischen uns zu vermeiden, bin ich gern dazu bereit. Tatsächlich ...“Er machte einen Schritt nach vorn und nahm ihre Hand. Warm umschlossen seine Finger die ihren, während er sie zu dem weich gepolsterten Sofa führte und ihr half, sich darauf niederzulassen. Dann griff er nach einem in der Nähe stehenden Stuhl, stellte ihn direkt vor sie und setzte sich darauf, wobei seine Knie fast gegen ihre stießen. „Wir sollten das Gespräch zu Ende führen, welches heute Morgen so plötzlich unterbrochen wurde.“
„Ich würde lieber über die Mädchen reden. Ich weiß gar nichts von ihnen.“
„Es sind meine Töchter. Was musst du denn sonst noch über sie wissen?“
Triona stützte sich mit den Händen auf ihren Knien ab und beugte sich vor. „Falls dies deine Vorstellung von einer Unterhaltung ist, MacLean, wird es noch sehr viele schwierige Momente zwischen uns geben.“
Einen Moment lang sah es so aus, als wollte er widersprechen, doch dann seufzte er. „Was willst du wissen?“
„Was auch immer du mir erzählen kannst. Es sind reizende Mädchen. Beim Frühstück schienen sie mir sehr wohlerzogen zu sein, aber auch sehr still.“
„Sie waren
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