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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Karokönig informiert …«
    »Den Scharlachroten König hat Ed …«
    »Wie auch immer«, stimmte Leydecker mit einer wegwerfenden Handbewegung zu. »Aber ich denke, den größten Teil der Zeit hat er darauf verwendet, ihm zu erklären, dass Sie der Handlanger des Teufels sind und nur ein kluger, tapferer, entschlossener Mann wie Charlie Pickering Sie von der Bildfläche verschwinden lassen könnte.«
    »Sie stellen ihn wie einen berechnenden Scheißkerl hin«, sagte Ralph. Er erinnerte sich an den Ed Deepneau, mit dem er Schach gespielt hatte, bevor Carolyn krank geworden war. Dieser Ed war ein intelligenter, wortgewandter,
zivilisierter Mann von großer Güte gewesen. Für Ralph war es immer noch unmöglich, diesen Ed mit dem in Einklang zu bringen, den er zum ersten Mal im Juli 1992 erlebt hatte. Die neue Version bezeichnete er im Geiste immer als »Kampfhahn Ed«.
    »Nicht nur wie ein berechnender Scheißkerl, sondern wie ein gemeingefährlicher berechnender Scheißkerl«, sagte Leydecker. »Für ihn war Charlie nur ein Werkzeug, wie ein Schälmesser, mit dem man einen Apfel schält. Wenn die Klinge eines Schälmessers abbricht, geht man nicht zum Scherenschleifer und lässt sich eine neue dranmachen; das ist zu viel Aufwand. Man wirft es in den Mülleimer und kauft sich stattdessen ein neues Schälmesser. So behandeln Leute wie Ed Leute wie Charlie, und da Ed zumindest im Augenblick die Friends of Life ist , glaube ich nicht, dass wir uns Gedanken machen müssten, Charlie könnte gegen Kaution rauskommen. In den nächsten paar Tagen wird er einsamer als der Kundendienstmonteur von Maytag sein. Okay?«
    »Okay«, sagte Ralph. Er stellte ein wenig entsetzt fest, dass er Mitleid mit Pickering empfand. »Ich möchte Ihnen auch dafür danken, dass Sie meinen Namen aus der Zeitung herausgehalten haben … das heißt, falls Sie dafür verantwortlich waren.«
    Der Vorfall war kurz in der Polizei-Rubrik der Derry News erwähnt worden, aber da stand nur, dass Charles H. Pickering wegen »bewaffneten Überfalls« in der öffentlichen Bücherei von Derry festgenommen worden war.
    »Manchmal bitten wir sie um einen Gefallen, manchmal bitten sie uns um einen Gefallen«, sagte Leydecker und stand auf. »So läuft das in der wirklichen Welt. Und
wenn die Irren bei den Friends of Life und die selbstgerechten Pedanten bei WomanCare das einmal begreifen würden, wäre meine Aufgabe viel leichter.«
    Ralph zog das zusammengerollte Dumbo-Plakat aus dem Papierkorb, dann stand er auf seiner Seite von Leydeckers Schreibtisch auf. »Könnte ich das haben? Ich kenne ein kleines Mädchen, dem würde das in etwa einem Jahr bestimmt gefallen.«
    Leydecker breitete überschwänglich die Arme aus. »Nur zu - betrachten Sie es als eine Art Prämie, weil Sie so ein guter Mitbürger sind. Bitten Sie mich nur nicht um meine Höschen mit offenem Schritt.«
    Ralph lachte. »Würde mir nicht im Traum einfallen.«
    »Im Ernst, ich weiß es zu schätzen, dass Sie gekommen sind. Danke, Ralph.«
    »Kein Problem.« Er streckte die Hand über den Schreibtisch aus, schüttelte Leydecker die Hand und ging zur Tür. Er kam sich auf absurde Weise wie Inspektor Columbo im Fernsehen vor - nur die Zigarre und der schäbige Trenchcoat fehlten. Er legte die Hand auf den Türknauf, dann wartete er noch einen Moment und drehte sich um. »Dürfte ich Sie etwas fragen, das überhaupt nichts mit Charlie Pickering zu tun hat?«
    »Schießen Sie los.«
    »Heute Morgen habe ich im Red Apple gehört, dass Mrs. Locher, meine Nachbarin von gegenüber, in der Nacht gestorben ist. Das ist nicht überraschend, sie hatte ein Emphysem. Aber zwischen dem Bürgersteig und ihrem Vorgarten ist Polizeiabsperrband und an der Tür ist ein Schild, auf dem steht, dass das Haus von der Polizei von Derry versiegelt wurde. Wissen Sie etwas darüber?«

    Leydecker sah ihn so lang und fest an, dass Ralph sich unbehaglich gefühlt hätte … hätte er die Aura des Mannes nicht sehen können. Nichts daran verriet ein Gefühl von Argwohn.
    Großer Gott, Ralph, du nimmst das ein bisschen zu ernst, oder nicht?
    Nun, vielleicht ja, vielleicht nein. Wie auch immer, er war froh, dass sich das grüne Flackern an den Rändern von Leydeckers Aura nicht wieder eingestellt hatte.
    »Warum sehen Sie mich so an?«, fragte Ralph. »Tut mir leid, wenn ich mich erdreistet habe, etwas Ungebührliches zu fragen.«
    »Ganz und gar nicht«, sagte Leydecker. »Es ist nur ein bisschen unheimlich, das ist alles.

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