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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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meistens im Hintergrund, machen Bilder und begrüßen einander mit dem geheimen Klubzeichen.«
    »Sie hat ihre eigenen Leibwächter, oder nicht?«
    »Ja, aber ich weiß nicht wie viele, und wie gut sie sind. Ich habe heute Morgen mit ihrem Chef gesprochen, und der kann immerhin zusammenhängend reden, aber wir müssen unsere eigenen Leute einsetzen. Fünf laut den Befehlen, die ich am Freitag bekommen habe. Das sind außer mir vier Jungs, die sich freiwillig melden, sobald ich es ihnen sage. Unsere Aufgabe ist es … warten Sie … das wird Ihnen gefallen…« - Leydecker suchte zwischen den Papieren auf seinem Schreibtisch, fand, was er suchte, und hielt es hoch -, »›… deutliche Präsenz zu beweisen und stets gut sichtbar zu sein‹.«
    Er ließ das Blatt Papier wieder sinken und sah Ralph grinsend an. Das Grinsen war nicht sehr humorvoll.
    »Mit anderen Worten, wenn jemand versucht, das Miststück zu erschießen oder ihr ein Säureshampoo zu verpassen, wollen wir, dass Lisette Benson und die anderen Vidioten wenigstens die Tatsache aufzeichnen, dass wir da waren.« Leydecker betrachtete das zusammengerollte Plakat in seinem Mülleimer und zeigte ihm den Vogel.

    »Sie verabscheuen sie, obwohl Sie die Dame gar nicht kennen, wieso?«, fragte Ralph.
    »Ich verabscheue sie nicht, Ralph; ich hasse sie, verdammt. Hören Sie, ich bin katholisch, meine liebende Mutter war katholisch, meine Kinder - sollte ich je welche bekommen - werden alle Messdiener in St. Joe’s werden. Großartig. Es ist großartig, Katholik zu sein. Sie lassen einen heutzutage sogar freitags Fleisch essen. Aber wenn Sie denken, nur weil ich katholisch bin, bin ich dafür, die Abtreibung wieder zu verbieten, liegen Sie falsch. Sehen Sie, ich bin der Katholik, der die Typen verhören muss, die ihre Kinder mit dem Gummischlauch verprügelt oder die Treppe hinuntergestoßen haben, nachdem sie sich die ganze Nacht guten irischen Whiskey hinter die Binde gekippt haben und wegen ihrer Mütter ganz sentimental geworden sind.«
    Leydecker griff in sein Hemd und zog ein kleines Goldmedaillon heraus. Er legte es auf die Finger und zeigte es Ralph.
    »Maria, Mutter Gottes. Das trage ich, seit ich dreizehn bin. Vor fünf Jahren habe ich einen Mann verhaftet, der genau dasselbe trug. Er hatte gerade seinen zweijährigen Stiefsohn gekocht. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der Typ hat einen Riesentopf Wasser aufgestellt, und als es kochte, hat er das Kind an den Knöcheln hochgehoben und in den Topf geworfen wie einen Hummer. Warum? Weil das Kind nicht aufhörte, ins Bett zu machen, sagte er uns. Ich habe den Leichnam gesehen, und ich kann Ihnen sagen, danach sehen die Bilder, die diese Recht-auf-Leben-Arschlöcher von Staubsaugerabtreibungen zeigen, nicht mehr so schlimm aus.«

    Leydeckers Stimme hatte leicht zu zittern angefangen.
    »Am deutlichsten kann ich mich daran erinnern, wie der Kerl geweint hat, wie er das Marienmedaillon um seinen Hals festgehalten und beteuert hat, dass er zur Beichte gehen wollte. Da war ich echt stolz darauf, Katholik zu sein, das kann ich Ihnen sagen, Ralph … und was den Papst angeht, bin ich der Ansicht, dass er keine Meinung zu dem Thema haben sollte, solange er nicht selbst Kinder hat oder sich zumindest einmal ein Jahr lang um Heroinbabys kümmern musste.«
    »Okay«, sagte Ralph. »Was haben Sie dann für ein Problem mit Susan Day?«
    »Sie ist eine verdammte Aufwieglerin! «, brüllte Leydecker. »Sie kommt in meine Stadt, und ich muss sie beschützen. Gut. Ich habe gute Männer, und mit einem Quäntchen Glück wird ihr Kopf noch an der richtigen Stelle sitzen und ihre Titten in die richtige Richtung zeigen, wenn sie die Stadt verlässt, aber was passiert davor? Und danach? Glauben Sie, das interessiert die auch nur im Geringsten? Und was das betrifft, glauben Sie, die Leute von WomanCare kümmern sich einen Scheißdreck um die Folgen und Begleiterscheinungen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Die Befürworter von WomanCare neigen nicht ganz so sehr zu Gewalttaten wie die Friends of Life, aber was den entscheidenden Faktor betrifft, nämlich, wie viel Scheiße sie bauen, die wir ausbaden müssen, sind sie nicht viel anders. Wissen Sie, worum es hier ging, als das alles angefangen hat?«
    Ralph versuchte, sich an seine erste Unterhaltung über Susan Day zu erinnern, die er mit Ham Davenport geführt
hatte. Einen Moment wäre er fast darauf gekommen, aber dann entwischte es ihm wieder. Die Schlaflosigkeit hatte wieder

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