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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Lochers Haus.
    Kaum zwei Stunden Schlaf heute Nacht, und wieder einmal dachte er sich, dass es besser wäre, tot zu sein. Keine Schlaflosigkeit mehr. Kein langes Warten auf die Dämmerung in diesem verhassten Sessel. Keine Tage mehr, an denen er die Welt durch den unsichtbaren Schutzschirm zu sehen schien, von dem sie immer in der Werbung für Gardol-Zahnpasta sprachen. Damals war das Fernsehen fast brandneu gewesen, zu der Zeit hatte er noch keine graue Strähne in seinem Haar gefunden und war stets fünf Minuten, nachdem er und Carol sich geliebt hatten, eingeschlafen.
    Und die Leute sagen mir immer, wie gut ich aussehe. Das ist das Unheimlichste daran.
    Aber das stimmte nicht. Wenn man einiges von dem bedachte, was er in letzter Zeit gesehen hatte, stand die Tatsache, dass einige Leute behaupteten, er würde wie ein neuer Mensch aussehen, ganz weit unten auf seiner Liste unheimlicher Vorkommnisse.

    Ralph drehte sich zu May Lochers Haus um. Laut Leydecker war das Haus versperrt gewesen, aber Ralph hatte die beiden kleinen kahlköpfigen Ärzte zur Vordertür herauskommen gesehen, er hatte sie gesehen , gottverdammt …
    Hatte er sie gesehen?
    Wirklich?
    Ralph dachte an den vergangenen Morgen zurück. Er hatte sich mit einer Tasse Tee in ebendiesem Sessel niedergelassen und gedacht: Das Stück kann beginnen. Und dann hatte er diese beiden kleinen kahlköpfigen Mistkerle herauskommen sehen, verdammt, er hatte sie aus May Lochers Haus kommen sehen!
    Aber vielleicht stimmte das gar nicht, denn er hatte eigentlich gar nicht Mrs. Lochers Haus beobachtet; er hatte mehr in Richtung des Red Apple gesessen. Er hatte die Bewegung, die er aus den Augenwinkeln wahrnahm, für Rosalie gehalten und den Kopf gedreht, um nachzusehen. Da hatte er die kleinen kahlköpfigen Ärzte auf der Veranda von May Lochers Haus gesehen. Er war sich nicht mehr sicher, ob er die offene Haustür gesehen hatte; vielleicht hatte er das einfach vorausgesetzt, warum auch nicht? Sie waren auf gar keinen Fall Mrs. Lochers Einfahrt entlanggekommen.
    Das kannst du nicht mit Sicherheit sagen, Ralph.
    Aber er konnte es. Um drei Uhr morgens war die Harris Avenue so ausgestorben wie die Mondoberfläche - die kleinste Bewegung innerhalb seines Gesichtsfelds hatte er registriert.
    Waren Doc Nr. 1 und Doc Nr. 2 zur Eingangstür herausgekommen? Je länger Ralph darüber nachdachte, desto mehr bezweifelte er es.

    Was ist dann passiert, Ralph? Sind Sie möglicherweise hinter dem unsichtbaren Schutzschild von Gardol hervorgekommen? Oder - wie wäre es damit? - vielleicht sind sie durch die Tür gelaufen, wie die Geister, die Cosmo Topper in der alten Fernsehserie heimgesucht haben!
    Und das Verrückteste war, genau das schien zuzutreffen.
    Was? Dass sie durch die SCHEISSTÜR spaziert sind? O Ralph, du brauchst Hilfe. Du musst mit jemandem darüber reden, was mit dir los ist.
    Ja. Dessen war er sich ganz sicher: Er musste mit jemandem darüber reden, bevor es ihn in den Wahnsinn trieb. Aber mit wem? Carolyn wäre die Beste gewesen, aber sie war tot. Leydecker? Das Problem hier war, Ralph hatte ihn schon wegen des Anrufs bei 911 belogen. Warum? Weil sich die Wahrheit verrückt angehört hätte. Es hätte sich sogar so angehört, als hätte er sich mit Ed Deepneaus Paranoia angesteckt wie mit einer Erkältung. Und wenn man die Situation ganz unvoreingenommen betrachtete, war das nicht die wahrscheinlichste Erklärung?
    »Aber so ist es nicht«, flüsterte er. »Sie waren real. Und die Auren auch.«
    Es ist ein langer Weg zurück ins Paradies, Liebling … und achte unterwegs auf diese grün-goldenen Fährten des weißen Mannes.
    Jemanden einweihen. Sich alles von der Seele reden. Ja. Und das sollte er tun, bevor sich John Leydecker das Band von 911 anhörte, bei ihm auftauchte und eine Erklärung verlangte. Wissen wollte, warum Ralph überhaupt gelogen hatte und was er eigentlich über den Tod von May Locher wusste.
    Jemanden einweihen. Sich alles von der Seele reden.

    Aber Carolyn war tot, mit Leydecker war er noch nicht gut genug bekannt, Helen versteckte sich irgendwo da draußen weitab vom Schuss im Unterschlupf von WomanCare, und Lois Chasse tratschte vielleicht mit ihren Freundinnen darüber. Wer blieb da noch?
    Die Antwort fiel ihm sofort ein, nachdem er die Frage formuliert hatte, aber er verspürte einen überraschenden Widerwillen dagegen, McGovern anzuvertrauen, was ihm alles widerfahren war. Er erinnerte sich an den Tag, als er Bill auf der Bank beim

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