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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Spielfiguren auf dem Schachbrett zu halten, wenn der übermütige Wind ständig versuchte, sie fortzuwehen. Ralph näherte sich dem kleinen Tisch, wo Faye Chapin für gewöhnlich Hof hielt und war ebenso wenig überrascht, unter einem Stein einen Zettel zu finden. Er hatte eine deutliche Vorstellung davon, worum es gehen würde, noch bevor er den Plastikbecher aus dem Red Apple wegstellte und den Zettel aufhob.
    Zwei Spaziergänge; zweimal den kahlköpfigen Doc mit dem Skalpell gesehen; zwei alte Leute, die an Schlaflosigkeit leiden und bunte Farbvisionen sehen; zwei Zettel. Als würde Noah die Tiere auf die Arche führen, nicht einzeln, sondern in Paaren … und wird wieder sintflutartiger Regen fallen? Was denkst du , alter Mann?
    Er wusste nicht genau, was er dachte … aber Bills Zettel war eine Art in Entstehung befindlicher Nachruf gewesen, und er hatte keinen Zweifel, dass der von Faye dasselbe sein würde. Das Gefühl, als würde er vorwärtsgetragen werden, mühelos und ohne Zögern, war so stark, dass er es nicht in Zweifel ziehen konnte; es war, als würde man auf einer unbekannten Bühne erwachen und Dialogzeilen in einem Schauspiel sprechen (oder besser gesagt, stottern), an dessen Probe man sich nicht erinnern konnte, als würde man einen Zusammenhang in etwas erkennen,
das bislang wie völliger Unsinn ausgesehen hatte, oder entdecken …
    Was entdecken?
    »Eine weitere geheime Stadt, genau das«, murmelte er. »Das Derry der Auren.« Dann beugte er sich über Fayes Zettel und las ihn, während der Wind schalkhaft mit seinem schütteren Haar spielte.

5
    Wer Jimmy Vandermeer die letzte Ehre erweisen möchte, sollte es bis spätestens morgen tun. Father Coughlin kam heute Mittag vorbei und erzählte mir, dass sich der Zustand des armen Kerls rapide verschlechtert. Aber er KANN Besucher empfangen Er liegt auf der Intensivstation des Derry Home, Zimmer 315.

    PS: Vergesst nicht, die Zeit wird knapp.
    Ralph las den Zettel zweimal, legte ihn mit dem Stein darauf wieder auf den Tisch, für den nächsten Altsemester, der hierher kam, dann blieb er einfach mit den Händen in den Taschen und gesenktem Kopf stehen und betrachtete Startbahn 3 unter seinen buschigen Brauen hervor. Ein trockenes Blatt, orangefarben wie die Halloween-kürbisse, die bald die Straßen schmücken würden, kam aus dem tiefblauen Himmel heruntergeschwebt und landete in seinem schütteren Haar. Ralph wischte es zerstreut
weg und dachte an zwei Zimmer auf der Intensivstation, zwei Zimmer nebeneinander. Bob Polhurst in einem, Jimmy V. im anderen. Und das nächste Zimmer in diesem Flur? Das war 317, das Zimmer, in dem seine Frau gestorben war.
    »Das ist kein Zufall«, sagte er leise. »Nichts von alledem ist Zufall.«
    Aber was war es? Umrisse im Nebel? Eine geheime Stadt? Beides waren bedeutungsschwangere Ausdrücke, aber sie beantworteten keine Fragen.
    Ralph setzte sich auf den Picknicktisch neben dem, auf dem Faye seine Nachricht hinterlassen hatte, zog die Schuhe aus und schlug die Beine übereinander. Der böige Wind zerzauste ihm das Haar. Er saß zwischen den fallenden Blättern, hielt den Kopf leicht gesenkt und hatte die Stirn nachdenklich gerunzelt. Er sah wie eine Winslow-Homer-Version des meditierenden Buddha mit den Händen auf den Knien aus, während er gründlich seine Eindrücke von Doc Nr. 1 und Doc Nr. 2 abwägte … und sie dann mit denen verglich, die er von Doc Nr. 3 gewonnen hatte.
    Erster Eindruck: Alle drei Docs hatten ihn an die Außerirdischen in Sensationsblättern wie Inside View und an Bilder erinnert, die stets mit »Vorstellung des Künstlers« gekennzeichnet wurden. Ralph wusste, dass diese Bilder geheimnisvoller kahlköpfiger, dunkeläugiger Besucher aus dem All viele Jahre zurückreichten; schon seit langer Zeit berichteten Menschen von Begegnungen mit kleinwüchsigen Kahlköpfen - den sogenannten »kleinen Ärzten« -, möglicherweise schon so lange, wie von UFO-Sichtungen berichtet wurde. Er war sich ziemlich sicher, dass er mindestens
einen derartigen Bericht schon in den Sechzigerjahren gelesen hatte.
    »Okay, also sind einige von diesen Burschen unterwegs«, sagte Ralph zu einem Sperling, der sich soeben auf einem der Abfalleimer des Picknickplatzes niedergelassen hatte. »Nicht nur drei Docs, sondern dreihundert. Oder dreitausend. Lois und ich sind nicht die Einzigen, die sie gesehen haben. Und …«
    Und sprachen die meisten Leute, die solche Begegnungen schilderten, nicht auch von scharfen

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