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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sie in den Fußspuren unter den Schaukeln zurück.
    [»KLOTHO! LACHESIS!«]
    Er brannte wie ein elektrischer Lichtbogen, und plötzlich floss sämtliche Kraft wie Wasser aus Lois’ Beinen heraus. Sie wich einen Schritt zurück und ließ sich auf die Parkbank fallen. Ihr drehte sich der Kopf, ihr Herz war voller Angst, und unter allem lag diese grenzenlose Erschöpfung. Ralph sah sie als gesunkenes Schiff; Lois sah
sie als Grube, um die sie in einer immer engeren Spirale gehen musste, eine Grube, in die sie am Ende fallen würde.
    [»KLOTHO! LACHESIS! EURE LETZTE CHANCE! DAS IST MEIN ERNST!«]
    Einen Augenblick tat sich gar nichts, dann gingen die Türen der Portosans unten am Hügel in perfektem Einklang auf. Klotho kam aus der mit der Aufschrift MÄNNER, Lachesis aus der mit der Aufschrift FRAUEN. Ihre Auren, gleißend grün-golden wie Libellen im Sommer, schimmerten im äschernen Licht des frühen Abends. Sie rückten zusammen, bis ihre Auren sich überlappten, dann kamen sie langsam bergauf, wobei sich ihre weiß gekleideten Schultern fast berührten. Sie sahen wie zwei ängstliche Kinder aus.
    Ralph wandte sich zu Lois um. Seine Aura loderte und brannte immer noch.
    [»Bleib hier.«]
    [»Ja, Ralph.«]
    Sie ließ ihn halb den Hügel hinuntergehen, dann nahm sie allen Mut zusammen und sprach ihn an.
    [»Aber ich werde versuchen, Ed aufzuhalten, wenn du es nicht tust. Das ist mein Ernst.«]
    Selbstverständlich, und ihre Tapferkeit rührte ihm das Herz... aber sie wusste nicht, was er wusste. Hatte nicht gesehen, was er gesehen hatte.
    Er sah einen Moment zu ihr, dann ging er zu den beiden kleinen kahlköpfigen Ärzten, die ihn mit leuchtenden, ängstlichen Augen betrachteten.

4
    Lachesis, nervös: [Wir haben Sie nicht belogen - das haben wir nicht.]
    Klotho, noch nervöser (falls das überhaupt möglich war): [Deepneau ist auf dem Weg. Sie müssen ihn aufhalten, Ralph - Sie müssen es wenigstens versuchen.]
    Tatsache ist, ich muss gar nichts, und das sieht man euren Gesichtern an, dachte er. Dann drehte er sich zu Lachesis um und stellte mit Genugtuung fest, dass der kleine kahlköpfige Mann vor seinem Blick zurückschreckte und die dunklen, pupillenlosen Augen niederschlug.
    [»Ist das so? Auf dem Dach des Krankenhauses haben Sie uns gesagt, wir sollten uns von Ed Deepneau fernhalten, Mr. L. Das haben Sie ausdrücklich betont.«]
    Lachesis wand sich unbehaglich und rang die Hände.
    [Ich … das soll heißen, wir … können uns irren. Diesmal haben wir uns geirrt.]
    Aber Ralph wusste, geirrt war nicht der passende Ausdruck dafür; einer Selbsttäuschung erlegen wäre zutreffender gewesen. Er wollte sie deshalb beschimpfen - oh, um die Wahrheit zu sagen, er wollte sie beschimpfen, weil sie ihn überhaupt erst in diese beschissene Lage gebracht hatten -, stellte aber fest, dass er es nicht konnte. Denn dem alten Dor zufolge hatte sogar ihre Selbsttäuschung dem Plan gedient; der Abstecher nach High Ridge war aus irgendeinem Grund gar kein Abstecher gewesen. Er begriff nicht, warum oder wie das sein konnte, hatte aber vor, es herauszufinden, wenn er es herausfinden konnte.
    [»Vergessen wir das vorerst einmal, meine Herren, und unterhalten uns darüber, warum das alles passiert. Wenn
ihr Hilfe von mir und Lois wollt, solltet ihr mir das besser erzählen.«]
    Sie sahen einander mit ihren großen, ängstlichen Augen an, dann wieder Ralph.
    Lachesis: [Ralph, bezweifeln Sie, dass die vielen Menschen wirklich sterben werden? Denn, falls ja …]
    [»Nein, aber ich habe es satt, dass sie mir andauernd vor Augen geführt werden. Wenn ein Erdbeben in dieser Gegend stattfinden würde, das dem Plan dient, und wenn die Zahl der Opfer bei zehntausend statt bei zweitausend und ein paar Zerquetschten liegen würde, dann würdet ihr beiden doch nicht einmal mit der Wimper zucken. Also, was ist so Besonderes an der Situation? Sagt es mir!«]
    Klotho: [Ralph, wir machen die Regeln ebenso wenig wie Sie. Wir haben gedacht, das hätten Sie verstanden.]
    Ralph seufzte.
    [»Ihr weicht schon wieder aus, und damit vergeudet ihr nur eure eigene Zeit.«]
    Klotho, unbehaglich: [Nun gut, vielleicht haben wir Sie nicht über alle Einzelheiten klar ins Bild gesetzt, aber die Zeit war knapp, und wir hatten Angst. Und Sie müssen wissen, unabhängig von allem anderen, werden diese Menschen sterben, wenn Sie Ed Deepneau nicht aufhalten!]
    [»Vergesst sie alle vorerst mal; ich will nur über eine Person etwas wissen - diejenige, die dem Plan

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