Schlaflos - Insomnia
gehört und nicht übergeben werden kann, nur weil ein unbeschriebener Pisser mit einem Kopf voll lockerer Schrauben und einem Flugzeug voller Sprengstoff daherkommt. Wen glaubt ihr, dem Zufall nicht übergeben zu können? Wen? Es ist die Day, richtig? Susan Day.«]
Lachesis: [Nein. Susan Day gehört dem Zufall. Sie geht uns nichts an, sie ist nicht unsere Sorge.]
[»Wer dann?«]
Klotho und Lachesis wechselten wieder einen Blick. Klotho nickte leicht, dann wandten sie sich beide wieder Ralph zu. Wieder streckte Lachesis Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand nach oben und erzeugte das Pfauenrad aus Licht. Diesmal sah Ralph aber nicht McGovern, sondern einen kleinen Jungen mit blonder Ponyfrisur, die ihm in die Stirn hing, und einer hakenförmigen Narbe auf dem Nasenrücken. Ralph erkannte ihn sofort - der Junge aus dem Keller von High Ridge, der mit der misshandelten Mutter. Der ihn und Lois Engel genannt hatte.
Und ein kleines Kind wird sie führen, dachte er völlig verblüfft. O mein Gott. Er sah Klotho und Lachesis ungläubig an.
[»Verstehe ich das richtig? Dies alles dreht sich nur um diesen kleinen Jungen?«]
Er rechnete mit weiteren Ausflüchten, aber die Antwort von Klotho war einfach und direkt: [Ja, Ralph.]
Lachesis: [Er hält sich gerade im Bürgerzentrum auf. Seine Mutter, deren Leben du und Lois heute Morgen auch gerettet habt, bekam vor einer knappen Stunde einen Anruf von ihrer Babysitterin, dass sie sich schlimm an einem Stück Glas verletzt hat und heute Abend doch nicht auf den Jungen aufpassen kann. Da war es selbstverständlich schon zu spät, einen anderen Babysitter zu finden, und diese Frau ist seit Wochen fest entschlossen, Susan Day zu sehen … ihr die Hand zu schütteln, wenn möglich, sie sogar zu umarmen. Sie vergöttert diese Day.]
Ralph, der sich an die verblassenden Blutergüsse in ihrem Gesicht erinnern konnte, stellte fest, dass er Verständnis für diese Vergötterung aufbrachte. Etwas anderes verstand er noch besser: Die Verletzung des Babysitters war kein Zufall gewesen. Etwas war entschlossen, den kleinen Jungen mit dem zotteligen blonden Pony und den vom Rauch geröteten Augen ins Bürgerzentrum zu bringen, und war bereit, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um dies zu erreichen. Seine Mutter hatte ihn nicht mitgenommen, weil sie eine schlechte Mutter war, sondern auch nur ein Mensch, wie alle anderen. Sie hatte ihre große Chance, Susan Day kennenzulernen, nicht verpassen wollen, das war alles.
Nein, das ist nicht alles, dachte Ralph. Sie hat ihn auch mitgenommen, weil sie glaubte, es wäre sicher, nachdem Pickering und seine Irren von Daily Bread alle tot sind. Sie musste gedacht haben, dass sie ihren Sohn schlimmstenfalls vor ein paar schilderschwingenden Abtreibungsgegnern beschützen müsste, dass sie und ihren Sohn unmöglich gleich zweimal an einem Tag der Blitz treffen konnte.
Ralph hatte zur Witcham Street gesehen. Jetzt wandte er sich wieder Klotho und Lachesis zu.
[»Seid ihr euch sicher, dass er dort ist? Ohne Zweifel?«]
Klotho: [Ja. Er sitzt neben seiner Mutter auf dem nördlichen Balkon und hat ein Poster von McDonald’s zum Anmalen und ein paar Märchenbücher dabei. Würde es Sie überraschen, dass eines der Bücher The 500 Hats of Bartholomew Cubbins ist?]
Ralph schüttelte den Kopf. Im Augenblick überraschte ihn gar nichts mehr.
Lachesis: [Deepneaus Flugzeug wird den Anschlag an der Nordseite des Bürgerzentrums ausführen. Wenn nichts unternommen wird, um es zu verhindern, wird der kleine Junge auf der Stelle sterben … und das darf nicht geschehen. Der Junge darf auf keinen Fall vor seiner planmäßigen Zeit sterben.]
5
Lachesis sah Ralph ernst an. Der blau-grüne Fächer aus Licht zwischen seinen Fingern war verschwunden.
[Wir können nicht weiter diskutieren, Ralph - er ist bereits in der Luft, keine hundert Meilen von hier. Bald wird es zu spät sein, ihn aufzuhalten.]
Daraufhin geriet Ralph fast außer sich, blieb aber dennoch gelassen stehen. Schließlich wollten sie, dass er außer sich geriet. Dass sie beide außer sich gerieten.
[»Ich sage euch, dass das alles keine Rolle spielt, bis ich nicht verstanden habe, was auf dem Spiel steht. Ich werde nicht zulassen, dass es eine Rolle spielt.«]
Klotho: [Also gut, hören Sie zu. Bisweilen kommt ein Mann oder eine Frau daher, deren Leben nicht nur Auswirkungen auf seine oder ihre direkte Umwelt hat, oder auf alle, die in der Welt der Kurzfristigen leben, sondern auch auf
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