Schlaflos - Insomnia
Explosion schnell genug da ist - wie Sie, Ralph -, dann kann man fast sehen, wie sie mit schräg gelegtem Kopf dastehen, der Musik lauschen und versuchen, wieder in den Rhythmus zu kommen.«
»Genau so war es«, sagte Ralph. » Ganz genau so.«
»Es ist ein Trick, den die Schlauen ziemlich lange durchziehen können - sie scheinen von Reue ergriffen zu sein, von ihrem eigenen Tun angewidert, entschlossen, es wiedergutzumachen. Sie sind überzeugend, sie sind charmant, und manchmal ist es fast unmöglich zu erkennen, dass sie unter dem Zuckerguss vollkommen einen an der Waffel haben. Sogar Extremfälle wie Ted Bundy schaffen es manchmal jahrelang, vollkommen normal zu wirken. Zum Glück gibt es nicht viele Typen wie Ted Bundy da draußen, trotz all dieser Psychokiller-Bücher und Filme.«
Ralph seufzte tief. »Was für ein Schlamassel.«
»Ja. Aber Sie sollten es von der positiven Seite sehen. Wir werden ihn zumindest eine Zeit lang von ihr fernhalten
können. Bis zum Abendessen wird er mit fünfundzwanzig Dollar Kaution wieder draußen sein, aber...«
»Fünfundzwanzig Dollar?«, fragte McGovern. Er hörte sich schockiert und zynisch zugleich an. »Das ist alles? «
»Jap«, sagte Leydecker. »Ich habe Deepneau das mit der schweren Körperverletzung an den Kopf geworfen, weil es sich furchterregend anhört, aber im Staat Maine ist es nur ein geringfügiges Vergehen, wenn man seine Frau verdrischt.«
»Aber es gibt einen hübschen neuen Kniff in dem Gesetz«, sagte Chris Nell, der zu ihnen kam. »Wenn Deepneau Kaution will, muss er zustimmen, dass er überhaupt keinen Kontakt mit seiner Frau haben wird, bis die Sache vor Gericht geregelt worden ist - er darf das Haus nicht betreten, sie nicht auf der Straße ansprechen, sie nicht einmal anrufen. Wenn er nicht einwilligt, bleibt er im Gefängnis.«
»Angenommen, er stimmt zu und kommt dann trotzdem zurück?«, fragte Ralph.
»Dann packen wir ihn am Arsch«, sagte Nell, »denn das ist ein Verbrechen … oder kann eines sein, wenn es der Bezirksstaatsanwalt auf die harte Tour will. Wie auch immer, wer in so einem Fall gegen die Kautionsvereinbarung verstößt, verbringt normalerweise mehr als nur einen Nachmittag im Gefängnis.«
»Und hoffentlich ist die Frau, deretwegen er diese Vereinbarung bricht, noch am Leben, bis es zur Verhandlung kommt«, sagte McGovern.
»Ja«, sagte Leydecker resigniert. »Das ist manchmal das Problem.«
3
Ralph ging nach Hause und sah etwa eine Stunde nicht in den Fernseher, sondern durch ihn hindurch. Während einer Werbepause stand er auf und suchte im Kühlschrank nach einer kalten Cola, taumelte und musste sich an einer Wand abstützen. Er zitterte am ganzen Körper und verspürte einen unangenehmen Brechreiz. Ihm war klar, es handelte sich lediglich um eine verspätete Reaktion, aber der Schwächeanfall und die Übelkeit machten ihm trotzdem Angst.
Er setzte sich wieder, holte eine Minute mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen tief Luft, stand auf und ging langsam ins Bad. Er füllte die Wanne mit warmem Wasser und legte sich hinein, bis er im Fernseher im Wohnzimmer hörte wie Harrys wundersames Strafgericht , die erste der nachmittäglichen Fernsehkomödien, anfing. Inzwischen war das Wasser in der Wanne fast kalt geworden, und Ralph stieg gern raus. Er trocknete sich ab, zog frische Sachen an und entschied, dass eine leichte Mahlzeit zumindest im Bereich des Möglichen lag. Er rief unten an, weil er dachte, McGovern würde ihm vielleicht gern auf einen Happen Gesellschaft leisten, aber er bekam keine Antwort.
Ralph stellte Wasser auf, um Eier zu kochen, und rief vom Telefon neben dem Herd das Derry Home Hospital an. Sein Anruf wurde zu einer Frau in der Aufnahme durchgestellt, die im Computer nachsah und ihm versicherte, ja, ganz recht, Helen Deepneau sei eingeliefert worden. Ihr Zustand werde als stabil beschrieben. Nein, sie habe keine Ahnung, wer sich um Mrs. Deepneaus Baby
kümmere; sie wisse nur, dass sie eine Natalie Deepneau nicht in der Liste der aufgenommenen Patienten habe. Nein, Ralph könne Mrs. Deepneau heute Abend nicht besuchen, aber nicht, weil der Arzt eine Besuchersperre verhängt habe; Mrs. Deepneau selbst habe darauf bestanden.
Warum sollte sie das tun?, wollte Ralph fragen, ließ es aber bleiben. Wahrscheinlich würde die Frau in der Aufnahme ihm sagen, dass sie diese Information leider nicht im Computer hätte, aber Ralph entschied, dass er sie in seinem Computer hätte, in dem zwischen seinen
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