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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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anderes.«
    Sie seufzte. »Ja, das wird wohl wahr sein. Es ist wahr. Wie auch immer, Gretchen sagt, ich kann Eds Probleme nicht lösen, aber ich kann anfangen, einige meiner eigenen zu lösen.« Helen fing wieder an zu weinen, dann holte sie tief Luft. »Tut mir leid - ich habe heute so oft geweint, dass ich nie wieder weinen möchte. Ich habe ihr gesagt, dass ich ihn liebte. Ich habe mich geschämt, es zu sagen, und ich bin mir nicht einmal sicher, ob es wahr ist, aber es kommt mir so vor, als wenn es wahr wäre. Ich sagte, ich wollte ihm noch eine Chance geben. Sie sagte, das würde bedeuten, dass ich auch Natalie verpflichten würde, ihm noch eine Chance zu geben, und da musste ich daran denken, wie sie da in der Küche saß, pürierten Spinat überall im Gesicht, und sich die Seele aus dem Leib schrie, während Ed mich geschlagen hat. Herrgott, ich hasse es, wie Leute wie sie einen in die Ecke treiben und nicht mehr herauslassen.«
    »Sie versucht nur, dir zu helfen, mehr nicht.«
    »Das stinkt mir auch. Ich bin sehr verwirrt, Ralph. Wahrscheinlich hast du das nicht gewusst, aber es ist so.« Ein müdes Kichern drang aus dem Telefonhörer.

    »Schon gut, Helen. Es ist völlig normal, dass du verwirrt bist.«
    »Kurz bevor sie gegangen ist, hat sie mir von High Ridge erzählt. Im Augenblick hört es sich an, als wäre das genau der richtige Ort für mich.«
    »Was ist das?«
    »Eine Art Rehazentrum - sie hat immer wieder darauf bestanden, dass es ein Haus ist, kein Asyl - für misshandelte Frauen. Was ich jetzt wohl offiziell bin.« Diesmal hörte sich das müde Kichern gefährlich nach einem Schluchzen an. »Ich kann Nat mitnehmen, wenn ich hingehe, und das macht einen Großteil des Reizes aus.«
    »Wo liegt es?«
    »Auf dem Land. Richtung Newport, glaube ich.«
    »Ja, ich glaube, ich habe davon gehört.«
    Natürlich hatte er; Ham Davenport hatte es ihm während seines Vortrags über WomanCare erzählt. Sie machen Familienberatung, sie kümmern sich um missbrauchte Frauen und Kinder; und sie leiten ein Frauenhaus drüben an der Stadtgrenze von Newport. Auf einmal schien WomanCare überall in seinem Leben zu sein. Ed hätte zweifellos eine bedrohliche Verschwörung darin gesehen.
    »Diese Gretchen Tillbury ist ein zähes Stück«, sagte Helen. »Kurz bevor sie ging, sagte sie mir, es wäre in Ordnung, dass ich Ed liebe - ›Es muss in Ordnung sein‹, sagte sie, ›denn Liebe kommt nicht aus einem Hahn, den man auf- und zudrehen kann, wann man will‹ -, aber ich dürfte nicht vergessen, dass meine Liebe ihn nicht heilen könnte, dass nicht einmal Eds Liebe zu Natalie ihn heilen könnte, und dass keine noch so große Liebe mich meiner Verantwortung für mein Kind entheben würde. Ich habe im Bett
gelegen und darüber nachgedacht. Ich glaube, im Bett zu liegen und wütend zu sein, hat mir besser gefallen. Es war auf jeden Fall einfacher.«
    »Ja«, sagte er, »das kann ich mir vorstellen. Helen, warum nimmst du nicht einfach deine Tablette und lässt es eine Weile dabei bewenden?«
    »Mach ich, aber vorher wollte ich mich bedanken.«
    »Du weißt, dass das nicht nötig ist.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das weiß«, sagte sie, und Ralph war froh, die Gefühlsregung in ihrer Stimme zu hören. Es bedeutete, dass die wahre Helen Deepneau immer noch da war. »Ich bin immer noch wütend auf dich, Ralph, aber ich bin froh, dass du nicht auf mich gehört hast, als ich dich gebeten habe, nicht die Polizei zu rufen. Es ist nur so, dass ich Angst hatte, weißt du? Angst.«
    »Helen, ich …« Seine Stimme klang belegt und brach fast. Er räusperte sich und versuchte es noch einmal. »Ich wollte nur nicht, dass du noch schlimmer verletzt werden würdest, als du es schon warst. Als ich dich mit dem blutigen Gesicht über den Parkplatz kommen sah, hatte ich solche Angst …«
    »Sprich nicht mehr davon. Bitte. Ich müsste sonst weinen, und ich kann es nicht mehr aushalten zu weinen.«
    »Okay.« Er hatte tausend Fragen über Ed, aber dies war eindeutig nicht der rechte Zeitpunkt, sie zu stellen. »Kann ich dich morgen besuchen kommen?«
    Nach kurzem Zögern sagte Helen: »Ich glaube nicht. Vorerst nicht. Ich muss viel nachdenken, mir über vieles klar werden, und das wird nicht leicht. Ich melde mich bei dir, Ralph. Okay?«

    »Natürlich. Wie du willst. Was machst du mit dem Haus?«
    »Candys Mann geht hin und schließt es ab. Ich habe ihm meine Schlüssel gegeben. Gretchen Tillbury sagt, Ed darf um nichts auf der Welt

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