Schlaflos - Insomnia
beiden riesigen, großformatigen Ohren. Helen wollte keine Besucher, weil sie sich schämte. Was geschehen war, war nicht ihre Schuld, aber Ralph bezweifelte, ob das etwas an ihrer Einstellung geändert haben würde. Sie war von der halben Harris Avenue gesehen worden, wie sie herumgetaumelt war wie ein übel zusammengeschlagener Boxer, nachdem der Ringrichter den Kampf unterbrochen hatte, sie war im Notarztwagen ins Krankenhaus gefahren worden, und ihr Mann - der Vater ihrer Tochter - war dafür verantwortlich. Ralph hoffte, sie würden ihr etwas geben, das ihr half, die Nacht durchzuschlafen; er vermutete, dass am Morgen alles etwas besser aussehen würde. Weiß Gott, viel schlimmer konnte es nicht mehr aussehen.
Verdammt, ich wünschte, jemand würde mir etwas geben, das mir hilft, die Nacht durchzuschlafen, dachte er.
Dann geh zu Dr. Litchfield, Idiot, sagte ein anderer Teil seines Verstands sofort.
Die Frau in der Aufnahme fragte Ralph, ob sie noch etwas für ihn tun könne. Ralph sagte Nein und wollte sich gerade bedanken, als es in der Leitung klickte.
»Nett«, sagte Ralph. »Wirklich nett.« Er legte ebenfalls auf, holte sich einen Esslöffel und ließ die Eier behutsam ins Wasser gleiten. Zehn Minuten später setzte er sich hin, und die gekochten Eier rutschten auf dem Teller herum wie die größten Perlen der Welt, als das Telefon läutete. Er stellte sein Essen auf den Tisch und nahm den Hörer ab. »Hallo?«
Schweigen, nur das Geräusch von Atemzügen.
»Hallo?«, wiederholte Ralph.
Ein weiterer Atemzug, diesmal fast so laut wie ein ersticktes Schluchzen, dann wieder ein Klicken in der Leitung. Ralph legte den Hörer auf und sah das Telefon einen Moment an; seine nachdenkliche Miene grub drei aufsteigende Wellenlinien in seine Stirn.
»Komm schon, Helen«, sagte er. »Ruf mich zurück. Bitte.« Dann kehrte er zum Tisch zurück, setzte sich und nahm seine kleine Junggesellenmahlzeit ein.
4
Fünfzehn Minuten später spülte er das wenige Geschirr, als das Telefon wieder läutete. Das ist sie nicht, dachte er, wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und warf es sich über die Schulter, während er zum Telefon ging. Das kann sie unmöglich sein. Wahrscheinlich ist es Lois oder Bill. Aber ein anderer Teil von ihm wusste es besser.
»Hi, Ralph.«
»Hallo, Helen.«
»Das war ich vor ein paar Minuten.« Ihre Stimme klang heiser, als hätte sie getrunken oder geweint, und Ralph
glaubte nicht, dass sie im Krankenhaus Alkohol duldeten.
»Ich dachte es mir.«
»Ich habe deine Stimme gehört und ich … ich konnte nicht …«
»Schon gut. Ich verstehe.«
»Wirklich?« Sie stieß ein langes, feuchtes Schniefen aus.
»Ich glaube, ja.«
»Die Schwester war hier und hat mir eine Schmerztablette gegeben. Die kann ich echt gebrauchen - mein Gesicht tut ziemlich weh. Aber ich wollte sie nicht nehmen, bevor ich dich angerufen und dir gesagt habe, was ich sagen muss. Schmerzen sind beschissen, aber ein ausgezeichneter Ansporn.«
»Helen, du musst gar nichts sagen.« Aber er fürchtete, dass sie es doch musste, und er hatte Angst davor, was es sein könnte … er hatte Angst, herauszufinden, dass sie beschlossen hatte, wütend auf ihn zu sein, weil sie auf Ed nicht wütend sein konnte.
»Doch, das muss ich. Ich muss mich bei dir bedanken.«
Ralph lehnte sich an den Türrahmen und machte einen Moment die Augen zu. Er war erleichtert, wusste aber nicht, was er antworten sollte. Er hatte mit seiner ruhigsten Stimme sagen wollen: Tut mir leid, Helen, dass du so denkst, so sicher war er sich gewesen, dass sie ihn als Erstes fragen würde, warum er sich nicht um seine eigenen Angelegenheiten kümmern konnte.
Und als hätte sie seine Gedanken gelesen und wollte ihn wissen lassen, dass er nicht völlig danebenlag, sagte Helen:
»Den größten Teil der Fahrt und hier in der Notaufnahme, und die erste Stunde hier im Zimmer war ich schrecklich wütend auf dich. Ich habe Candy Shoemaker angerufen, meine Freundin von der Kansas Street, und die ist hergekommen und hat Nat geholt. Sie behält sie die Nacht über bei sich. Sie wollte wissen, was passiert ist, aber ich habe es ihr nicht gesagt. Ich wollte nur hier liegen und wütend auf dich sein, weil du 911 angerufen hast, obwohl ich dich gebeten hatte, es nicht zu tun.«
»Helen …«
»Lass mich ausreden, damit ich meine Tablette nehmen und schlafen kann, okay?«
»Okay.«
»Kurz, nachdem Candy mit dem Baby gegangen war - Nat hat Gott sei Dank nicht
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