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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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und eine Kaution beantragen. Chris, bring ihn in den Wagen, ja?«
    Nell näherte sich Ed. »Werden Sie Schwierigkeiten machen, Mr. Deepneau?«
    »Nein«, sagte Ed mit derselben leisen Stimme, und Ralph sah eine Träne aus Eds rechtem Auge kullern. Er wischte sie geistesabwesend mit dem Handrücken weg. »Keine Schwierigkeiten.«
    »Prima!«, sagte Nell herzlich und ging mit ihm zu dem Streifenwagen.
    Ed warf Ralph einen Blick zu, als er den Bürgersteig überquerte. »Tut mir leid, alter Junge«, sagte er, dann nahm er auf dem Rücksitz Platz. Bevor Officer Nell die Tür zuschlug, konnte Ralph sehen, dass sie innen keinen Griff hatte.

2
    »Okay«, sagte Leydecker, drehte sich zu Ralph um und streckte die Hand aus. »Tut mir leid, wenn ich ein wenig schroff war, Mr. Roberts, aber manchmal können diese Leute unberechenbar sein. Besondere Sorgen mache ich mir bei denen, die ganz normal wirken, weil man nie weiß, was sie tun werden. John Leydecker.«
    »Johnny war mein Student, als ich noch am Community College unterrichtet habe«, sagte McGovern. Nachdem Ed nun sicher in dem Streifenwagen verwahrt war, schien er außer sich vor Erleichterung zu sein. »Guter Schüler. Hat eine ausgezeichnete Hausarbeit über den Kinderkreuzzug geschrieben.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Ralph und schüttelte Leydecker die Hand. »Und keine Bange. Sie haben mich nicht vor den Kopf gestoßen.«
    »Wissen Sie, es war Wahnsinn, hierher zu kommen und ihn damit zu konfrontieren«, sagte Leydecker fröhlich.
    »Ich war stinksauer. Ich bin immer noch stinksauer.«
    »Das kann ich verstehen. Und es ist Ihnen nichts passiert - nur darauf kommt es an.«
    »Nein, auf Helen kommt es an. Auf Helen und das Baby.«
    »Dem stimme ich zu. Erzählen Sie mir, worüber Sie und Mr. Deepneau gesprochen haben, bevor wir eingetroffen sind, Mr. Roberts … oder darf ich Sie Ralph nennen?«
    »Ralph, bitte.« Er wiederholte seine Unterhaltung mit Ed und versuchte, sich kurzzufassen. McGovern, der einen Teil gehört hatte, aber nicht alles, hörte schweigend mit großen Augen zu. Jedes Mal, wenn Ralph ihn ansah, wünschte
er sich, Bill würde seinen Panamahut tragen. Ohne ihn sah er älter aus. Fast uralt.
    »Nun, das hört sich auf jeden Fall ziemlich verschroben an, was?«, bemerkte Leydecker, als Ralph geendet hatte.
    »Was wird jetzt passieren? Kommt er ins Gefängnis? Er gehört nicht ins Gefängnis, er gehört in eine geschlossene Anstalt.«
    »Wahrscheinlich schon«, stimmte Leydecker zu, »aber sollte und wird liegen sehr weit auseinander. Er wird nicht ins Gefängnis kommen, und sie werden ihn auch nicht ins Sunnyvale Sanatorium abtransportieren - so etwas passiert nur in alten Filmen. Wir können im günstigsten Fall darauf hoffen, dass das Gericht eine Therapie anordnet.«
    »Aber hat Ihnen Helen denn nicht erzählt …«
    »Die Dame hat uns gar nichts erzählt, und wir haben nicht versucht, sie in dem Laden zu verhören. Sie litt große Schmerzen, körperlich wie seelisch.«
    »Ja, selbstverständlich«, sagte Ralph. »Dumm von mir.«
    »Später bestätigt sie vielleicht das, was Sie gesagt haben … vielleicht aber auch nicht. Opfer häuslicher Gewalt neigen häufig dazu, stumm wie Austern zu werden, wissen Sie. Glücklicherweise spielt das unter dem neuen Gesetz so oder so keine Rolle. Wir haben ihn mit dem Rücken an der Wand festgenagelt. Sie und die junge Dame unten im Laden können Mrs. Deepneaus Zustand bestätigen, und wer sie nach eigener Aussage so zugerichtet hat. Ich kann aussagen, dass der Ehemann des Opfers Blut an den Händen hatte. Und am allerbesten, er hat die magischen Worte gesprochen: ›Mann, ich kann nicht glauben, dass ich sie geschlagen habe.‹ Ich hätte gern, dass Sie vorbeikommen - wahrscheinlich morgen Vormittag, wenn Ihnen das recht
ist -, damit ich Ihre vollständige Aussage zu Protokoll nehmen kann, Ralph. Aber das heißt nur, ich werde die freien Stellen ausfüllen. Im Grunde genommen ist die Sache gelaufen.«
    Leydecker nahm den Zahnstocher aus dem Mund, zerbrach ihn, warf ihn in den Rinnstein und holte die Packung wieder heraus. »Zahnstocher?«
    »Nein danke«, sagte Ralph mit verhaltenem Lächeln.
    »Kann ich Ihnen nicht verdenken. Scheißangewohnheit, aber ich versuche, mir das Rauchen abzugewöhnen, was noch schlimmer ist. Das Problem mit Typen wie Deepneau ist, sie sind schlauer als gut für sie ist. Sie drehen durch, verletzen jemand, und dann machen sie einen Rückzieher. Wenn man nach der

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