Schlaflos - Insomnia
einmal angesehen und gewusst, dass Ed Deepneau der Anrufer war?
Das ist doch Unsinn, Ralph. Du glaubst, dass es Ed ist, weil dir Ed im Moment nicht aus dem Kopf geht … und weil du so müde bist, dass du schon ganz wunderlich im Kopf wirst. Los doch, nimm ab, wirst schon sehen. Es ist nicht das verräterische Herz, nicht einmal das verräterische Telefon. Wahrscheinlich ist es ein Typ, der dir ein Zeitschriftenabo verkaufen will, oder die Dame von der Blutbank, die sich wundert, warum du schon lange nicht mehr dort warst.
Aber er wusste es besser.
Ralph nahm den Hörer ab und sagte Hallo.
7
Keine Antwort. Aber es war jemand dran; Ralph konnte das Atmen hören.
»Hallo?«, rief er noch einmal.
Immer noch keine sofortige Antwort, und er wollte gerade ankündigen: Ich lege jetzt auf, als Ed Deepneau sagte: »Ich habe wegen deinem Mund angerufen, Ralph. Er versucht, dich in Schwierigkeiten zu bringen.«
Der kalte Schauer auf seinem Rücken war kein Schauer mehr, sondern eine dünne Eisschicht, die ihn vom Nacken bis zum Steißbein überzog.
»Hallo, Ed. Ich hab dich heute in den Nachrichten gesehen.« Etwas anderes fiel ihm nicht ein. Seine Hand schien den Telefonhörer nicht zu halten, sondern sich daran zu klammern.
»Unwichtig, alter Junge. Hör mir nur gut zu. Ich hatte einen Besuch von diesem breiten Detective, der mich letzten Sommer verhaftet hat - Leydecker. Er ist gerade eben gegangen.«
Ralph rutschte das Herz in die Hose, aber nicht so tief, wie er befürchtet hatte. Schließlich war es nicht überraschend, dass Leydecker Ed besucht hatte, oder? Er hatte sich sehr für Ralphs Schilderung der Konfrontation beim Flughafen im Sommer 1992 interessiert. Wirklich sehr.
»Tatsächlich?«, fragte Ralph gelassen.
»Detective Leydecker scheint den Eindruck zu haben, dass ich denke, Leute - möglicherweise irgendwelche übernatürlichen Wesen - karrten Föten auf Lastwagen und Pickups aus der Stadt. Was für ein Lacher, hm?«
Ralph stand neben dem Sofa, zog die Telefonleitung rastlos zwischen den Fingern hindurch und stellte fest, dass er dunkelrotes Licht wie Schweiß aus dem Kabel quellen sehen konnte. Das Licht pulsierte im Rhythmus von Eds Worten.
»Du hast aus dem Nähkästchen geplaudert, alter Junge.«
Ralph schwieg.
»Es hat mir nichts ausgemacht, dass du die Polizei gerufen hast, nachdem ich dem Flittchen die Lektion erteilt habe, die sie wahrlich verdiente«, sagte Ed zu ihm. »Das habe ich auf, nun, großväterliche Fürsorge zurückgeführt. Oder vielleicht hast du gedacht, wenn sie dir dankbar genug ist, lässt sie sich vielleicht auf einen Gnadenfick mit dir ein. Schließlich bist du alt, aber noch nicht gerade reif für den Dino-Park. Vielleicht hast du gedacht, dass du zumindest mal einen Finger reinstecken dürftest.«
Ralph sagte nichts.
»Richtig, alter Junge?«
Ralph sagte nichts.
»Glaubst du, du kannst mich mit der Schweigenummer aus der Fassung bringen? Vergiss es.« Aber Ed hörte sich doch aus der Fassung gebracht an, klang verunsichert. Es war, als hätte er den Anruf mit einem bestimmten Drehbuch im Kopf unternommen, und Ralph weigerte sich nun, seine Dialogzeilen zu sprechen. »Das kannst du nicht … du solltest besser nicht …«
»Dass ich die Polizei angerufen habe, nachdem du Helen verprügelt hattest, hat dich nicht beunruhigt, aber dein Gespräch heute mit Leydecker offensichtlich schon. Warum nur, Ed? Stellst du dein Verhalten endlich infrage? Und möglicherweise deinen Verstand?«
Nun war es an Ed, zu schweigen. Schließlich flüsterte er schroff: »Wenn du das nicht ernst nimmst, Ralph, wäre das dein größter Fehler …«
»Oh, ich nehme es ernst«, sagte Ralph. »Ich habe gesehen, was du heute getan hast, ich habe gesehen, was du letzten Monat deiner Frau angetan hast … und ich habe gesehen, was du vor einem Jahr draußen beim Flughafen gemacht hast. Jetzt weiß es die Polizei auch. Ich habe dir zugehört, Ed, und jetzt hörst du mir zu. Du bist krank. Du hast eine Art Nervenzusammenbruch gehabt, du hast Wahnvorstellungen …«
»Ich muss mir deine Scheiße nicht anhören!« Ed schrie beinahe.
»Nein, das musst du nicht. Du kannst auflegen. Schließlich ist es dein Geld. Aber bis du das tust, werde ich dich weiter damit plagen. Weil ich dich gern gehabt habe, Ed, und ich möchte dich wieder gern haben können. Du bist ein kluger Kerl, Wahnvorstellungen hin oder her, und ich glaube, du verstehst mich: Leydecker weiß Bescheid, und Leydecker wird dich
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