Schlag auf Schlag
Platz und sah sich ein Flutlichtspiel an. An den ersten Turniertagen nahm dort meist ein topgesetzter Spieler einen Qualif'ikanten auseinander.
Myron parkte am Shea Stadium und überquerte die Fußgängerbrücke über die Linie 7. Jemand hatte eine Kabine mit einem Radar-Messgerät aufgestellt, in der die Zuschauer die Geschwindigkeit ihres Aufschlags messen lassen konnten. Sie hatte regen Zulauf. Auch die Schwarzhändler machten gute Geschäfte. Genau wie die Typen, die nachgemachte US-Open-T-Shirts verkauften. Die Imitate kosteten nur fünf Dollar, die Originale hinter den Eingangstoren hingegen 25 . Oberflächlich betrachtet kein schlechtes Geschäft. Allerdings passten die gefälschten T-Shirts nach der ersten Wäsche höchstens noch einer Barbie-Puppe. Aber immerhin.
Pavel Menansi war in der Spieler-Loge, in der Myron und Win vormittags gesessen hatten. Es war viertel vor sieben. Das letzte Tagesmatch war zu Ende. Das erste Abendmatch mit Pavels neuestem Schützling, der 14-jährigen Janet Koffman, fing frühestens in einer halben Stunde an. Am Übergang von der Tages- zur Abendsession liefen die Leute ein wenig herum. Myron entdeckte den Ordner vom Vormittag.
»Wie geht's denn so, Mr. Bolitar?«, sagte der Ordner.
»Gut, Bill. Ich will nur schnell einem Freund Hallo sagen.«
»Klar, null Problemo, tun Sie das.«
Myron ging die Treppe hinab. Ohne Vorwarnung trat ihm ein Mann in einem blauen Blazer mit Piloten-Sonnenbrille in den Weg. Er war groß - gut einsneunzig bei knapp 100 Kilo — etwa
Myrons Format. Sein ordentlich gekämmtes Haar umrahmte ein angenehmes, wenn auch unerbittliches Gesicht. Er dehnte seine Brust bis auf die Breite eines Squashcourts und versperrte Myron so den Weg.
Seine Stimme sagte: »Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?«, sein Tonfall befahl jedoch: Mach DICH vom Acker, Junge.
Myron sah ihn an. »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie wie Jack Lord aussehen?«
Keine Reaktion.
»Sie wissen schon«, sagte Myron. »Jack Lord. Hawaii 5-0?«
»Ich muss Sie bitten zu geben, Sir.«
»Das ist keine Beleidigung. Viele Menschen finden Jack Lord sehr attraktiv.«
»Sir, dies ist das letzte Mal, dass ich Sie freundlich bitte zu gehen.«
Myron betrachtete sein Gesicht. »Sie haben sogar dieses mürrische Jack-Lord-Grinsen. Erinnern Sie sich daran?« Myron imitierte es für ihn, für den Fall, dass er die Serie nicht gesehen haben sollte.
Das Gesicht zuckte. »Okay, Kumpel, jetzt aber hurtig.«
»Ich möchte nur einen Augenblick mit Mr. Menansi sprechen.«
»Ich fürchte, das ist jetzt nicht möglich.«
»Oh, in Ordnung.« Er sprach etwas lauter. »Dann richten Sie Mr. Menansi aus, dass Duane Richwoods Agent etwas Wichtiges mit ihm besprechen wollte. Aber wenn er kein Interesse hat, suche ich mir jemand anders.«
Pavel Menansis Kopf fuhr wie an einem Faden gezogen herum. Sein Lächeln flammte auf wie ein Feuerzeug. Er erhob sich, die Augen halb geöffnet, und seine ganze Person versprühte diesen fremdländischen Charme, den manche Frauen unwiderstehlich, andere unbeschreiblich widerwärtig finden. Pavel war Rumäne, einer der Original Bad Boys des Tennis, und früherer Doppelpartner von Ilie »Nasty« Nastase. Er ging auf die fünfzig zu. Sein Gesicht war so braun gebrannt, dass er fast schon ledrig wirkte. Wenn er lächelte, meinte man, das Leder knarren zu hören.
»Entschuldigen Sie«, sagte er. Seine Stimme war sanft - ein Gemisch aus Rumänisch, Amerikanisch und Ricardo Montalban, wenn er vom korinthischen Leder der Chrysler-Sitzbezüge schwärmte. »Sie sind Myron Bolitar, nicht wahr?«
»Der bin ich.«
Mit einem Nicken bedeutete er Jack Lord, Myron durchzulassen. Big Jack war nicht sehr erfreut, ging jedoch aus dem Weg. Sein Körper schwang wie ein Metalltor zur Seite, sodass Myron an ihm vorbeikonnte. Pavel Menansi streckte ihm die Hand entgegen. Im ersten Moment dachte Myron, er solle sie küssen, es wurde dann aber doch ein kurzes Händeschütteln daraus.
»Bitte«, sagte Pavel. »Nehmen Sie Platz, Hier, neben mir.«
Derjenige, der dort gerade noch gesessen hatte, machte sich schleunigst aus dem Staub. Myron setzte sich. Pavel auch. »Entschuldigen Sie bitte den Übereifer meines Leibwächters, aber Sie müssen verstehen. Die Leute, sie wollen Autogramme, die Eltern, sie wollen über das Spiel ihres Kindes reden. Aber hier« - er breitete die Arme aus - »ist weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt.«
»Ich verstehe«, sagte Myron.
»Ich habe viel
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