Schlag auf Schlag
von Ihnen gehört, Mr. Bolitar.«
»Bitte nennen Sie mich Myron.«
Pavel lächelte ein Raucherlächeln minus angemessene Zahnhygiene. »Nur wenn Sie mich Pavel nennen.«
»Gebongt.«
»Gut. Sie haben Duane Richwood entdeckt, war es nicht so?«
»Man hat mich auf ihn aufmerksam gemacht.«
»Aber Sie haben sein Potenzial als Erster erkannt«, beharrte
Pavel. »Er hat keine Junioren-Turniere gespielt und war auch nicht auf dem College. Deshalb haben ihn die großen Agenturen übersehen, habe ich Recht?«
»Möglich.«
»Damit haben Sie jetzt einen Spitzentennisspieler als Klienten. Sie stehen jetzt in Konkurrenz mit den ganz Großen, ja?«
Myron wusste, dass Pavel Menansi mit TruPro, einer der größten Sportagenturen des Landes, zusammenarbeitete. Nur weil jemand mit TruPro arbeitete, hieß es nicht automatisch, dass er ein Halunke war, ein gewisser Anfangs verdacht ließ sich jedoch nicht von der Hand weisen. TruPro verdiente Millionen an dieser Kooperation - nicht so sehr wegen seines Trainings, sondern durch die Vermittlung der jungen Nachwuchsspieler. Wenn sie acht bis zehn Jahre alt waren, hatte Pavel eine fast hypnotische Macht über die Wunderkinder, was TruPro beim Abschluss von Verträgen einen fast uneinholbaren Vorsprung verschaffte. TruPro hatte nie als besonders seriöse Agentur gegolten - was auch fast ein Widerspruch in sich selbst war — doch im letzten Jahr hatte die New Yorker Mafia, namentlich die berüchtigten Brüder Ache, sie unter ihre Fittiche genommen. Die Brüder waren in sämtlichen bei der Mafia beliebten Sparten aktiv: Drogen, Glücksspiel, Prostitution, Erpressung, Wetten. Reizende Jungs, diese Aches.
»Ihr Duane Richwood«, fuhr Pavel fort. »Er hat sehr gut gespielt heute. Sehr gut, wirklich. Sein Potenzial kennt keine Grenzen. Finden Sie nicht?«
»Er arbeitet sehr hart«, sagte Myron.
»Oh, das kann ich mir vorstellen. Sagen Sie, Myron, wer trainiert Duane zurzeit?« Er sagte zwar zurzeit, es klang aber mehr wie bisher.
»Henry Hobman.«
»Ah.« Pavel nickte enthusiastisch, als hätte er die Antwort auf ein komplexes Problem erhalten, das ihn schon lange beschäftigte. Er wusste natürlich, wer Duanes Trainer war. Wahrscheinlich hätte Pavel die Trainer sämtlicher Spieler der Tour aufzählen können. »Henry Hobman ist ein guter Mann, Ein kompetenter Trainer.« Als er kompetent sagte, klang es eher wie miserabel.
»Aber ich glaube, ich könnte ihm helfen, Myron.«
»Ich bin nicht hier, um über Duane zu sprechen«, sagte Myron.
Pavels Gesicht verdunkelte sich ein wenig. »Oh?«
»Ich möchte über einen anderen Klienten reden. Oder, um genauer zu sein, eine ehemalige potenzielle Klientin.«
»Und wer wäre das?«
»Valerie Simpson.«
Myron wollte Pavels Reaktion sehen. Die fiel heftig aus. Er senkte den Kopf und legte ihn in die Hände. »Oh mein Gott.«
Die Loge erbebte vor übertriebener Anteilnahme. Tröstende Hände klopften auf Pavels Schultern und tiefe, beruhigende Stimmen murmelten seinen Namen. Aber Pavel schob sie beiseite. Sehr tapfer.
»Valerie ist vor ein paar Tagen bei mir gewesen«, fuhr Myron fort, »Sie wollte ein Comeback versuchen.«
Pavel holte tief Luft. Er zog eine ziemliche Show ab, um zu zeigen, wie schwer es ihm fiel, sich zusammenzureißen. Als er sich wieder soweit im Griff hatte, sagte er: »Das arme Kind, Ich kann's gar nicht fassen. Ich kann gar nicht...« Er verstummte. Wieder überwältigt. Dann: »Wissen Sie, ich war ihr Trainer. In ihren erfolgreichen Jahren.«
Myron nickte.
»Dass sie einfach so abgeknallt wird. Wie ein Mund.« Er schüttelte theatralisch den Kopf.
»Wann haben Sie Valerie zum letzten Mal gesehen?«
»Vor ein paar Jahren«, sagte er.
»Haben Sie sie nach ihrem Nervenzusammenbruch noch mal gesehen?«
»Nein, seit sie in. der Klinik war nicht mehr.«
»Haben Sic mit ihr gesprochen? Vielleicht telefoniert?«
Wieder schüttelte Pavel den Kopf. Dann senkte er ihn. »Ich fühle mich schuldig für das, was mit ihr geschehen ist. Ich hätte besser auf sie aufpassen müssen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Wenn man ein so junges Mädchen trainiert, hat man eine Verantwortung, die weit über das hinausgeht, was auf dem Platz passiert. Sie war noch ein Kind - ein Kind, das im Licht der Öffentlichkeit aufwuchs. Die Zeitungen, das sind doch Wilde, nicht wahr? Sie verstehen nicht, was sie den Menschen antun - nur weil sie ihre Auflage erhöhen wollen. Ich habe versucht, ein paar von den Schlägen abzufedern. Ich
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