Schlag auf Schlag
einem Klassiker gesprochen.
Bis Duane alle Gratulationen und Pressetermine hinter sich gebracht hatte, war es spät geworden. Jess hatte sich Myrons Wagen geliehen, um ihre Mutter zu besuchen. Win setzte Myron am Büro ab. Esperanza war noch da.
»Großer Sieg«, sagte sie.
»Ja.«
»Die ersten beiden Sätze hat Duane beschissen gespielt.«
»Er war gestern lange unterwegs«, sagte Myron. »Was liegt an?«
Esperanza reichte ihm einen Stapel Zettel. »Ehevertrag für Jerry Prince. Letzte Fassung.«
Ah, einer der heiß geliebten Eheverträge. Ein notwendiges Übel. Myron hasste es, sie seinen Klienten zu empfehlen. Bei einer Hochzeit sollte es um Liebe und Romantik gehen. Ein Ehevertrag war, offen gesagt, ungefähr so romantisch wie das Katzenklo sauberzulecken. Myrons Aufgabe bestand jedoch nun einmal darin, das finanzielle Wohlergehen seiner Klienten zu schützen. Zu viele dieser Ehen endeten in schnellen Scheidungen. Goldgräberei hatte man das früher genannt. Myrons Vorsicht wurde manchmal für Sexismus gehalten, doch es war keiner. Gut verdienenden Profi-Sportlerinnen riet er das Gleiche.
»Und sonst?«, fragte er.
»Emmett Roberts möchte, dass du ihn anrufst. Er ist dabei, sich einen Wagen zu kaufen, und braucht deinen Rat.«
Myron fuhr einen Ford Taurus. Er sah kaum Chancen, im »Motor Trenti«-Magazin zum Mann des Jahres gewählt zu werden.
Emmett war einer der unzähligen Basketballspieler, die es nicht so recht geschafft hatten. Er bekam von Zeit zu Zeit einen Kurzzeitvertrag bei dem einen oder anderen NBA-Team, den er vorwiegend auf der Bank absaß, und war ansonsten einer der Stars in der Continental Basketball Association - einer Art zweiter Basketball-Liga, in der die Spieler nichts anderes tun, als bei den NBA-Scouts Eindruck zu schinden. Das gelingt nur den Wenigsten. Es gibt allerdings Ausnahmen. John Starks und Anthony Mason von den New York Knicks, um nur zwei zu nennen. Doch im Großen und Ganzen waren die Sportarenen der CBA eines jener Sammelbecken für geplatzte Träume, die unterste Sprosse der Leiter, bevor man ganz abrutscht.
Myron blätterte seine Rolodex-Kartei durch. Esperanza pflegte sie ausgezeichnet, sodass sie immer in alphabetischer Reihenfolge und auf neuestem Stand war. Raston. Ratner. Rexteil. Rippard. Roberts. Da war er. Emmett Roberts.
Myron stutzte.
»Wo ist Duanes Karte?«, fragte er.
»Was?«
Myron blätterte schnell noch die anderen Rs durch. »Duane Richwood ist nicht in meiner Adresskartei. Kann es sein, dass du die Karte falsch einsortiert hast?«
Mit einem finsteren Blick schloss sie diese Möglichkeit aus. »Guck dich um. Wahrscheinlich liegt sie irgendwo auf deinem Schreibtisch.«
Sie lag nicht auf dem Schreibtisch. Myron versuchte es bei den Ds. Kein Duane.
»Ich schreib dir eine Neue«, sagte sie und ging zur Tür. »Kannst ja mal versuchen, die nicht zu verlieren.«
»Allerherzlichsten Dank«, sagte er. Trotzdem kam ihm das mit der fehlenden Karte komisch vor. Noch so ein Zufall, an dem Duane beteiligt war? Er wählte Emmett Roberts' Telefonnummer. Emmett war sofort am Apparat.
»Hey, Myron. Wie läuft's?«
»Gut, Emmett. Was hat das mit dem Autokauf auf sich?«
»Ich hab heut 'nen Porsche gesehen. Rot. Echt heiße Kiste.
Siebzig Riesen. Ich hab überlegt, dass ich mir den vom Playoff- Bonus kaufe.«
»Ja, wenn du das möchtest«, erwiderte Myron.
»Mann, du klingst ja wie meine Mutter. Ich will wissen, was du davon hältst.«
»Kauf dir was Billigeres«, sagte Myron. »Was viel Billigeres.«
»Aber der Wagen ist so was von heiß, Myron. Wenn du ihn sehen könntest...«
»Dann kauf ihn, Emmett. Du bist erwachsen. Du brauchst meinen Segen nicht.« Myron zögerte. »Hab ich dir je von Norm Booker erzählt?«
»Von wem?«
Wie schnell sie doch vergessen.
»Ich war so fünfzehn oder sechzehn«, sagte Myron, »und hab in diesem Sommer-Camp in Massachusetts gearbeitet. Das war das Trainingslager der Boston Celtics. Die haben da ihre Rookies getestet. Ich hab denen damals die Handtücher hinterhergetragen und so. Ich bin vielen begegnet, die von den Celtics gedraftet worden waren und dann da trainiert und vorgespielt haben. Cedric Maxwell. Larry Bird. Als ich das das erste Mal gemacht habe, hatten die Celtics jedenfalls in der ersten Runde einen Typen namens Norm Booker gedraftet. Ich glaube, er kam von der Iowa State University.«
»Ja. Und?«
»Norm war ein fantastischer Spieler. Etwas über zwei Meter groß, fließende Bewegungen,
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