Schlag auf Schlag
Jahre. Ein paar malten. Einige bauten eine Burg aus Würfelzucker. Ein ungefähr sechs Jahre alter Junge streckte Myron die Zunge heraus. »Keine Angst, sie sind nicht selbst gebacken. Ich kann nicht für fünf Cent backen und kochen.«
»Ach, wenn Sie so fragen, ein paar Kekse nehme ich gern.«
Sie lächelte. »Seit ich in Rente bin, arbeite ich als Tagesmutter. Ich hoffe, das stört Sie nicht.«
»Nicht im Geringsten.«
Mrs. Elright ging in die Küche. Der kleine Junge wartete, bis sie das Zimmer verlassen hatte. Denn streckte er Myron wieder die Zunge heraus. Myron tat es ihm gleich. Mr. Sittliche Reife. Der Junge kicherte.
»Nehmen Sie Platz, Myron. Setzen Sie sich da rüber.« Sie schob Spielzeug und ähnliche Utensilien vom Sofa. Auf dem Teller lagen lauter Keksklassiker: Oreo, Chips Ahoy. Fig Newtons.
»Greifen Sie zu«, sagte sie.
Myron nahm sich einen Keks. Der kleine Junge stand hinter Mrs. Elright, sodass sie ihn nicht sehen konnte. Wieder streckte er die Zunge heraus. Ohne auch nur einen Blick hinter sich zu werfen, mahnte Mrs. Elright: »Gerald, wenn du noch einmal die Zunge rausstreckst, hole ich die Rosenschere und schneide sie ab.«
Gerald rollte seine Zunge wieder ein. »Was ist eine Rosenschere?«
»Nicht so wichtig. Geh rüber und spiel mit den anderen, hörst du? Und fang keinen Streit an.«
»Ja, Ma'am.«
Als er außer Hörweite war, sagte Mrs. Elright: »In dem Alter mag ich sie am liebsten. Wenn sie älter werden, brechen sie einem das Herz.«
Myron nickte und klappte die beiden Kekshälften eines Oreo auseinander. Er leckte die Creme-Füllung nicht heraus. Sehr erwachsen.
»Ihre Freundin Esperanza«, fing Mrs. Elright an, während sie sich einen Fig Newton nahm, »sie sagte, Sie wollten etwas über Curtis Yeller wissen.«
»Ja, Ma'am.« Er gab ihr den Zeitungsartikel. »Sind die Zitate richtig?«
Sie nahm die umgehängte Halbbrille von ihrem umfangreichen Busen, setzte sie auf und überflog den Artikel. »Ja, das habe ich gesagt.«
»Haben Sie es auch so gemeint?«
»Es war nicht einfach nur so dahergesagt, wenn Sie das meinen. Ich habe siebenundzwanzig Jahre an der High-School unterrichtet. Viele meiner Schüler sind in dieser Zeit im Gefängnis gelandet. Und nicht wenige sind auf der Straße umgekommen. Und über die habe ich nie mit jemandem von der Presse gesprochen. Sehen Sie diese Narbe?« Sie zeigte auf ihren riesigen fleischigen Bizeps.
Myron nickte.
»Ein Messerstich. Von einem Schüler. Man hat auch einmal auf mich geschossen. Ich habe mehr Waffen konfisziert als jedes Metallsuchgerät.« Sie senkte den Arm. »Das meinte ich, als ich gesagt habe, dass ich sie in dem Alter am liebsten mag. Da sind sie noch nicht so.«
»Aber Curtis war anders.«
»Curtis war nicht nur ein anständiger Junge«, sagte sie, »er war einer der besten Schüler, die ich je hatte. Er war immer freundlich und hat nie auch nur den geringsten Ärger gemacht. Nicht dass Sie mich falsch verstehen, er war kein Muttersöhnchen. Er war bei seinen Mitschülern angesehen und beliebt. Gut in allen möglichen Sportarten. So einen findet man nicht noch einmal.«
»Was war mit seiner Mutter?«, fragte Myron. »Wie war sie so?«
»Deanna?« Lucinda setzte sich etwas aufrechter hin. »Eine gute Frau. Wie so viele dieser jungen Mütter heutzutage. Allein erziehend. Stolz. Hat getan, was sie tun musste, um durchzukommen.
Aber Deanna war klug. Sie hat Grenzen gesetzt. Curtis musste abends zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein. Das können sich viele Jugendliche heute gar nicht mehr vorstellen. Vor ein paar Tagen ist ein zehnjähriger Junge um drei Uhr nachts erschossen worden. Jetzt sagen Sie mir, Myron, was hat ein Zehnjähriger um drei Uhr nachts auf der Straße zu suchen?«
»Wenn ich das wüsste.«
Sie winkte ab. »Ist ja auch egal, Sie sind nicht hier, um sich das Gejammer einer alten Frau anzuhören.«
»Ich habe Zeit.«
»Sie sind ein netter Mann, Myron, aber es gibt bestimmt einen Grund für Ihren Besuch. Einen guten Grund, wie ich annehme.«
Sie sah Myron an. Er nickte, sagte jedoch nichts.
»Also«, fuhr sie fort und schlug sich mit den Handflächen auf die Oberschenkel, »wo waren wir?«
»Deanna Yeller.«
»Stimmt. Deanna. Wissen Sie, an die muss ich auch oft denken. Sie war so eine fürsorgliche Mutter. Sie ist zu jedem Tag der offenen Tür gekommen. Und Elternabende waren eine Art Hobby für sie. Sie hat sich richtig in all dem Lob für ihren Jungen geaalt.«
»Haben Sie sie seit
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