Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlag auf Schlag

Schlag auf Schlag

Titel: Schlag auf Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
Vom Netzwerk:
seinem Tod noch einmal gesehen?«
    »Nein.« Sie schüttelte energisch den Kopf und seufzte. »Von der armen Deanna habe ich nichts mehr gehört. Weder beim Begräbnis noch sonst irgendwann. Ich habe ein paarmal bei ihr angerufen, aber da ist niemand ans Telefon gegangen. Wie vom Erdboden verschluckt. Aber ich verstehe das. Sie hat es immer schwer gehabt. Von Anfang an. Haben Sie gewusst, dass sie früher angeschafft hat?«
    »Nein, das ist mir neu. Wann?«
    »Oh, das ist lange her. Sie weiß gar nicht genau, wer eigentlich Curtis' Vater war. Aber sie hat aufgehört. Hat sich eigenhändig aus dem Sumpf gezogen. Hat gearbeitet wie ein Hund und jeden Job angenommen, den sie kriegen konnte. Nur für ihren Jungen. Und dann, einfach so...« Sie schüttelte den Kopf. »Tot.«
    »Kannten Sie Errol Swade?«, fragte Myron.
    »Gerade gut genug, um zu wissen, dass er ein Problemfall war. Hat immer wieder im Gefängnis gesessen. Er war Deannas Neffe. Ihre Schwester war rauschgiftsüchtig. Ist an einer Überdosis Heroin gestorben. Deanna musste Errol zu sich nehmen. Er gehörte zur Familie. Sie war eine verantwortungsbewusste Frau.«
    »Wie ist Errol mit Curtis klargekommen?«
    »Eigentlich haben sie sich ganz gut verstanden - wenn man bedenkt, wie verschieden sie waren.«
    »Na ja, so verschieden waren sie ja dann vielleicht doch nicht«, wandte Myron ein.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Errol hat Curtis dazu gebracht, in den Tennisclub einzubrechen.«
    Lucinda Elrights sah ihn einen Moment lang an, dann nahm sie sich einen Keks und fing an, daran herumzuknabbern. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Aber Myron, das glauben Sie doch selbst nicht«, sagte sie. »Sie sind ein kluger Bursche. Und das war Curtis auch. Was hätte er da klauen sollen? Nachts einen Tennisclub auszurauben ist doch Blödsinn. Überlegen Sie doch mal.«
    Das hatte Myron schon getan. Er freute sich zu hören, dass er nicht er Einzige war, dem der offizielle Tathergang nicht geheuer war. »Und was ist Ihrer Meinung nach passiert?«
    »Darüber habe ich lange nachgedacht, aber ich weiß es auch nicht. Mir kommt der ganze Abend ziemlich komisch vor. Ich glaube inzwischen, dass man Curtis und Errol die Schuld in die Schuhe geschoben hat. Selbst wenn Curtis damals etwas stehlen wollte - und dann auch noch dumm genug war, in diesen Tennisclub einzubrechen - kann ich mir nicht vorstellen, dass er auf einen Polizisten schießt. Ein Junge kann sich verändern, aber Curtis war kein Wolf im Schafspelz. Es ist einfach unvorstellbar.« Sie rückte auf der Couch etwas vor. »Ich glaube, in diesem reichen weißen Club ist etwas schief gegangen und die brauchten ein paar schwarze Jungs, denen sie es anhängen konnten. Und ich muss noch dazu sagen, dass ich normalerweise nicht so bin. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die denken, dass der weiße Mann ein Komplott nach dem anderen schmiedet, um die Schwarzen weiter unterdrücken zu können. Das ist nicht meine Art. Aber in diesem Fall weiß ich einfach nicht, was da sonst passiert sein könnte.«
    »Vielen Dank, Mrs. Elright.«
    »Lucinda. Und, Myron, würden Sie mir einen Gefallen tun?«
    »Welchen?«
    »Wenn Sie herausbekommen, was wirklich mit Curtis geschehen ist, lassen Sie es mich wissen.«

33
    Myron und Jessica waren zum Dinner nach New Jersey ins Baumgart's gefahren. Sie aßen mindestens zweimal in der Woche dort. Baumgart's war eine seltsame Kombination. Über 50 Jahre lang war es ein beliebtes Delikatessengeschäft und Cafe gewesen, einer der Läden, in dem die Leute aus dem Viertel zu Mittag aßen und Archie sich mit Veronica nach der Schule zum Knutschen verabredete. Vor acht Jahren hatte ein chinesischer Immigrant namens Peter Li es gekauft und zum besten chinesischen Restaurant der ganzen Gegend gemacht - ohne dabei allerdings das alte Cafe zu schließen. Man konnte sich immer noch zwischen chromglänzenden Mixern und Eiskugelportionierern auf einem Hocker am
    Tresen im Kreis drehen. Man konnte einen Milchshake zum Dim Sum oder Pommes frites zum >Huhn General Tso< bekommen. In ihrer ersten gemeinsamen Zeit waren Jess und Myron einmal in der Woche hier gewesen. Seit sie wieder zusammen waren, hatten sie die Tradition wieder aufgenommen.
    »Dieser Mord an Alexander Cross«, sagte Myron. »Er geht mir einfach nicht aus dem Kopf.«
    Bevor Jess etwas dazu sagen konnte, kam Peter Li an ihren Tisch. Jess und Myron bestellten nie. Peter wählte die Speisen für sie aus. »Putzergarnelen für die schöne

Weitere Kostenlose Bücher