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Schlag weiter, Herz

Schlag weiter, Herz

Titel: Schlag weiter, Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davic Pfeifer
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alle außer ihr befolgten. Nach Holger und Frank traf Nadja sich höchstens dreimal mit demselben Mann und beschränkte die Erwartungen auf Sex.
    Nun saß sie neben Mert im Kino, hielt Händchen und war aufgeregt. Ausgerechnet dieser Kerl wollte Händchen halten. Etwas Ungewöhnlicheres war ihr noch nicht passiert. Vorher hätte sie gewettet, dass Mert nach zehn Minuten versuchen würde, seine Hand unter ihren BH zu schieben. Als der Film sich dem Ende näherte und William Wallace geköpft wurde, tat Mert, was er immer tat, wenn ihm etwas unbekannt und bedrohlich erschien: Er stürzte sich darauf. Er drehte sich zu Nadja und küsste sie, wobei er in verkrampfter Haltung an der Armlehne hängenblieb. Er hatte so lange Mut sammeln müssen, dass er zu ungestüm vorging, als er sich endlich traute. Ihre Schneidezähne stießen aneinander. Nadja zuckte zurück, doch nach einer Schrecksekunde schob sie ihren Mund wieder nach vorne, und sie küssten sich, bis der Abspann zu Ende war.
    Nach dem Film war das Küssen nur noch eine Ahnung. Sie standen vor dem Kino wie zwei flüchtige Bekannte. Sie gingen zweihundert Meter bis zur nächsten Kreuzung. Länger ließ es sich nicht vermeiden, etwas auszusprechen.
    »Ja, also …«, sagte Nadja.
    »War schön«, sagte Mert. Er hatte in diesen Dingen keine Übung.
    »Ja. Sehr schön.«
    »Möchtest du noch was machen?«, fragte Mert, obwohl er seine letzten zwölf Mark für die Kinokarten ausgegeben hatte.
    »Was möchtest du denn machen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Das ist wenig.«
    »Ich würde gerne noch Zeit mit dir verbringen.«
    »Du willst mit mir ins Bett.«
    »Nein. Ja. Doch auch. Aber eigentlich nicht. Zumindest hab ich nicht daran gedacht, ehrlich.«
    »Was denn sonst?«
    »Wir können uns auch unterhalten.«
    Nadjas Lachen explodierte, doch Mert ließ sich nicht davon irritieren.
    »Was soll ich dir denn erzählen?«, fragte sie.
    »Von mir aus was aus dem Buch.«
    »Aus dem Parfüm?«
    »Ja. Oder aus einem anderen.«
    »Du kannst es doch lesen.«
    »Ich würde aber lieber wissen, was du daran magst.«
    »Wir können noch zu mir gehen«, bot Nadja schließlich an. Dabei fühlte sie sich, als würde sie nicht vor dem Kino stehen, sondern vor einer Filmkulisse, wo sie Worte sprach, die jemand anderes für sie geschrieben hatte.
    Sie fuhren vier Stationen mit der U-Bahn. Mert hatte ihre Hand wieder in seine genommen. Sie sprachen nicht. Nicht während der Fahrt und auch nicht auf dem Weg zu Nadjas Haustür und die vier Stockwerke hoch zu ihrer Wohnung. Als sie den Schlüssel schon im Schloss drehte, fiel Nadja ein, dass außer Felix und seiner Frau noch nie jemand bei ihr zu Besuch gewesen war. Normalerweise bestand sie darauf, mit zu den Männern zu gehen, um sich jederzeit wegstehlen zu können.
    Ihre Wohnung war klein: kleine Küche, kleines Bad, ein schmaler Flur und zwei Zimmer, zwischen denen eine Verbindungstür offen stand. Die Hälfte der Möbel hatte Nadja aus ihrem Jugendzimmer in Görlitz mitgenommen. Couch und Bett hatte sie bei Ikea gekauft, den Küchentisch und zwei Stühle auf dem Flohmarkt erstanden.
    »Tolle Wohnung«, sagte Mert, als sie im Schlafzimmer angekommen waren.
    »Willst du etwas trinken?«, fragte Nadja und ging rasch den schmalen Flur voran, zurück in die Küche.
    Mert fand sie vor dem offenen Kühlschrank stehend, hängte seine Jacke über eine Stuhllehne und nahm zum zweiten Mal an diesem Abend seinen Mut zusammen. Er küsste Nadja, als sie sich mit einer Flasche Bier in der Hand zu ihm umdrehte. Sie unterbrach den Kuss erst, als ihr die Finger zu kalt wurden. Sie stellte das Bier hinter sich ab, schob ihre Hände hinter Merts Kopf und küsste ihn wieder. Sie lehnte sich an ihn, ihre Hände in seinem Nacken, in seinen Haaren. Seine Erektion drückte gegen ihren Bauch. »Tut mir leid«, sagte er und lächelte schief.
    »Ich nehm das mal als Kompliment«, sagte Nadja und presste sich gegen die Beule in seiner Hose. Merts Rücken war so breit, dass sie ihn kaum umarmen konnte. Er roch gut.
    Nadja hatte das Bedürfnis, ihn für seinen Mut zu belohnen. Sie schob ihre Hände unter seinen Pulli. Seine Haut war zart, er fühlte sich an, als würde sie sich selbst anfassen. Dann nahm sie seine rechte Hand von ihrer Hüfte und führte sie unter ihren BH.
    Sie öffnete seinen Reißverschluss und befreite seinen Schwanz aus der Unterhose. Der Penis ragte aus Merts Jeans wie jemand, der nackt im Park aufwacht und sich nach Hause stehlen muss. Hilflos,

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