Schlag weiter, Herz
ausgesetzt.
Nadja schloss ihre Hand um seine Erektion und bewegte ihre Faust vor und zurück. Sie verstärkte den Griff so weit, bis sie an einem Zucken in Merts Gesicht ablesen konnte, dass der Druck richtig war. Es erstaunte sie, wie fest sie zugreifen konnte, ohne ihm wehzutun.
»Das geht nicht lange gut«, keuchte Mert. Nadja wurde immer schneller, sah ihm dabei in die Augen, und nach wenigen Sekunden tropfte Sperma auf seine Jeans und auf ihren Pullover. Ein kleiner Tümpel sammelte sich zwischen seinem Schwanz und ihrer geschlossenen Faust. Sie roch daran. Kein Unterschied. Merts Gesicht war gerötet.
Nadja griff hinter sich und zog ein Küchentuch aus dem Spender. Dann hielt sie ihre rechte Hand unter den Wasserhahn und wusch sie ab. Zu ihrer Verwunderung war sie so erregt wie selten zuvor. Mert versuchte das Sperma aus der Hose zu reiben, verteilte aber nur Küchentuch-Flusen auf seiner Jeans.
»Zieh sie aus«, sagte Nadja, dann zog sie ihren bekleckerten Pullover über den Kopf. Sie schmiss beides in die Waschmaschine und stellte sie an. Danach teilten sie sich das Bier. Mert hockte in seiner Unterhose auf einem Küchenstuhl, während Nadja im BH auf dem Fensterbrett saß und den Rauch ihrer Zigarette nach draußen blies.
»Wie wirst du nächste Woche gegen Felix kämpfen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Das ist aber keine gute Vorbereitung.«
»Ich lass mich überraschen.«
»Mein Bruder ist ein sehr guter Techniker und Taktiker.«
»Ja, hab ich schon gemerkt. Aber ich will eigentlich nicht darüber reden.«
»Über was sonst?«
»Über dich«, sagte Mert nach kurzem Zögern.
»Was denn über mich?«
»Alles.«
»Du weißt doch schon alles. Wo ich herkomme. Du kennst meinen Bruder.«
»Wie alt bist du?«
»Dreiundzwanzig.«
»Und warum liest du so gerne?«
Nadja musste lange nachdenken, bis ihr eine gute Antwort einfiel.
7
Mert fährt zur Mamasan in die Sunshine Bar, die ganz hinten in einem Seitenarm der Bangla Road liegt. Er parkt das Motorrad, ein Pick-up fährt vorbei, auf einem Plakat an der Seite des Autos sieht Mert sein Gesicht, dazu tönt es aus den Lautsprechen, wie eine Platte mit Sprung: »Saturday night, Saturday night, Bangla Boxing Stadium. See the real fights, see the champions. See the best of the best. Saturday night.«
Mert drängt sich durch die Touristenströme, den Schweiß, den Gestank des Mülls, der durch die Gullideckel nach oben dringt, und den Geruch sonnenverbrannter Haut. Die Leute glotzen immer, als sei es eine Weltsensation, dass Menschen sich für Geld verkaufen, denkt Mert, wenn ihm Touristen im Weg stehen. Er bewegt sich schnell voran, den Blick nur auf sein Ziel gerichtet. Dadurch wird er für die Werber vor den Bars uninteressant. Die schöneren Mädchen locken die Männer an, und die Mädchen, die früher mal Jungs waren, zeigen ihre Silikonbrüste. Die etwas weniger schönen arbeiten im Inneren der Bars, wo sie die Männer in Empfang nehmen. Oder in den geschlossenen Etablissements, wo sie Pingpong-Bälle aus ihrer Vagina schießen. Wenn Mert doch angesprochen wird, antwortet er »mai krab«, was »nein danke« auf Thai bedeutet. Das genügt, um zu zeigen, dass er kein Neuling ist.
Die Mamasan hat den schlechtesten Platz für ihre Bar, am Ende eines langen Gangs, der gesäumt ist von anderen Bars, die alle gleich aussehen. Die Sunshine Bar besteht aus ein paar Brettern, Nationalflaggen, einem Tresen, Hockern, drei Tanzstangen, einer Stereoanlage und einer Glocke. Etwa fünfzig Euro Restwert bei Zerstörung. Nach der vierten oder fünften Bar denken die meisten Besucher, dass es keinen Unterschied macht, ob sie weitergehen, also dünnt das Publikum aus.
Für Mert macht es einen Unterschied, weil die Sunshine Bar nur zu Stoßzeiten voll wird. Die Mamasan hat außerdem ein gutes Auge für ihre Mädchen. Sie holt sie aus der Provinz, damit sie bei ihr auf dem Tresen tanzen oder auf dem Schoß der Männer sitzen, die ihnen Drinks ausgeben, um sich ihre Zuwendung zu sichern. Die Mädchen wirken immer nett, nicht verdorben. Später am Abend verschwinden einige der Mädchen mit den Männern in den Zimmern eines der Stundenhotels in der übernächsten Seitengasse der Bangla Road. Manchmal halten die Männer die Mädchen auch für die Dauer ihres Urlaubs aus. Die Mädchen kehren dann erst nach ein oder zwei Wochen zurück zur Mamasan, geben ihre Provision ab und tanzen wieder. Sie verstehen es, den Männern die Illusion zu vermitteln, dass es etwas mit ihnen
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