Schlagfertigkeit
Giftzunge sollten Sie immer dann antworten, wenn Ihr Gesprächspartner Ihnen ein „vergiftetes Kompliment“ (→ S. 82) macht oder Sie aus purer Gedankenlosigkeit kränkt oder ärgert. Solche Leute nennt man „taktlos“. Mit der „Giftzunge“ tragen Sie dazu bei, dass der Takt wieder stimmt.
Die Gemeinheiten, die in den Äußerungen Ihrer Gesprächspartner stecken, schälen Sie heraus. Und damit auch der unsensibelste Klotz merkt, dass er zu weit gegangen ist, helfen Sie der Sache noch ein wenig nach und geben der Äußerung die nötige Schärfe. Aus einer wenig schmeichelhaften Bemerkung machen Sie eine dicke, fette Beleidigung. Wenn die Sache gut geht, wird Ihr Gegenüber alles sofort zurücknehmen und Sie sind das ungute Gefühl los, das „vergiftete Komplimente“ und Taktlosigkeiten meist auslösen.
Beispiel: Der Urlaub in Südafrika
„Ach, Sie fahren nach Südafrika?“, bemerkt Frau Lambrecht spitz. „Wir fahren an die Ostsee. Wir haben es nicht mehr nötig, aller Welt zu zeigen, dass wir überall rumgekommen sind.“ – Frau Franke kontert trocken: „Sie wollen damit sagen, dass mein Mann und ich aufgeblasene Angeber sind, die ihr Reiseziel danach auswählen, ob sie damit Eindruck schinden können? Herzlichen Dank!“
Übertreiben Sie mit Augenmaß
Sie sollten unbedingt darauf achten, nicht allzu sehr zu übertreiben. Eine maßvolle Zuspitzung ist sinnvoll, aber wenn Sie irgendwelche haarsträubenden Vorwürfe in eine harmlose Bemerkung hineinlesen, machen Sie sich lächerlich. Ihre Schlussfolgerung muss auf jeden Fall nachvollziehbar sein. Sonst fragt sich Ihr Gesprächspartner zu Recht: „Warum ist der nur so überempfindlich und fühlt sich gleich angegriffen? Ist an den Vor würfen, die er da in meine Äußerung hineingelesen hat, am Ende sogar noch was dran?“
Und noch etwas sollte Ihnen nicht passieren: Dass Ihr Gegenüber auf Ihre Entlarvung hin strahlend bemerkt: „Genau, Sie haben es erfasst.“
Üben Sie: Übersetzung mit der Giftzunge
Spitzen Sie die folgenden Bemerkungen so zu, dass Ihr Gesprächspartner seine Bemerkung voraussichtlich zurücknimmt. Unsere Lösungsvorschläge finden Sie auf Seite 216.
1. Sie sind auf eine Geburtstagsfeier eingeladen bei einer Bekannten, mit der Sie keinen engeren Kontakt haben. Sie erscheinen pünktlich. Die Tür geht auf. Ihre Bekannte bemerkt: „Na, so was! Da habe ich so viele Leute eingeladen. Und ausgerechnet du kommst als erstes!“
Ihre Übersetzung:
2. Sie erzählen im Kollegenkreis von einem spannenden Fernsehfilm. Ein Kollege bemerkt: „Ich schaue ja kaum Fernsehen. Ich habe Besseres zu tun. “
Ihre Übersetzung:
3. Versetzen Sie sich in die Lage eines Ehemanns, der seiner Frau gerade ein kostbares Schmuckstück zum Geburtstag geschenkt hat. Ein Freund bemerkt dazu: „Ich sage immer: Wer teure Geschenke macht, der hat's irgendwo auch nötig.“
Ihre Übersetzung:
Die diplomatische Zunge
Wenn Sie die diplomatische Zunge einsetzen, dann werden Sie am allerwenigsten einen Knalleffekt erzielen – und doch unter dem Strich häufig am meisten erreichen. Was eben auch gute Diplomatie auszeichnet. Mit der diplomatischen Zunge tun Sie zweierlei: Sie entschärfen die Angriffe der Gegenseite und Sie lenken die Aufmerksamkeit auf die Aspekte, die Ihnen wichtig sind.
Bringen Sie Abkühlung in die Sache
Gerade wenn die Emotionen hoch kochen und allerlei verletzende „Bemerkungen“ durch den Raum fliegen, ist die diplomatische Dolmetscherleistung hilfreich. Während Sie sonst durch schlagfertige Bemerkungen nicht unbedingt zur Entschärfung von Konflikten beitragen, können Sie mit dieser Technik das Gespräch wieder auf eine sachliche Ebene zurückholen. Wenn jemand beispielsweise äußert: „Sie sind wirklich der allergrößte Idiot, der mir je begegnet ist!“, dannverschieben Sie diese Äußerung auf eine andere Ebene. Sie könnten zum Beispiel sagen: „Sie meinen, Sie sind ungerecht behandelt worden.“
Sie behalten Ihre Souveränität
Stimmt der andere Ihnen jetzt zu, haben Sie eine schwere Beleidigung souverän umgedeutet. Sie müssen sich dagegen jetzt nicht mehr zur Wehr setzen, wenn Sie nicht wollen. Das Gespräch kann auf einer sachlichen Ebene weiterlaufen. Aber auch wenn Ihr Gegenüber weiterhin emotional „unter Dampf“ steht, behalten Sie Ihre Souveränität. Erstaunlicherweise ist es der andere, der sich von seinen Emotionen gefangen nehmen lässt und deshalb nicht mehr souverän ist, während Sie sich in dieser
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