Schlagfertigkeit
Ihrer Seite. Außerdem ist das Kompliment in der Gruppe sozusagen seine Reißleine. Wenn die Sache mit dem „Gift“ nicht so gut funktioniert und die entscheidenden Leute auf Ihrer Seite sind, dann kann er sich auf das Kompliment zurückziehen.
„Für Ihre Verhältnisse großartig“
Besonders perfide sind auch Komplimente, die mit dem Zusatz versehen werden: „Für Ihre Verhältnisse“ oder „für Sie“. Ein wunderbarer Vortrag – für Ihre Verhältnisse. Objektiv war die Sache zwar furchtbar, aber da Sie vollkommen unfähig sind, ist ein furchtbarer Vortrag „für Ihre Verhältnisse“ noch wunderbar.
Abhilfe
Es gibt eine einfache Art der Gegenwehr: Sie nennen die Herabwürdigung Ihrer Person beim Namen. Dabei sollten Sie die Sache ruhig ein wenig zuspitzen. Näheres erfahren Sie gleich bei der „Dolmetscher-Technik“ unter dem Stichwort „die Giftzunge“ (→ S. 88). Hier nur noch so viel: Wenn Sie die Unterstellung offen gelegt haben, sollten Sie noch eine Frage nachlegen, um alle Unklarheiten auszuräumen: „Wollten Sie das damit sagen? Habe ich Sie da richtig verstanden?“ Sie können sicher sein: Ihr Gesprächspartner hat nicht ohne Grund sein Gift in ein süßes Kompliment verpackt. In der Regel wird er klein geben. Oder aber er übt jetzt offen Kritik. Dann wissen aber alle, woran sie sind.
Beispiel: „Ich habe mich gar nicht gelangweilt“
„Ein toller Vortrag, ich habe mich gar nicht gelangweilt. Höchstens die letzten Minuten.“ – „Na großartig, Sie halten mich also für einen solchen Langweiler, dass es für Sie eine Spitzenleistung ist, wenn Sie erst in den letzten zehn Minuten wegdösen? Habe ich das richtig verstanden?“ – „Nein, es hat mir wirklich gut gefallen. Aber es ist doch so, dass alle Vorträge irgendwann einen Durchhänger haben. Jedenfalls empfinde ich das so.“
Natürlich wird das „vergiftete Kompliment“ gelegentlich auch ironisch oder gar hämisch gebraucht. Doch wie Sie mit Häme umgehen, das wird uns noch in einem späteren Kapitel beschäftigen (→ S. 111).
Die Dolmetscher-Technik
Sie lernen nun eine der wirkungsvollsten Schlagfertigkeitstechniken kennen. Wie so oft ist das Grundprinzip ganz einfach. Dabei ist die Technik sehr variabel und lässt Reaktionen unterschiedlicher „Härtegrade“ zu. Sie können lustig, aggressiv, charmant, frech oder albern sein, ganz wie Sie wollen. Es lohnt sich, die Dolmetscher-Technik immer wieder zu trainieren und durch wiederholten Gebrauch zu verfeinern. Denn mit ihrer Hilfe können Sie sich nicht nur gegen ungerechte Urteile wehren, sondern im Prinzip allen Angriffen begegnen.
Sie leisten Übersetzungshilfe
Die Sache ist schnell erklärt: Sie betätigen sich als Dolmetscher und übersetzen die bösartigen Attacken Ihres Gegenübers in eine freundlichere Sprache. Das klingt nicht gerade aufregend, sondern eher harmlos. Doch das ist eine Täuschung, denn Sie nehmen es in die Hand, Ihrem Gegenüber zu erklären, was er gerade gesagt hat.
Dadurch bleiben Sie souverän. Sie bestimmen, wohin die Reise geht. Das wird sich Ihr Gesprächspartner nicht immer gefallen lassen, doch wird er es nicht ganz einfach haben, Sie vom Kurs abzubringen.
Gehen Sie auf Vorwürfe nicht ein
Wenn uns jemand irgendetwas sagt, dann neigen wir dazu, darauf einzugehen, dazu Stellung zu nehmen. Das ist auch nicht unbedingt schlecht, denn das sorgt dafür, dass wir nicht (ständig) aneinander vorbeireden. Auch gibt es Schlagfertigkeitstechniken (wie die „Gegendarstellung“, die wir gerade kennen gelernt haben), die genau von diesem Prinzip Gebrauch machen. Der andere äußert einen Vorwurf, wir weisen ihn zurück und stellen die Sache richtig.
Bei der Dolmetscher-Technik ist das jedoch ganz anders: Sie als Person verschwinden sozusagen von der Bühne und begeben sich außerhalb der Schusslinie. Sie tun nichts anderes als die Äußerungen Ihres Gesprächspartners zu wiederholen – allerdings mit anderen Worten. So verwandelt sich etwa eine Beleidigung durch Ihre „Dolmetschertätigkeit“ plötzlich in ein Kompliment. Ein nachgerade klassisches Beispiel:
„Sie sind vielleicht eine Krücke!“ – „Sie meinen, ich bin die Stütze des Unternehmens.“
Ihre Übersetzung muss nachvollziehbar sein
Sie können nicht einfach nach Belieben harte Worte in butterweiche übersetzen (oder umgekehrt). Sie brauchen irgendeine Verbindung, eine gedankliche Brücke. Und die sollte nicht über drei Ecken führen. Nehmen wir nur unser
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