Schlagfertigkeit
Situation abgeklärt und besonnen, mit einem Wort: souverän zeigen. Doch wird Ihr Gegenüber nur in seltenen Fällen länger „ unter Volldampf stehen. Sie werden verwundert sein, wie schnell sich dieser Dampf verflüchtigt, wenn Sie konsequent bei Ihrer Diplomatenzunge bleiben.
Und wenn der andere widerspricht?
Nicht immer wird Ihr Gegenüber Ihre „Übersetzung“ akzeptieren. Das ändert jedoch nicht viel. Fordern Sie ihn auf die Sache richtig zu stellen. Oder bieten Sie eine weitere „diplomatische Übersetzung“ an. Auf diese Weise können Sie das Gespräch sehr subtil lenken, vor allem wenn Sie in einer übergeordneten Position sind und beispielsweise ein Mitarbeiter „ausrastet“. Dann können Sie ihn mit der diplomatischen Zunge auf den Boden der gemeinsamen Interessen zurückholen.
Beispiel: „Wie der letzte Dreck“
Frau Haböck ist außer sich: „Sie behandeln die Leute wie den letzten Dreck!“ – Der Büroleiter, Herr Uhlig, erkundigt sich sachlich: „Sie meinen, Sie sind ungerecht behandelt worden.“ – „Ach was“, entgegnet Frau Haböck, „nicht ungerecht, sondern einfach nur schlecht! Sie brüllen die Leute an, sobald Ihnen was nicht in den Kram passt.“ – „Sie meinen, in der Sache habe ich vielleicht schon nicht ganz Unrecht, aber ich sollte ein bisschen freundlicher zu Ihnen sein können.“ – „So ungefähr“.
Sie lassen sich nicht fertig machen
Aber nicht nur von der bequemen Position einer Führungskraft aus lässt sich die diplomatische Zunge nutzen. Es ist mindestens genauso hilfreich, wenn Sie als Mitarbeiter die wütenden Angriffe Ihres Vorgesetzten mit der diplomatischen Zunge parieren.
Beispiel: „Sie haben mir gerade noch gefehlt!“
Frau Haböck steckt den Kopf ins Büro von Herrn Uhlig: „Hätten Sie wohl mal zwei Minuten Zeit?“ – Sie haben mir gerade noch gefehlt!“, blökt Herr Uhlig zurück. Frau Haböck lässt sich dadurch nicht beirren. „Sie meinen, Sie bräuchten noch fünf Minuten?“ – „Geben Sie mir zehn!“, entgegnet der entnervte Herr Uhlig.
Der Mechanismus, der dahintersteckt, ist ganz einfach: Sie lassen es einfach nicht zu, dass der andere Sie „fertig macht“. Sie filtern aus seinen Worten die kränkende Botschaft einfach heraus. Alles, was beleidigend ist, überhören Sie. Die Kränkung erreicht Sie gar nicht, sie bleibt gewissermaßen bei dem anderen. Durch Ihre Übersetzung in eine akzeptable Botschaft signalisieren Sie dem anderen zweierlei:
das Angebot, auf eine sachliche Ebene zurückzukehren,
die Botschaft, dass Beleidigungen gar nicht bei Ihnen ankommen. Deshalb ist die diplomatische Zunge auch dann noch ungemein nützlich, wenn jemand bei seinen Beleidigungen bleibt. Sie lassen sich dadurch nicht umwerfen, Sie behalten Ihre Souveränität (Näheres mit Training → S. 170).
Übersetzungshilfe: Die fünf Ebenen
Die Kommunikationstrainer Christoph und Matthias Dahms haben eine Technik entwickelt, die der Dolmetschertechnik sehr stark ähnelt, die so genannte „Spiegeltechnik“. Bei ihrem Modell unterscheiden sie fünf Ebenen, die als „Übersetzungshilfe“ auch für die Dolmetscher-technik von Nutzen sein kann.
Ich-Ebene: Sie lassen die Aussage bei Ihrem Gegenüber: „Sie meinen, Sie seien ungerecht behandelt worden.“ → Das Gespräch dreht sich um den anderen und seine Befindlichkeit. Was ist überhaupt mit ihm los? Vorteil: Sie stehen nicht mehr in der Schusslinie.
Du-Ebene: Sie beziehen die Aussage auf sich als den Angesprochenen: „Sie meinen, ich hätte Sie ungerecht behandelt.“ → Das Gespräch dreht sich um Sie und Ihre Rolle. Was denkt Ihr Gesprächspartner von Ihnen? Vorteil: Der Angriff lässt sich erst einmal entschärfen. Sie können dann besser dazu Stellung nehmen.
Wir-Ebene: Sie treffen eine Aussage über sich und Ihren Gesprächspartner: „Sie meinen, wir könnten nicht zusammenarbeiten.“ → Sie lenken das Gespräch auf Ihre Beziehung zueinander. Vorteil: Wenn es sich hauptsächlich um ein Problem der persönlichen Beziehung handelt (die „Chemie nicht stimmt“), kommen Sie hier am schnellsten weiter.
Info-Ebene: Sie beziehen sich auf die Fakten: „Sie meinen, Sie beenden hiermit das Arbeitsverhältnis.“ → Emotionen raus. Was geschieht jetzt überhaupt? Vorteil: Sie kommen schneller zum Punkt, Missverständnisse werden vermieden.
Appell-Ebene: Sie verstehen die Aussage des anderen als Aufforderung: „Sie meinen, Sie sollten einen Tag Sonderurlaub bekommen.“ → Was will der
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