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Schlagfertigkeit

Schlagfertigkeit

Titel: Schlagfertigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Noellke
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ihrer Mitarbeiter plötzlich der Kragen platzt oder ihre Sekretärin die Beherrschung verliert. In gewisser Hinsicht ist das für sie noch schlimmer, denn wenn sie sich von einem Mitarbeiter anschreien lassen, gefährdet das ihre Position als Führungskraft. Sie haben sich machtlos und hilflos gezeigt. Dadurch verlieren sie Anerkennung und Respekt. Auch wenn er im Nachhinein seinen Angestellten zur Verantwortung zieht, kann der Vorgesetzte diesen einen Moment nicht mehr ungeschehen machen: als er sich von seinem Angestellten anschreien ließ und wie ein begossener Pudel dasaß.
    Macht und Ohnmacht
    Wut ist Zeichen sowohl von Macht wie von Ohnmacht. Wer dem Wütenden „in die Hände fällt“, der ist ihm ausgeliefert. So gesehen hat der Wütende unumschränkte Macht über sein Opfer, das gegenüber seiner Wut völlig machtlos erscheint. Auf der anderen Seite ist aber auch der Wütende machtlos. Er handelt ja nicht souverän, aus freien Stücken, sondern weil ihn die Wut „packt“, ihn „überwältigt“. Er hat „sich nicht im Griff“. Daher ist der Wütende in einem sehr viel grundsätzlicheren Sinne ohnmächtig, nämlich ohnmächtig gegenüber der eigenen Wut. Allerdings muss das nicht zwingend so sein. Es gibt nämlich auch die kalkuliert eingesetzte Wut. Dann wird sie ganz bewusst als Waffe oder als Machtmittel eingesetzt. Wer auf diese Weise wütend wird, der verliert keineswegs die Kontrolle. Vielmehr will er mit seiner Wut jemanden fertig machen oder ihm demonstrieren, wie mächtig er ist: Sehen Sie mal, ich kann mir Ihnen gegenüber alles rausnehmen, und Sie armes Würstchen können nicht das Geringste dagegen tun.
    Bei Wutausbrüchen souverän bleiben
    Unter zivilisierten Menschen sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass man sich nicht anschreit. Es gibt andere Möglichkeiten, sich zu verständigen. Und diese anderen Möglichkeiten sollten Sie im Ernstfall auch einfordern. Machen Sie sich bewusst: Sie müssen sich von niemandem anschreien lassen. Auch nicht wenn Sie einen Fehler gemacht haben. Mag ja sein, dass Sie im Recht sind. Aber wie sollen Sie sich konkret verhalten, wenn jemand in Rage gerät? Doch wohl keine Vorträge darüber halten, wie man konstruktiv Kritik übt. Stattdessen geht es darum, dass wir unsere Souveränität halbwegs über die Zeit retten, in der sich der andere austobt.
    Aktivieren Sie Ihren „Aufprallschutz“
    Sie erinnern sich sicherlich noch an unseren „inneren Aufprallschutz“ aus der zweiten Lektion (→ S. 48). Den können Sie nicht nur gut gebrauchen, wenn Sie jemand mit einem dummen Spruch herausfordert, sondern ganz besonders jetzt. Warten Sie also erst einmal ab. Lassen Sie die groben Angriffe an sich abprallen. Unternehmen Sie nichts. Halten Sie erst einmal stand. Auch körperlich. Vermeiden Sie die „Angsthaltung“ (→ S. 33). Atmen Sie ruhig, konzentrieren Sie sich auf Ihren ruhigen, gleichmäßigen Atem.
    Sagen Sie so wenig wie möglich, am besten gar nichts. Unterlassen Sie es unbedingt, sich zu rechtfertigen oder nach Erklärungen zu suchen. Dadurch bewirken Sie nur, dass Ihr Gegenüber wutentbrannt Ihre guten Gründe in den Boden stampft.
    Tipp
    Innerlich wird Ihnen ohnehin nicht danach sein, aber unterlassen Sie es in jedem Fall, eine demonstrativ gelassene bis herausfordernd selbstbewusste Haltung einzunehmen.
Der andere muss sich austoben
    Wut ist eine Energie, die sich entladen muss. Lassen Sie dem anderen Zeit, seinen Dampf abzulassen. Warten Sie, bis er sich abgekühlt hat. Greifen Sie erst wieder ins Geschehen ein, wenn Ihr wütendes Gegenüber aufhört, sie zu beschimpfen und inhaltliche Aussagen macht, zu denen Sie wirklich Stellung nehmen können. Antworten Sie knapp, sachlich, emotionslos.
    Beispiel: Der unfähigste Mitarbeiter des Universums
    „Sie sind wirklich der unfähigste Mitarbeiter des Universums!“, donnert der Redakteur. „Wissen Sie nicht, wie man ein Mikrofon hält?!“ Der Reporter schweigt. „Und wieso diese völlig bescheuerte Frage am Schluss?!“ Der Redakteur schlägt mit der Faust auf den Tisch: „Meine ganze Sendung ist kaputt!“ Kein Kommentar vom Reporter. „Und warum?“ Keine Antwort. „Weil Sie zu blöd waren, die Staatssekretärin zu interviewen!“ Schweigen. „Wieso zum Donnerwetter haben Sie denn nicht Ihre Fragen aufgenommen?“ Die erste inhaltliche Frage. Der Reporter antwortet: „Ich bin davon ausgegangen, dass wir nur die Antworten der Staatssekretärin brauchen.“
Bloß keine

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