Schlagfertigkeit
schützen, indem Sie „auf Durchzug stellen“, dem anderen den Spiegel vorhalten oder die unfreundlichen Worte in eine neutrale Version umgießen. Sie müssen die Initiative ergreifen und alle weiteren Angriffe auf Ihre Person unterbinden. Vielleicht erscheint Ihnen das ein wenig beängstigend. Der andere, vielleicht Ihr Chef, tobt, und Sie sollen sich zur Wehr setzen? So ist es. Ab einem gewissen Punkt müssen Sie etwas tun, denn es geht um Ihre Souveränität und Ihre persönliche Würde. Die brauchen Sie sich von niemandem nehmen zu lassen – auch nicht von Ihrem Chef.
Wann ist der Punkt erreicht?
Es lassen sich keine klaren Regeln aufstellen, ab wann Sie aktiv werden sollten. Das ist von mehreren Faktoren abhängig: Wie stark oder schwach Ihre Position gegenüber dem Angreifer ist, ob Sie von ihm abhängig sind, ob Sie von Ihrem Naturell her eher dickfellig sind oder sensibel, ob Sie den anderen als leicht erregbares Nervenbündel kennen oder als eiskalten Technokraten. Ob die Wut „berechtigt“ ist, weil der Angreifer Ihretwegen einen beträchtlichen Schaden davongetragen hat. Oder ob es sich um einen reinen Willkürakt handelt, mit dem Sie „getestet“ werden sollen.
All das spielt eine Rolle, wenn wir dem anderen ein gewisses Maß an Wut zugestehen, das er „ausleben“ darf. Doch irgendwann meldet sich in unserem Inneren ein Gefühl, das uns sagt: „Es reicht.“ Hören Sie auf dieses Gefühl.
Drei Arten die Beleidigungen zu beenden
Sammeln Sie sich innerlich, lassen Sie Ihr Selbstbewusstsein wachsen. Sprechen Sie mit lauter, fester Stimme. Aber auch nicht zu laut. Schreien Sie nicht. Bleiben Sie ruhig und gesammelt. Stellen Sie unmissverständlich fest: „Sie haben mich eben beleidigt.“ Oder sagen Sie es noch deutlicher: „Sie haben mich eben einen Vollidioten genannt. Das ist beleidigend.“ Ihnen stehen drei Möglichkeiten offen, das Gespräch fortzusetzen oder zu beenden:
1. Die softe Tour
Sie können noch einmal eine Brücke bauen: „Ich weiß, Sie sind aufgebracht, weil ich meinen Mantel versehentlich an Ihren Garderobehaken gehängt habe. Ich kann das auch verstehen. In Zukunft wird das auch nicht mehr vorkommen. Doch gibt es keinen Grund, mich zu beleidigen.“
2. Die weniger softe Tour
Sie stärken Ihre Position durch eine Forderung: „Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sich entschuldigen.“ Eine Entschuldigung ist ja wohl das Mindeste, was Sie erwarten können, wenn jemand Sie als „Vollidiot“ beschimpft (in den meisten Fällen ist es auch das Höchste). Und unterschätzen Sie die positive Wirkung einer Entschuldigung nicht. Bleibt sie aus, hat sich Ihr Gegenüber endgültig als Flegel geoutet und Sie gehen zu Möglichkeit 3 über.
3. Die harte Tour
Sie brechen das Gespräch ab: „Unter diesen Umständen bin ich nicht bereit, das Gespräch mit Ihnen fortzusetzen.“ Wenn Sie noch sitzen, erheben Sie sich und verlassen den Raum. Schließen Sie leise die Tür.
Sorgen Sie für einen starken Abgang
Auch die „harte Tour“ können Sie mehr oder weniger „hart“ gestalten. Sind Sie trotz allem noch an einer Verständigung interessiert, können Sie dem anderen noch eine Chance geben. Fügen Sie hinzu, bevor Sie den Raum verlassen: „Sie können mich jederzeit anrufen, wenn Sie Ihren normalen Ton wiedergefunden haben.“
Und dann gehen Sie. Ohne Zögern. Vielleicht ruft Ihnen der andere noch etwas Kränkendes hinterher. Ignorieren Sie es. Der andere befindet sich gerade in einer höchst unangenehmen Lage, nicht Sie. Da kann es dann schon mal sein, dass er zu seinen vielen unbedachten Worten noch ein letztes, besonders unbedachtes Wort hinzufügt.
Zum Beispiel: „Wenn Sie jetzt gehen, brauchen Sie gar nicht wieder zu kommen.“ Entweder ignorieren Sie das, weil solche „letzten Worte“ meist leere Drohungen sind. Oder Sie gehen auf Nummer sicher und spielen den Ball zurück: „Heißt das, dass wir jetzt vernünftig miteinander reden?“
Selbstbewusstes Auftreten verschafft Respekt
Wer mit Nachdruck eine Entschuldigung einfordert oder sich von den Drohgebärden des anderen nicht beeindrucken lässt, der handelt nicht nur selbstbewusst, er stärkt auch sein Selbstbewusstsein für künftige Auseinandersetzungen. Umgekehrt gilt: Wer bei einer solchen Gelegenheit „klein beigibt“, der hat es künftig gewiss nicht leichter sich zu behaupten.
Die Befürchtung, dass Ihnen Nachteile entstehen, wenn Sie selbstbewusst auftreten, ist in der Regel unbegründet. Vielmehr
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