Schlagfertigkeit
Dinge meist nicht ganz so bitter ernstnehmen. Bei der Ironie sagt man eine Sache und meint eine andere. Wozu das bloß? Nun – um der Situation ihre Ernsthaftigkeit zu nehmen wie in dem folgenden Beispiel:
Beispiel: Die verwechselten Hotelschlüssel
Der Hotelgast: „Ihnen ist gerade eine tragische Verwechslung unterlaufen. Sie haben mir den falschen Schlüssel ausgehändigt.“ – „Nein!“, ruft die Empfangsdame. „Können Sie mir noch einmal verzeihen?“ Der Hotelgast schüttelt den Kopf: „Ich werde es Ihnen bis an mein Lebensende nachtragen.“
Es ist ganz einfach: Der Hotelgast gibt zum Ausdruck, dass er der Empfangsdame ihren Irrtum gerade nicht verübelt. Durch die Ironie wird die Sache spielerischer und freundlicher. Die Empfangsdame tut gut daran, das kleine Spiel mitzuspielen und ebenfalls ein bisschen zu ironisieren. Das zeigt nur: Wir verstehen uns und meistern buchstäblich „spielend“ das kleine Missgeschick.
Ironie schafft Entlastung
Nun kann die Ironie aber auch in die Gegenrichtung zeigen. Also nicht: Ich mache ein Drama aus der Sache, weil ich sie für so harmlos halte. Sondern: Ich lobe etwas, was mir gar nicht so behagt. Das ist dann nicht mehr so rundum erfreulich. Denn hier liegt bereits die Wurzel für die Häme. Und doch wäre es ein Fehler, diese Art von Ironie mit Häme zu verwechseln.
Beispiel: Schnell im Biss
An einer ziemlich heruntergekommenen Imbissbude steht ein gut gekleideter Mann und gibt seine Bestellung auf: „Hätten Sie wohl noch eines von Ihren fantastischen Sandwichs?“ Der Verkäufer nickt. „Und dann hätte ich dazu noch einen 0,5 Liter-Papp-Pokal Ihrer einzigartig prickelnden Cola.“
Die Sache wirkt schon ein wenig befremdlicher. Die Äußerungen sind offensichtlich ironisch gemeint, doch wenn der Mann Sandwich und Cola nicht mag, dann braucht er sie ja auch nicht zu bestellen. Was steckt also dahinter? – Der Mann macht für sich selbst die Situation erträglicher. Vermutlich mag er keine Sandwichs oder lehnt das Essen an Imbissbuden aus welchen Gründen auch immer ab. Doch lastet er das nicht dem Besitzer der Imbissbude an, vielmehr distanziert er sich von einer Situation, in der er sich unwohl fühlt. Seine ironische Art hilft ihm, seine Souveränität zu bewahren.
Beispiel: „Fast schon unser Klassiker“
Pressesprecher Frank Stanitzke hat eine leicht ironische Art, die Produkte seines Hauses anzupreisen. So nannte er einen Artikel, der gerade ein Jahr im Sortiment war, „fast schon unseren Klassiker“. Und vom Geschäftsführer sprach er stets nur als „unser lieber Gott“. Als der davon hörte, war er empört. Doch bei den Journalisten kommt die Art von Stanitzke sehr gut an.
Spielen Sie einfach mit
Wenn Sie es mit dieser Art von Ironie zu tun bekommen, dann haben Sie zwei Möglichkeiten. Entweder gehen Sie über die Ironie hinweg. Oder Sie lassen sich ein wenig auf das Spiel ein. Dadurch signalisieren Sie Verständnis und verbessern das Verhältnis zu demjenigen, der sich mit Ironie ein wenig Luft verschaffen will.
Ganz und gar falsch wäre es, die ironischen Bemerkungen als Abwertung zu verstehen, ihnen entgegenzutreten oder sie vielleicht sogar noch abzustrafen. Der Geschäftsführer im letztgenannten Beispiel sollte sich gewiss nicht am Spielchen seines Pressesprechers beteiligen, doch für seine Empörung gibt es keinen Anlass.
Ironie und Häme – wie unterscheiden?
Gerade wenn Sie Ihr Gegenüber nicht genau kennen, ist es manchmal nicht so einfach eine ironische von einer hämischen Bemerkung zu unterscheiden. Bei der Häme steht eindeutig das Bestreben im Vordergrund, jemanden herabzuwürdigen. Oftmals auch um die eigene Position zu stärken. Können Sie das nicht beobachten, besteht eine realistische Chance, dass es sich um Ironie handelt.
Die sarkastische Bemerkung
Noch keine Häme, aber auch keine „reine“ Ironie mehr: die sarkastische Bemerkung soll uns schon ein wenig verletzen. Wie ein Nadelstichoder eine kurze, schnelle Ohrfeige, die ja auch sehr demütigend sein kann.
Beispiel: Kneipentour in Köln
Kongress in Köln. Drei Arbeitskollegen machen sich am Abend auf, um die „Kölner Kneipenlandschaft“ zu erkunden. Angeführt wird das Trio von Herrn Dittel, der früher ein paar Jahre in Köln gelebt hat. Doch die ersten Lokale, die Herr Dittel ansteuert, erweisen sich als wenig ansprechend. Als das Trio das dritte Lokal verlässt, bemerkt Herr Menke: „Wollen wir doch mal sehen, in welche tollen Szenelokale uns
Weitere Kostenlose Bücher