Schlagfertigkeit
angesprochen: Nicht immer wird die Wut so ohne weiteres verrauchen, ja, manchmal nimmt sie sogar zu, weil sich manche Menschen selbst in Rage reden oder es nicht vertragen, dass jemand auf ihre Wut nicht reagiert. Dann müssen Sie handeln. Sie müssen in den „Wutkeller“ hinabsteigen. Aber nicht, um dort zu streiten, sondern für einen sachlichen Kommentar.
Halten Sie dem anderen den Spiegel vor
Wenden Sie sich an den anderen und stellen Sie ganz einfach fest: „Sie sind erregt.“ Oder: „Sie sind sehr wütend.“ Oder auch: „Sie sind sehr laut.“ Treffen Sie diese Feststellung so nüchtern wie möglich. Beschreiben Sie einfach, was Sie sehen, was Sie hören, was dem anderen auch bewusst werden könnte, wenn Sie ihn darauf hinweisen. Wertende Äußerungen wie „Sie wissen nicht, was Sie da reden!“ wirken nur provozierend. Sie sollen dem anderen einen Spiegel vorhalten, in dem er sich selbst erkennt – und nach Möglichkeit erschrickt. Verzichten Sie daher darauf, sich selbst ins Spiel zu bringen, womöglich als beklagenswertes Opfer. Die Feststellung „Sie schreien“ wirkt viel stärker als die mitleidsheischende Frage: „Warum schreien Sie mich eigentlich so an?“ Damit sorgen Sie nämlich dafür, dass Sie alle die unschönen Dinge, die Sie gerade um die Ohren gehauen bekommen haben, nochmals zu hören bekommen – nur ein paar Dezibel leiser.
Lassen Sie sich nicht zum Opfer machen
Der sachliche Kommentar hat noch eine weitere Funktion: Sie bleiben souverän. Sie nehmen nicht die Opferhaltung ein und das ist der entscheidende Punkt. Sie sind der Beobachter, der dem anderen einen Spiegel vorhält. Punktum. Oft können Sie es förmlich spüren, wie Ihnen durch diese eine Äußerung plötzlich wieder Macht zuwächst. Sie sind nicht hilflos. Auch wenn das den anderen ärgert – bleiben Sie konsequent bei Ihrer Linie und Sie werden diese Auseinandersetzung unbeschadet überstehen.
Mit der „Diplomatenzunge“ Wut entschärfen
Die „diplomatische Zunge“ kennen Sie schon aus der vierten Lektion (→ S. 89). Diese Technik kann Ihnen gerade in solch kritischen Situationen von Nutzen sein, wenn Ihr Gesprächspartner sich nicht mehr so ganz im Griff hat. Vor allem in drei Fällen:
Ihr Gegenüber kocht zwar, aber er kocht noch nicht über. Gerade im Berufsleben sind solche „Niedrigtemperatur“-Wutausbrüche weit häufiger als das ganz große Donnerwetter. Dann können Sie sich aber nicht daneben stellen und den anderen „niederschweigen“.
Sie wissen noch gar nicht so ganz genau, worum es überhaupt geht. Was sollen Sie verbrochen haben? Wie viel weiß Ihr Gegenüber von dem, was Sie tatsächlich ausgefressen haben? Hat Sie vielleicht jemand einfach nur angeschwärzt? Mit einem Wort: Es besteht Klärungsbedarf, Sie müssen mit dem schäumenden Etwas, das Ihnen gegenübersitzt, kommunizieren.
Das „Niederschweigen“ hat nicht die gewünschte Wirkung gehabt, den Ton zu mäßigen. Stattdessen steigert sich der andere immer stärker in seinen Zorn hinein. Bevor er gewalttätig wird oder ihm die Hirnschlagader platzt – versuchen Sie es mit der „Diplomatenzunge“.
Übersetzen Sie die Ausfälligkeiten in ein sachliches Gespräch
Sie schweigen nicht, Sie rechtfertigen sich nicht, Sie geben das wieder, was der andere Ihnen an den Kopf wirft – nur eben mit freundlicheren oder sagen wir besser: sachlicheren Worten. Sehen wir uns noch einmal das Beispiel mit dem Reporter und seinem Redakteur an (→ S. 97). Mit der „diplomatischen Zunge“ könnte der Reporter die Angriffe folgendermaßen „übersetzen“:
Beispiel: Der „unfähigste Mitarbeiter des Universums“
„Sie sind wirklich der unfähigste Mitarbeiter des Universums!“, donnert der Redakteur. „Wissen Sie nicht, wie man ein Mikrofon hält?!“ Der Reporter: „Sie meinen, die Tonqualität ist schlecht.“ (Info-Ebene; der Reporter klärt erst einmal den Sachverhalt).
„Schlecht ist überhaupt kein Ausdruck!“, ereifert sich der Redakteur: „Ihre Fragen kann ich wegwerfen! Sie sind überhaupt nicht zu verstehen!“ – „Sie meinen, ich hätte das Mikrofon nicht nur auf die Staatssekretärin richten dürfen“, entgegnet der Reporter (Du-Ebene, der Reporter bereitet eine Rechtfertigung vor; es gab Gründe dafür, dass er sich so verhalten hat).
Der Redakteur: „Natürlich nicht! Ihre albernen Fragen brauchen wir doch auch!“ – Der Reporter erklärt: „Das konnte ich nicht wissen. Ich bin davon ausgegangen, dass wir nur
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