Schlagfertigkeit
Kopfund Kragen geredet hat, dann trampeln Sie um Gotteswillen nicht noch weiter auf ihm herum, sondern helfen Sie ihm auf, stärken Sie ihn, loben Sie ihn. Man wird Sie für überaus fair und sachorientiert halten. Und in gewisser Hinsicht stimmt das ja auch.
Tipp
Es ist nicht ratsam, Ihren Gesprächspartner allzu aufdringlich zu provozieren. Je stärker Ihre Provokationen, desto mehr Sympathien büßen Sie ein (→ S. 109).
„Lassen Sie mich bitte ausreden?“
Der bei weitem häufigste Satz, der in Diskussionen fällt, lautet: „Lassen Sie mich bitte ausreden?“ Ja, man kann ihn bei bestimmten Gesprächsrunden mit Sicherheit vorhersagen. Je höher der Anteil von Politikern, um so wahrscheinlicher fällt diese magische Beschwörungsformel.
Zunächst einmal ist gegen diesen Satz gar nichts einzuwenden. Jeder hat das Recht, seine Sicht der Dinge darzulegen. Dazu gehört selbstverständlich, dass man zu Ende spricht und dass man Kommentare und hämische Unterbrechungen nicht zu dulden braucht. Ein unmissverständliches „Jetzt bin ich dran!“ sorgt dafür, dass Sie Ihr gutes Recht auch durchsetzen.
Doch leider herrscht in vielen Diskussionen eine regelrechte „Ausrederitis“. Der Spruch „Lassen Sie mich bitte ausreden?“ wird zu zwei Zwecken eingesetzt, die beide gleichermaßen fragwürdig sind:
um sich mehr Redezeit zu verschaffen,
um den anderen ins Unrecht zu setzen.
Beides sollten Sie sich nicht gefallen lassen. Wann immer die „Ausrederitis“ um sich greift, sollten Sie handeln.
Strafen Sie den anderen: Lassen Sie ihn ausreden!
Das wirksamste Mittel gegen die „Ausrederitis“ ist den anderen einfach nicht zu unterbrechen, ihm nicht ins Wort zu fallen, auch wenn er Ihrer Ansicht nach den größten Unsinn erzählt. Dann muss er nämlich seine gesamte Redezeit aus geistigen Eigenmitteln bestreiten und das ist gar nicht so einfach. Er wiederholt sich, seine Argumentation zieht sich in die Länge und – welch ein gefundenes Fressen für Sie! – er fängt an, sich widersprechen.
Ein berühmter Schriftsteller hat einmal gesagt, dass kein vernünftiger Mensch fünf Minuten am Stück sprechen könnte, ohne sich zu widersprechen.Da ist sicher etwas dran. Lehnen Sie sich also zurück, öffnen Sie die Ohren und hören Sie zu, was Ihr Gegenüber zusammenerzählt.
Beispiel: „Lassen Sie mich bitte ausreden?“
Für Dauerredner, die nicht zum Ende kommen, hätten wir die folgenden Erwiderungen in petto, von denen manche allerdings mit Vorsicht zu gebrauchen sind:
„Sie reden doch schon die ganze Zeit. Wann haben Sie denn ausgeredet?“
„Aber gerne. Was haben Sie denn zu sagen?“
„Ich wollte die Sache für Sie nur abkürzen.“
„Einverstanden. Wenn Sie nachher genauso lange den Mund halten.“
„Ist das eine Bitte? Oder eine Drohung?“
Die überschätze Redezeit
Die „Ausrederitis“ dient nicht zuletzt dem Zweck, mehr Redezeit zu ergattern als der Vertreter der Gegenseite. Das Erstaunliche ist aber, dass die mühsam erkämpfte Redezeit selten besonders effektiv genutzt wird. Manchmal verdirbt jemand sogar den positiven Eindruck, den er zunächst gemacht hat. Es stimmt einfach nicht, dass derjenige, der mehr redet, besser beim Publikum ankommt.
Wir möchten nicht gerade behaupten, dass das Gegenteil zutrifft, doch hinterlassen Sie einen entschieden günstigeren Eindruck, wenn Sie einen kurzen, knackigen Vortrag halten, bei dem Ihre Zuhörer eher den Eindruck gewinnen, dass Sie mehr zu sagen haben. Für Ihre Argumente gilt die alte Kettenregel: Ihre Argumentation ist nur so stark wie das schwächste Glied in der Kette. Daher ist es immer besser, wenn Sie zwei schlagende Argumente bringen als zwei schlagende und zwei mittelmäßige.
Tipp
Wenn Sie wirklich einmal zu kurz zu Wort gekommen sind, sollten Sie bei Ihrem letzten Redebeitrag nicht versäumen darauf hinzuweisen, dass Sie Ihre Position nicht angemessen darstellen konnten.
Wenn der andere mit Schmutz wirft
Ein Verhalten, das wir häufig beobachten können, wenn der andere sich eigentlich schon gegen die Wand gefahren hat und nicht mehr viel gewinnen kann. Dann versucht er, Ihnen wenigstens noch so zu schaden, dass Sie auch nicht besonders gut dastehen. Zu diesem Zweck bewirft er Sie mit Schmutz, konfrontiert Sie mit Unterstellungen, Beleidigungen und bodenlosen Frechheiten, die Sie eigentlich gar nichtkommentieren möchten. Das Problem ist nur: Sind diese Dinge einmal ausgesprochen, drohen sie an Ihnen festzukleben. Getreu dem
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