Schlangen im Paradies
Cheryl laufend untergebracht. Ohne Leila und bei dem vielen Geld, das er in dem Stück verloren hat, steckt er in der Klemme.
Er würde Ted brennend gern auf der Stelle anpumpen. Das lasse ich nicht zu.»
«Er und Cheryl sind die wichtigsten Zeugen für die Verteidigung, die wir haben», fuhr ihn Henry an. «Sie sollten da vielleicht besser großzügig sein. Ich jedenfalls werde das Ted nahe-legen.»
Sie hatten den Pebble Beach Club passiert und befanden sich auf dem Rückweg. «Nach dem Frühstück machen wir uns an die Arbeit», verkündete Bartlett. «Ich muß eine Entscheidung über die Strategie treffen und ebenso, ob ich Ted als Zeugen aufrufen soll. Meiner Einschätzung nach wird er für sich selbst einen miserablen Zeugen abgeben; aber da kann der Richter die Geschworenen noch so eingehend belehren, es macht psychologisch einen gewaltigen Unterschied, wenn der Angeklagte nicht bereit ist, sich einem Verhör zu unterziehen.»
Syd ging zusammen mit Cheryl zu ihrem Bungalow. «Machen wir’s kurz», sagte sie, sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. «Ich möchte duschen und habe Ted zum Frühstück eingeladen.» Sie zog das Sweatshirt über den Kopf, stieg aus den Hosen und angelte nach dem Bademantel. «Was gibt’s?»
«Du mußt wohl immer ’ne Schau abziehen, was?» schnauzte Syd sie an. «Heb dir die Nummer für die Idioten auf, Schätzchen. Ich hätt’s lieber mit ’nem Tiger zu tun als mit dir.» Er musterte sie eine Weile stumm. Sie hatte das Haar für die Probeaufnahmen dunkler tönen lassen und damit eine verblüffende Wirkung erzielt. Der weichere Farbton hatte das Kesse, im Kern Billige, das ihr anhaftete und das sie nie ganz unterdrücken konnte, verwischt und die phantastischen Augen hervorgehoben.
Selbst im Veloursbademantel besaß sie Klasse. Im Inneren wuß-
te Syd freilich, daß sie dasselbe intrigante Flittchen war, mit dem er es seit bald zwei Jahrzehnten zu tun hatte.
Jetzt lächelte sie ihn strahlend an. «Ach, Syd, laß uns nicht streiten. Was willst du? Immer raus mit der Sprache!»
«Mit Vergnügen. Ich fasse mich auch kurz. Wie kommst du darauf, daß Leila Selbstmord begangen haben könnte? Weshalb sollte sie geglaubt habe, daß Ted sich für eine andere interessierte?»
«Ich habe einen Beweis.»
«Was für einen?»
«Einen Brief.» Mit Windeseile haspelte sie ihre Erklärung herunter. «Ich bin gestern zu Min raufgegangen. Die hatten doch tatsächlich die Frechheit, hier eine Rechnung hinzulegen, wo sie doch ganz genau wissen, daß ich ’ne Zugnummer für ihren Laden bin. Sie waren in ihrem Büro, und ich hab zufällig die Menge Fanpost auf Sammys Schreibtisch entdeckt, und wie ich nä-
her hingucke, sehe ich diesen verrückten Brief. Und den hab ich mitgehen lassen.»
«Du hast ihn geklaut?»
«Na klar. Ich zeig ihn dir.» Sie eilte ins Schlafzimmer, um ihn zu holen, und beugte sich dann über seine Schulter, um ihn gemeinsam mit ihm zu lesen. «Verstehst du nicht? Ted muß mit einer anderen was gehabt haben. Aber würde er dann nicht gern mit Leila Schluß machen? Und wenn er sagen möchte, daß ich diejenige welche war, soll’s mir nur recht sein. Ich gebe ihm volle Rückendeckung.»
«Du dämliches Luder!»
Cheryl richtete sich auf und ging hinüber zu der anderen Couch. Sie setzte sich, beugte sich vor und sprach langsam und deutlich wie zu einem geistig minderbemittelten Kind: «Anscheinend begreifst du nicht, daß dieser Brief mir Gelegenheit gibt, Ted zu zeigen, wie sehr mir sein Wohl und Wehe am Herzen liegt.»
Syd näherte sich, entriß Cheryl den Brief und zerfetzte ihn.
«Vor einer Stunde hat mich Bob Koenig angerufen. Er wollte ganz sichergehen, daß nichts Nachteiliges über dich an die Öffentlichkeit kommen könnte. Weißt du, weshalb du bis jetzt für die Rolle der Amanda vorne liegst? Weil Margo Dresher ’ne mehr als reichlich miese Presse hatte. Was meinst du wohl, wie deine Publicity aussähe, wenn Leilas Fans rausfinden, daß du sie mit anonymen Briefen in den Selbstmord getrieben hast?»
«Aber ich hab doch den Brief nicht geschrieben!»
«Das kannst du deiner Großmutter erzählen! Wie viele Leute wußten von dem Armband? Ich hab deine Augen gesehen, als Ted es Leila schenkte. Du hättest sie am liebsten auf der Stelle erdolcht. Die Proben fanden unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Wie viele Leute wußten von Leilas Textschwierigkeiten?
Du wußtest es. Und warum? Weil ich es dir erzählt hatte. Du hast den Brief
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