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Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition)

Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition)

Titel: Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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Lächeln konnte sich Samuel sparen, aber vielleicht rettete ihn eine Floskel.
    „Wie war dein Sommer?“
    Ian lief noch dunkler an. „Verarsch mich nicht! Raven labert Müll, fang du nicht auch an!“
    Samuel stemmte sich auf die Fensterbank. Wenn es zu dumm kam, konnte er sich immer noch nach hinten kippen lassen und war den ganzen Kram los. Ob seine Seele dann endlich Ruhe gab und aufhörte, nach Laurens zu rufen? Fast war der Gedanke erleichternd. Und unheimlich. Samuel wischte ihn beiseite. „Du warst bei Raven?“ Verdammt, er klang gleichgültig wie eine Telefonansage. „Wie geht es ihm?“
    Ian klappte der Kiefer hinunter. „Mein Vater ist verschollen und du fragst mich nach dem Arsch, der aufgrund eines fiesen Schicksalswitzes mein Halbbruder geworden ist?“ Sein Zeigefinger stach in die Richtung, wo Ravens Zimmer in der Vergessenheit versank. „Geh hin und sieh selbst. Nachher! Vorher sagst du mir, wo mein Vater ist!“
    „Ich schwöre dir, dass ich keinen Schimmer habe, wo sich David zurzeit aufhält. Und es ist mir auch vollkommen gleichgültig.“ Hoffentlich fielen ihm schon die Sehnen von den Knochen. Wo auch immer Raven die Leiche vergraben hatte, sie sollte dort bleiben.
    Ian sank aufs Bett. „Denkst du, er hat sich aus dem Staub gemacht? Wegen Mia oder wegen der Schulden oder wegen was weiß ich was?“
    „Kann sein.“ Diese Lüge würde für Ian besser zu verkraften sein, als die Wahrheit. Sollte er sich an sie klammern. Samuel zog sich einen frischen Pullover an. Den alten hatte er tagelang ohne Unterbrechung getragen. Ob Laurens jetzt auch noch die Nase zwischen die Maschen stecken würde? Falscher Gedanke. Er schnürte ihm den Atem ab.
    Ian starrte ihn ratlos an. „Was ist eigentlich los mit euch Freaks? Bis jetzt wart ihr unzertrennlich.“
    „Bruderzwist.“ Zwischendurch wäre es beinahe Brudermord gewesen. „Raven hat mir einen Fick aufgezwungen.“ Das gallebittere Wort verdrängte die Erinnerung an jede innige Sinnlichkeit, die er je mit Raven verbunden hatte. „Das hat ihm aber nicht genügt, also hat er sich von Laurens auch noch vögeln lassen.“
    Ian wurde weiß. „Kein Scheiß?“
    „Kein Scheiß.“ Eigentlich hätte es in ihm toben und wüten müssen, aber sein Herz traute sich keine Rebellion mehr zu. Es hatte sich müde gekämpft.
    „Verstehe“, japste Ian und schüttelte sich. „Nein, eigentlich verstehe ich das nicht. Das ist widerlich, Samuel. Warum macht ihr so was?“
    Am Himmel zogen Wolken vorbei. Der Wind kam von Norden, wenn er nur ein wenig drehte, würde er sie zu Laurens treiben.
    „Ich rede mit dir!“
    Hoffentlich ging es ihm gut. Hoffentlich vergaß er ihn. Ian schlug ihn ans Bein. „Sag was!“
    „Wir machen so etwas, weil wir Ungeheuer sind. Ganz simpel.“
    Ian schnaubte. „Erzähl anderen diesen Mist. Ich kenne euch. Ihr seid schräg, aber cool. Normalerweise. Jetzt seid ihr einfach nur krank.“ Wie er mit den Fäusten in den Hüften vor ihm stand, glich er Erin. „Hast du deshalb Laurens den Laufpass gegeben?“
    Das hätte er nie getan. Laurens hatte sich den Pass allein ausgestellt und auf seinem Abschiedsbrief unterschrieben.
    Automatisch glitt seine Hand dahin, wo sie abgegriffenes Papier fühlen wollte. Sie tastete auf dem glatten Stoff seiner Shorts statt auf seiner Jeanstasche. Verdammt! Seine Jeans! Er hatte sie vor dem Bett ausgezogen, geduscht und dann? Sie war weg.
    „Was guckst du so panisch?“
    „Ich bin panisch! Erin hat meine Hose in die Wäsche getan.“
    „Erstens ist das ihr Job und zweitens wird sie ihre Gründe gehabt haben.“
    Laurens’ Worte zu zerstören war nicht ihr Job. Auch wenn er sie auswendig kannte. Der Brief durfte nicht verlorengehen. Er war alles, was er noch von Laurens hatte.
    Samuel rannte die Treppe hinunter. „Erin!“ Wehe, es wäre zu spät!
    Die Tür zum Bügelzimmer stand auf. Statt Erin kniete Finley zwischen den Wäschehaufen. „Erin fühlt sich nicht gut. Ich geh ihr ein bisschen zur Hand.“ Laken und Handtücher verschwanden zusammengeknüllt in der Waschmaschine. „Was willst du von ihr?“
    „Meinen Brief.“ Wo zum Henker war in diesem Chaos seine Jeans?
    „Welche Farbe?“
    „Der Brief?“
    Finley rollte die Augen. „Die Klamotte, in deren Tasche du ihn offenbar vergessen hast.“
    „Blau.“
    Finley nickte zu einem Haufen schräg hinter ihm.
    Shirts, Socken, Pullis. Da! Der Brief steckte noch in der Gesäßtasche. An den Knicken hatte er die Farbe der Hose angenommen.

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