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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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unnatürlich laut in dem beengten Raum. Voller Angst, den Strahl einer Taschenlampe hinter mir zu sehen, schaute ich mich um und lief geradewegs gegen eine Kalksteinwand. Dabei ließ ich meine eigene Lampe fallen, und ihr Licht erlosch. Ich war in eine Sackgasse geraten, hatte meine Taschenlampe verloren, und die Gang würde mich jeden Augenblick einholen. Schlimmer konnte es wirklich nicht kommen. Abgesehen davon, dass keinen Meter von mir entfernt … fast konnte ich die warme, sanfte Luftbewegung an meinem Gesicht spüren … jemand atmete.

32
    Ich erstarrte und lauschte so angespannt wie noch nie in meinem Leben.
    Schwer, angestrengt – schneller als normal, aber zu langsam, um der Atem eines Tiers zu sein –, kam das Geräusch von irgendwoher zu meiner Rechten. Und ebenso der Geruch von saurer Milch und altem Schweiß. Ein sehr menschlicher Geruch. Es musste noch einen anderen Tunnel geben, vielleicht nur einen kleinen Abfluss, den ich in meiner Panik übersehen hatte.
    Vor wem hatte ich am meisten Angst – vor Nathan und seiner Gang oder vor jener kaum menschlichen Kreatur, die mich begrabscht hatte, als ich das letzte Mal etwas so Fürchterliches gerochen hatte? Keine allzu schwierige Frage. Langsam begann ich, mich rückwärts zu schieben, und der Gestank folgte mir. Ich hörte gedämpftes Flüstern, einmal sogar ein Kichern, und wusste, dass Nathan und sein Haufen ganz in der Nähe waren. Dann brüllte jemand, und der Klang hallte scharf und unnatürlich laut in dem engen Tunnel wider.
    »Hey, Leute! Hört auf mit dem Blödsinn. Wir sollen zu ihm kommen.« Es war Allans Stimme.
    Irgendjemand wollte widersprechen, doch ihm wurde das Wort abgeschnitten.
    »Lasst sie. Wenn sie sich hier unten verläuft, ist das ihr Problem.«
    Gemaule, noch ein bisschen Gekicher und dann das Geräusch durchs Wasser stapfender Beine. Und plötzlich waren sie bloß noch Halbwüchsige. Ausgelassen, ein bisschen niederträchtig, aber doch nur darauf aus, sich auf meine Kosten einen Spaß zu machen. Was sich dicht hinter mir befand,
war jedoch etwas ganz anderes. Die Bande verließ den Tunnel. Und ich war ihnen dicht auf den Fersen. Es war mir egal, ob sie mich hörten. Ich konnte mich nur mit großer Mühe beherrschen, nicht zu schreien. Lasst mich nicht allein! Hier drinnen ist etwas.
    Hastig eilte ich weiter und hielt nur ganz kurz inne, als ich um die letzte Ecke bog und das blasse Licht am Ende des Tunnels erblickte. Ich sah zu, wie der letzte Teenager wieder in den größeren Tunnel zurückkletterte und aus meinem Blickfeld verschwand. Und dann stieg auch ich in den Haupttunnel; ich schaute schnell nach, ob sie auch wirklich weg waren, machte mir jedoch sehr viel mehr Gedanken darum, was mir möglicherweise folgte. Und sagte mir, dass jetzt wirklich endgültig Schluss war. Wenn ich mit heiler Haut hier herauskam, würde ich mich nicht mehr mit all dem komischen Kram befassen, der im Dorf vorging. Was immer es war, es konnte ohne mich über die Bühne gehen. Mir reichte es.
    Vier Meter bis zum Eingang des Abflusstunnels. Ein schneller Blick nach hinten, ob irgendetwas aus dem kleineren Tunnel hervorgekommen war. Zwei Meter, einer. Ich drängte mich durch die dicken Stängel und haarigen Blätter einer großen Wasserlilie und befand mich wieder im Freien. Die Erleichterung, aufrecht stehen zu können! Ich schaute mich um und sah Sterne mit den Wolken Verstecken spielen, die vor ihnen dahinzogen, sah Bäume schwanken und sich biegen, alte Häuser, die im Wind knarrten, ansonsten jedoch vertraut waren. Ich war allein auf dem Dorfanger.

    Fünf Minuten später stand ich vor meinem Haus und starrte den großen Blumenkübel an, der auf der Kellerklappe stand. Er war verschoben worden.
    Nur ein paar Zentimeter nach rechts, doch es war unverkennbar. Der feuchte Fleck dort, wo er normalerweise stand, war ziemlich deutlich zu sehen, sogar bei Mondschein. Irgendjemand hatte den Kübel von seinem üblichen Platz auf der
Falltür weggeschoben und ihn dann, möglicherweise in der Eile des Aufbruchs, nicht richtig zurückgestellt.
    Warum sollte jemand das tun?
    Also stemmte ich mich mit aller Kraft gegen einen schweren hölzernen Blumenkübel, obwohl ich wirklich nichts anderes tun wollte, als sämtliche Türen verrammeln und ein sehr langes Bad nehmen. Es dauerte ein paar Minuten, schließlich jedoch schaffte ich es, das Ding von der Kellerklappe herunterzuschieben. Aber wozu sollte jemand das tun? Die Kohleklappe war von unten

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