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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Neuem auf ihrem Brustkorb. 30 Kompressionen, dann wieder Luft.
    Nicht aufgeben, sagte ich mir, während ich von einer simplen Handlung zur anderen wechselte, das ist der Fehler, den die meisten Leute machen, sie geben zu früh auf. Man kann Menschen noch ins Leben zurückholen, nachdem sie fünf Minuten lang klinisch tot waren, zehn Minuten. Man muss nur den Kreislauf in Gang halten, den Körper am Leben erhalten, bis Hilfe eintrifft, bis das Herz wieder ins Leben zurückgeschockt und die Lungen mit Gewalt daran erinnert werden, was sie tun sollen. Also hör nicht auf. Zwing Herz und Lunge, weiterzumachen, verdammt noch mal weiterzuarbeiten. Um Gottes willen, Violet, nicht aufgeben.
    Lassen Sie mich gehen, Liebes.
    Nein, Violet, nein. Kommen Sie schon, nur noch einen Moment. Der Krankenwagen ist gleich da.

    Es ist vorbei. Hören Sie jetzt auf, Liebes. Hören Sie auf.
    Nein, Violet, Sie dürfen nicht sterben. Sonst ist es meine Schuld. Nicht sterben, Violet, bitte.

    Ich weiß nicht, wie lange ich versuchte, Violet wiederzubeleben, aber ich glaube ganz ehrlich, auch jetzt noch, dass ich nicht zu früh aufgegeben habe. Violet war noch nicht lange tot gewesen, als ich sie gefunden hatte, doch sie war vollkommen tot. Wären mir Rettungshelfer mit einsatzbereiten Defibrillatoren auf dem Fuße durch die Haustür gefolgt, es hätte nichts genützt. Sie würde nicht zurückkehren. Und dann kam der Moment, als ich wusste, dass ich aufhören musste.
    Ich ertappte mich dabei, wie ich zu dem Schrank in der Ecke des Zimmers hinüberging, eine Decke herausholte und sie sanft über die reglose Gestalt breitete. Unten konnte ich Bewegung hören, schwere Schritte und Stimmen, die leise riefen. Ich setzte mich neben Violet und sagte mir, dass sie noch ein paar Sekunden brauchen würden, um uns zu finden. Gerade lange genug, um richtig Lebewohl zu sagen. Wir hatten noch ein wenig Zeit.
    Ich irrte mich. Für mich, ebenso wie für Violet, war die Zeit abgelaufen.

Teil II

34
    »Und das ist alles, Miss Benning?«
    »Ja«, brachte ich hervor, durch eine Kehle, die sich anfühlte, als hätte sie jemand gepackt. »Das ist alles.«
    Detective Inspector Robert Tasker starrte mich einen Augenblick lang an, die Augenbrauen hochgezogen, die Stirn in Falten gelegt. Dann ließ er den Kopf auf die Hand sinken und massierte sich mit Daumen und Zeigefinger die Schläfen. Ich wartete.
    »Als die Polizei eingetroffen ist«, sagte er, »haben die Männer Sie neben Mrs. Bucklers Leiche vorgefunden. Sie haben keine Anzeichen dafür bemerkt, dass Sie versucht hätten, sie wiederzubeleben.«
    »Ich hatte gerade aufgehört«, erklärte ich.
    »Gerade in diesem Moment?« Tasker stieß einen übertriebenen Seufzer aus und schaute auf ein paar Unterlagen hinunter, die vor ihm auf dem Tisch lagen. »Wir haben einen Anruf von Mrs. Bucklers Nachbarin bekommen, heute Morgen um kurz nach fünf, die Lärm im Haus nebenan gemeldet hat.« Er blickte auf. »Wir haben einen Zeugen, der gesehen hat, wie Sie ungefähr um diese Zeit auf Mrs. Bucklers Haus zugegangen sind. Aber als wir dort ankommen, zwanzig Minuten später, ist sie tot – gerade eben erst, wohlgemerkt –, und Sie sitzen wie ein Todesengel neben ihr. Wie lange genau haben Sie Wiederbelebungsmaßnahmen durchgeführt?«
    Hoch oben an der Wand hinter Tasker verriet mir die Uhr, dass es fast Mittag war. Vor sechs Stunden, unter Mordverdacht festgenommen, war ich von Violets Haus auf kürzestem Wege zum Polizeirevier gefahren worden. Dort hatte man mich
von meinen Rechten in Kenntnis gesetzt und mich aufgefordert, mich einer medizinischen Untersuchung zu unterziehen. Das hatte ich abgelehnt und war daraufhin in eine Zelle eingeschlossen worden. Kurz vor halb elf hatten sie mich geholt und in ein Vernehmungszimmer gebracht. Seit gut über einer Stunde hatte ich ununterbrochen geredet und wollte mich nur noch zusammenrollen und schlafen. In der Zelle war ich wenigstens allein gewesen.
    »Für die Tonbandaufzeichnung, die Verdächtige weigert sich, die Frage zu beantworten«, ließ sich der Mann an Taskers Seite vernehmen, Detective Constable Stephen Knowles. Knowles war älter, kleiner und untersetzter als Tasker. Er hatte nicht mehr viele Haare auf dem Kopf, dafür aber jede Menge anderswo, nach den dunklen Ringeln zu urteilen, die aus dem Kragen seines Hemdes lugten und aus seinen Manschetten hervorkrochen.
    »Sie war tot«, brachte ich nach ein paar Sekunden hervor. »Ich habe versucht, sie zu retten, und ich

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