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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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hinabströmte, auf die beiden dunklen Gestalten zu, die dort auf der Lauer lagen. Als die vordersten Tiere sie erreichten, rief der Größere etwas, und die beiden erhoben sich. Der Schlangenfluss spritzte auseinander wie Wasser aus einem Druckschlauch. Schlangen flohen in alle Richtungen, doch die beiden Männer waren vorbereitet. Sie hatten Säcke dabei. Schweigend und flink gingen sie zu Werke, rafften die armen, verwirrten Tiere zusammen, bis die Säcke prall voll zappelndem, sich windendem Leben waren.
    Ich wollte sie mit aller Macht daran hindern, doch ich wagte nicht, mich zu bewegen. Ich war zu nahe. Und was sollte ich auch tun? Vernünftig mit ihnen reden? Ich konnte nicht einmal das Weite suchen, ehe sie sich davonmachten. Wenn ich mich jetzt rührte, würden sie mich sehen.
    Eine Schlange kam auf der Flucht vor dem Aufruhr auf mich zu. Ich blieb vollkommen regungslos liegen. Schlangen können nicht hören. Sie nehmen Vibrationen wahr, teils durch die Luft, hauptsächlich aber durch den Boden. Sehen können sie, aber nicht sehr gut. Allerdings haben sie einen sehr guten Geruchssinn – durch ihre Zungen. Als die Schlange näher kam, wurde sie langsamer, ihre Zunge zuckte wie winzige Blitze vor und zurück, spürte einen weiteren Feind.
    Sie hielt vor mir inne und richtete sich in Abwehrstellung auf. Ich ertappte mich dabei, dass ich am liebsten die Hand ausgestreckt und über ihren zarten, starken Körper gestrichen hätte, um sie zu beruhigen. Ich verharrte allerdings still, und die Schlange ließ sich zu Boden fallen, prüfte noch einmal die Luft und glitt dann durch die Hecke davon.
    Endlich waren alle Tiere entweder entkommen oder eingefangen worden. Die beiden Männer gingen zur Hecke zurück. Sie zwängten sich hindurch und verschwanden, doch ich war
mir ziemlich sicher gewesen, dass sie hügelabwärts gegangen waren – auf das Haus der Witchers zu.
    Ich musste nach Hause und die Polizei verständigen. Die beiden Männer – jetzt war ich mir bei Weitem nicht mehr sicher, dass es die Keech-Brüder gewesen waren – hatten sich strafbar gemacht. Es ist in Großbritannien nämlich verboten, Schlangen einzufangen, und die zwei mussten massenhaft Tiere eingesackt haben. Ich hatte keine Ahnung, was sie vorhatten, doch ich hätte wetten mögen, dass es für die Schlangen kein Vergnügen sein würde. Also ging ich den Hügel wieder hinauf, die Ohren gespitzt, ob auf der anderen Seite der Hecke Stimmen zu vernehmen waren. Ungefähr auf halber Strecke scheuchte ich einen weiteren Vogel auf und zuckte zusammen, als er vor mir in die Luft schoss. Ich erreichte den oberen Rand der Wiese und kauerte mich an der Hecke hin. Dann streckte ich den Kopf hindurch und schaute die Straße hinauf und hinunter.
    Leer. Meine beiden Freunde waren mit ihrer Beute verschwunden. Ich quetschte mich durch die Hecke, richtete mich auf und ging rasch den Rest des Weges hinauf. Als ich um die Ecke kam, vernahm ich ein leises Scharren, ehe mein Kopf am Haar zurückgerissen wurde und jemandes Arme mich umschlangen.

31
    Allan Keech hielt mich fest um die Taille und an der Kehle gepackt, und sein Bruder Nathan ging geradewegs auf mich los. Keine Zeit zum Nachdenken. Ich riss ein Bein hoch und trat ihm in die Eier. Er taumelte zurück, und ich spürte, wie Allans Griff sich lockerte. Ich rammte einen Ellenbogen nach hinten, fühlte das weiche Nachgeben von Bauchmuskeln, die er nicht mehr rechtzeitig hatte anspannen können, und trat ihm dann hart gegen das Schienbein. Er grunzte wie ein Schwein und ließ mich los.
    Ich lief los, so schnell ich konnte. Jetzt war Geschwindigkeit gefragt. Ich hatte Glück gehabt; sie hatten nicht damit gerechnet, dass ich mich wehren würde, jetzt jedoch waren sie fuchsteufelswild auf mich. Sie durften mich auf gar keinen Fall zu fassen kriegen. Blitzschnell schoss ich um die Ecke in die Carters Lane und weiter hügelaufwärts. Bald würde ich am Dorfanger sein, wo die Häuser waren, wo Hilfe nahe war.
    Ich konnte hastige Schritte hinter mir hören. Nathan war groß und jung. Bestimmt war er fit; Jungen in seinem Alter sind fast immer gut in Form. Allan war schwerer gebaut und vielleicht fünfzehn Jahre älter als sein Bruder. Er war stärker, würde aber langsamer sein. Nathan war derjenige, den ich abhängen musste.
    Ich war diese Gasse jeden Tag hinaufgerannt, und als ich oben ankam, wusste ich, dass ich ein paar Sekunden gewonnen hatte. Trotzdem durfte ich noch immer keine Zeit verlieren. Ich musste

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