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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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alles gelegt«, fuhr er fort. »Ein paar von den Gruppierungen sind verfolgt worden, und dann, um 1945 herum, sind die verschiedenen neuen Bewegungen wieder zum Leben erwacht. Zweifellos hatte das Ausmaß des Zweiten Weltkriegs etwas damit zu tun. Sie haben ganz unterschiedliche Formen angenommen; was sie aber alle gemeinsam hatten, war, nun ja, ein ans Fanatische grenzender Enthusiasmus, eine sehr enge und wörtliche Auslegung der Bibel und der Glaube, dass Gott einige seiner
eigenen übernatürlichen Fähigkeiten an die Menschen weitergegeben hat. Weißt du, was die Charismata sind?«
    »Gaben, richtig? Die himmlischen Gaben.«
    Dad nickte. »Diese Sekten haben alle an Gaben geglaubt, die Gott den Menschen verliehen hat. Manche Gruppierungen nannten sie Zeichen, aber das läuft auf dasselbe hinaus.«
    »Und diese Gaben, diese Zeichen, worin genau bestehen die?«
    Dad zuckte die Achseln. »Kranke zu heilen, solche Sachen. Meistens ziemlich harmlos. Und in Zungen reden, das kommt immer gut an.«
    »Wenn also Leute im Gottesdienst aufspringen und anfangen, wirres Zeug zu reden – das ist dann eines von den Charismata, den Zeichen?«
    Dad lächelte. »Über das Zungenreden sind ganze Bände geschrieben worden. Andererseits sagen manche Leute, als Paulus davon gesprochen hat, dass die Jünger in fremden Zungen reden, hätte er eigentlich gemeint, dass sie in der Lage sein würden, fremde Sprachen zu sprechen und das Werk Christi leichter zu verbreiten.«
    »Klingt logisch.«
    Wieder nickte Dad. »Die Anhänger dieser Denkrichtung glauben, dass die Charismata der Menschheit nur für kurze Zeit verliehen wurden, in den Jahren unmittelbar nach dem Tode Christi, dass es Unsinn sei, zu behaupten, sie wären heute noch relevant. Andererseits glauben manche Leute, die Charismata, die Zeichen, hätten ewig währen sollen und das, was du wirres Zeug nennst, ist in Wirklichkeit die Sprache der Engel.«
    »Weißt du, dieses Wort, ›Zeichen‹, dazu fällt mir etwas ein.« Ich streckte die Hand aus und holte mir meinen Notizblock zurück. Dann blätterte ich ihn durch, bis ich zu den Inschriften kam, die ich auf den Gräbern der vier Toten gefunden habe. »Schau mal, auf dem Grab von Larry Hodges. ›Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese‹. «

    »Das ist aus dem Evangelium nach Markus, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt. Ja, das deutet sicher darauf hin, dass damals eine charismatische Sekte in deinem Dorf zugange war.«
    »War das ungewöhnlich?«
    »Ungewöhnlich – sicher. Aber nicht ohne Beispiel. Auf wessen Grabstein stand das?«
    Ich beugte mich vor. Dad betrachtete die Inschrift, die ich von dem Stein auf Reverend Fains Grab kopiert hatte: Und er wird zu uns kommen wie ein Regen, wie ein Spätregen, der das Land feuchtet. »Ach ja, da fällt mir gerade noch etwas ein«, sagte ich. »In der Zeitung stand auch irgendetwas darüber, dass er zur Latter Rain Church gehört hätte. Wieso, was…?« Ich hielt inne. Der Gesichtsausdruck meines Vaters gefiel mir überhaupt nicht. Er nahm seine Lesebrille ab und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
    »Sagen wir einfach, bei dem Namen schrillen bei mir alle Alarmglocken«, meinte er schließlich. Dann nahm er die Brille vom Tisch und griff in die Hosentasche. Ich saß da und wartete darauf, dass er weitersprach. »Die Latter Rain Church ist irgendwo in Kanada gegründet worden, in den Vierzigerjahren, das scheint zeitlich also hinzukommen«, sagte er und zog ein Taschentuch hervor. »Dieser Reverend Fain könnte einer ihrer frühen Geistlichen gewesen sein.«
    »Den Namen Latter Rain habe ich noch nie gehört. Was bedeutet das?«
    »›Latter Rain‹ – ›Spätregen‹ – bezieht sich auf den Regen im Spätsommer, der die Ernte reifen lässt«, erklärte mein Vater, während er erst das eine und dann das andere Brillenglas polierte. »In diesem Kontext steht der Begriff für die letzten Tage, ehe Gott die Welt enden lässt. Diejenigen, die die Spätregenbewegung begründet haben, glaubten, in den letzten Tagen von Gottes Erde würde es ein gewaltiges Hervorbrechen der Zeichen geben, der Charismata. Und das ist noch immer ein Glaube, auf dem die Arbeit der heutigen Bewegung fußt.«

    »Existiert sie noch?«
    »Und wie. Im Laufe der Zeit ist die ursprüngliche Doktrin etwas gemäßigt worden. Einige der verständigeren Mitglieder haben sich davon distanziert, haben die kontroverseren Aspekte abgelehnt und neue Bewegungen gegründet. Das war

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