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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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ein Schritt in die richtige Richtung. Die Church of the Latter Rain gibt es auch heute noch. Größtenteils, würde ich sagen, wird sie von frommen, anständigen Menschen geleitet, die festen Glaubens sind und eine ganze Menge Gutes tun.«
    »Wenn also Reverend Fain zur Latter Rain Church gehört hat, dann wäre das nicht unbedingt ein Problem?«
    Dad schüttelte den Kopf. »Was ich dir gerade erzählt habe, bezieht sich auf die Kirche von heute. Damals, in den Vierzigern und Fünfzigern, steckte sie noch in den Kinderschuhen. Eine ganz andere Geschichte.«
    »Erzähl weiter.«
    »Die Spätregenbewegung hat ein paar psychisch äußerst instabile Menschen angezogen. Leute, die aufrichtig glaubten oder zumindest so getan haben, als glaubten sie daran, dass das Ende der Welt unmittelbar bevorsteht. Ihre Anführer nannten sich die Schar des Elija, angeblich Gottes auserkorene Heilige, ausgesandt, um am Ende der Zeiten die Rechtschaffenen in die himmlische Herrlichkeit zu führen. Sie glaubten, die normalen Existenzregeln hätten keine Gültigkeit mehr.«
    »Ein Endzeit-Kult?«
    Dad setzte seine Brille wieder auf. »›Kult‹ ist ein Wort, das ich normalerweise nicht gern verwende, um eine Kirche zu beschreiben, aber in diesem Fall, glaube ich, könnte dein Reverend Fain ein gefährlicher Mann gewesen sein. Die Bewegung war dafür bekannt, dass sie sich in einigen höchst eigenartigen, okkulten Praktiken geübt hat.«
    Er erhob sich. Einen Augenblick lang fragte ich mich, ob er das Interesse verloren, ob er vielleicht beschlossen hatte, dass wir heute Abend genug über etwas anderes geredet hatten als über Mum, doch er ging zu einem der begehbaren Schränke
hinüber und zog die Doppeltür auf. Aktenkästen türmten sich auf den Borden. Nach ein paar Minuten nahm er einen davon heraus, trug ihn zum Schreibtisch und blies dabei den Staub fort.
    »Das hier habe ich seit zwanzig Jahren nicht mehr aufgemacht«, bemerkte er. »Ende der Siebziger habe ich mal ein Seminar über die charismatischen Kirchen gehalten. Hab einiges an seltsamer, wunderbarer Literatur zusammengesucht. Besonders ein Bursche ist mir damals aufgefallen. Ah, da haben wir ihn ja. Was hältst du davon?«
    Dad reichte mir ein Pamphlet, in Schwarz und Orange gedruckt. Auf der Titelseite, ungefähr so groß wie ein gebundenes Buch, stellte ein wenig kunstreiches Bild ein Feuer dar; das ganze Ding war gerade mal fünfzig Seiten stark. Es war von einem Reverend Franklin Hall geschrieben worden. Ich schaute auf den Titel und blickte dann zu Dad auf.
    »Formel für die Wiederauferstehung der Toten?«, fragte ich.
    Dad lächelte matt. »Wahrscheinlich eines von den extremeren Beispielen«, meinte er, »aber nicht untypisch für das, was die Latter Rain Church in ihren Anfangszeiten so hervorgebracht hat. Außerdem gibt es Berichte über Heilungen durch Fasten. Diese Leute waren fasziniert von Tierkreiszeichen, Levitationen, Feuer und Rauch. Oh, und von Dämonenaustreibungen.«
    Ich schaute auf. »Exorzismus?«, fragte ich und dachte an Violets Schilderungen dessen, was mit Ulfred passiert war. Und doch hatte Ulfred, wenn man Matt glauben wollte, niemals existiert.
    »Laut Reverend Hall schon. Er hat von einer Reihe von Versammlungen in San Diego erzählt, 1946. Tausende von Menschen haben gemeinsam gefastet, in manchen Fällen bis zu sechzig Tage lang. Laut Hall wurden dabei Dämonen ausgetrieben, Wahnsinnige wurden geheilt, Krebsgeschwüre sind verschwunden, Krüppel konnten wieder gehen und die Toten sind wieder zum Leben erwacht.«

    »Der nimmt den Mund ja ganz schön voll.«
    »Oh, er war nicht der Erste. Ein Mann namens William Branham gilt allgemein als der Begründer der Bewegung. Seine Biografie beschreibt, wie er in den Vierzigern in Finnland ein Kind von den Toten hat auferstehen lassen. Der Junge war bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Branham hat ihn zurückgeholt.«
    Hat ihn zurückgeholt. Wie konnten drei simple, unschuldige Worte mich dermaßen frösteln lassen? Wenn ich die Macht hätte, jemanden von den Toten zurückzuholen, würde ich es tun?
    Ich schaute wieder auf das Pamphlet hinunter, das Dad mir gegeben hatte, und begann, abermals die Seiten durchzublättern. »Und, wie geht das?«, erkundigte ich mich und fragte mich, ob ich es wirklich wissen wollte.
    »Oh, da gibt es keine satanische Formel«, versicherte Dad. »Jeder, der hofft, er könne in die Krypta runtersteigen und eine Party schmeißen, wäre schwer enttäuscht. Soweit ich

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