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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Following«, sagte er. »Clara, bist du sicher, dass das im Augenblick so wichtig ist? Wir brauchen alle Zeit zum Trauern.« Er schwieg einen Moment
lang. »Gibt es irgendetwas, das du mir erzählen möchtest?«
    Ich wollte mich so schnell wie möglich verziehen, doch Dads Gesicht war voller Sorge. »Ich glaube, ich trauere schon sehr lange um Mum«, sagte ich. »Und ich glaube nicht, dass es schon vorbei ist. Aber im Augenblick muss ich über etwas anderes nachdenken. Und, nein, es gibt nichts, was ich dir erzählen muss.«
    Dad war alles andere als zufrieden, doch wenn er mich nicht mit Gewalt zurückhalten wollte, konnte er nicht mehr tun. Oben in meinem Zimmer lieferte meine erste Internet-Recherche Hunderte von Einträgen zu The Church of God with Signs Following. Die Bewegung war – unabhängig voneinander – in zwei verschiedenen Gegenden der USA aufgetaucht. Kurz nach 1900 hatte der Reverend George Hensley während eines Gottesdienstes im ländlichen Tennessee eine lebendige Klapperschlange aufgehoben, und sein Beispiel hatte Schule gemacht.
    Um dieselbe Zeit hatte ein Prediger namens James Miller in Alabama mehr oder weniger genau das Gleiche getan. Die Bewegung hatte sich in den südlichen Bundesstaaten der USA ausgebreitet. George Hensley war 1955 gestorben, an einer Vergiftung infolge eines Klapperschlangenbisses.
    Ich musste an Matts Bemerkung denken, über so genannte snake handler , die durch Schlangenbisse starben. Und an Dr. Amblins heftige Fragen an Sean und mich, wo der Taipan herstamme. Könnte er aus Nordamerika sein, hatte er wissen wollen, ehe er sich ein wenig entspannt hatte, als wir ihm versichert hatten, dass das nicht möglich sei. Vielleicht hätte ich schon früher darauf kommen sollen, was sich 1958 zugetragen hatte.
    Snake handling , Dämonenaustreibung? Dann fiel mir noch etwas ein. Ich schnappte mir meinen Notizblock und blätterte ihn hastig durch, bis ich die Seite mit Reverend Joel Fains
biografischen Angaben fand. Er hatte Altphilologie studiert; bestimmt hatte er gewusst, was es mit der poena cullei auf sich hatte. Fain war vor fünfzig Jahren umgekommen, doch allem Anschein nach lebte sein Einfluss fort.
    Es war neun Uhr abends. Ich wusste, dass Dad irgendwann innerhalb der nächsten Stunde zu Bett gehen und dann noch etliche Stunden lesen würde. Leise ging ich zum Fenster. Das Polizeiauto hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Während ich im Zimmer herumtigerte, dringend hinauswollte und das Gefühl hatte, in der Falle zu sitzen, griff ich nach meinem Handy und hörte meinen Anrufbeantworter zu Hause ab. Es waren mehrere Nachrichten darauf, was ungewöhnlich war, alle von heute Vormittag.
    Zwei von Vanessa, eine von Dad und eine von der Tierklinik. Dort hofften sie, dass die Beerdigung meiner Mutter gut verlaufen sei, und freuten sich darauf, mich wieder bei der Arbeit zu sehen, aber erst, wenn ich so weit wäre. Die nächste Nachricht war von Sally.
    »Hi, Clara«, fing sie an, »ich weiß, Sie haben im Moment eine Menge um die Ohren, aber ich dachte einfach, das hier wäre wichtig. Ernest Amblin ist heute entlassen worden, und ich habe kurz bei ihm vorbeigeschaut. Irgendwie sind wir auf Edeline zu sprechen gekommen, und Ernest hat gesagt, sie hätte bei den meisten wohlhabenderen Familien im Dorf geputzt und dass sie immer viel länger geblieben sei als die Zeit, für die sie bezahlt wurde. War anscheinend ganz wild auf Gesellschaft. Aber dann ist sie manchmal wochenlang gar nicht zur Arbeit gekommen, hat sich überhaupt nicht im Dorf sehen lassen. Er hatte den Verdacht, dass bei ihr irgendeine schwere psychische Störung vorgelegen hat, konnte sie aber nie dazu überreden, in die Praxis zu kommen, um darüber zu sprechen. Und natürlich wusste man damals noch relativ wenig über psychische Erkrankungen. Jedenfalls hat Walter wohl versucht, allein mit ihrem Zustand klarzukommen. Vielleicht hat er sie sogar eingesperrt. Vielleicht gab es
da ja eine Seite von Walter, die die meisten Leute nicht wahrgenommen haben.«
    Sallys Stimme auf dem Band machte eine Atempause.
    »Auf jeden Fall«, fuhr sie fort, »ich hoffe, heute geht alles glatt. Ich bin vorhin Matt begegnet, und er hat gesagt, Sie werden ein paar Tage weg sein. Sagen Sie Bescheid, wenn ich irgendwas tun kann.«
    Sally schien schon fast im Begriff, aufzulegen, dann: »Ich hab doch gesagt, Edeline hat bei anderen Leuten geputzt? Anscheinend hat sie damit angegeben, dass sie die Schlüssel für die meisten Häuser

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