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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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seines Bruders kümmerte. Edeline war nicht die Sorte Frau gewesen, die man gern an ein Kind herangelassen hätte.

    Wenige Wochen nachdem Ulfred sich aus der Psychiatrie abgesetzt hatte, war Edeline tot gewesen. War ihr Bruder dafür verantwortlich gewesen?
    Ständiges Freizeichen bei Matts Festnetznummer. Ich versuchte es noch einmal auf seinem Handy.
    John Allington war an jenem Abend 1958 in der Kirche gewesen, als Ulfred beinahe ertränkt worden war. Auch Edeline. Wenn Ulfred auf Rache für das sann, was ihm zugestoßen war, wären diese beiden offenkundige Kandidaten. Aber Violet war gar nicht in der Kirche gewesen. Ernest Amblin hatte Ulfred das Leben gerettet. Wieso sollte er ihnen etwas antun wollen?
    Je mehr ich darüber nachdachte, desto weniger war in dem Ganzen ein Sinn zu erkennen. Ulfred brachte Menschen um, die er mit dem assoziierte, was ihm zugestoßen war, ob sie nun wirklich etwas damit zu tun gehabt hatten oder nicht. Sein Verstand war völlig verwirrt und der Mann daher sehr gefährlich.
    Konnte ein verwirrter Verstand Violets Testament gefälscht haben? John Allington Kreuzottergift injiziert haben?
    Ein Mann, von dem ich sicher war, dass es sich um Clive Ventry handelte, alias Saul Witcher junior, hatte Ulfred besucht. Hatte er ihm kurz darauf geholfen, die Klinik zu verlassen? Hatte Clive alte Erinnerungen aufgerührt, die Funken des Grolls angefacht, bis Ulfreds Verlangen nach Rache ebenso hell loderte wie das seine? Benutzte Clive Ulfred als Werkzeug für seine eigene Vergeltung? Oder ging es einfach nur um Habgier? Vielleicht war Ulfred ein Teil von Clives Belästigungskampagne gewesen? Bevor das Ganze furchtbar aus dem Ruder gelaufen war?
    Hatte Clive versucht, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben, weil er gemerkt hatte, dass ich und Matt kurz davor waren, Ulfred aufzuspüren? Wollte er mich ausschalten, um mehr Zeit zu gewinnen, bis die Regierungsgenehmigung für sein Bohrprojekt da war?

    Das Handy hatte noch immer kein Netz. Ich versuchte es abermals mit Matts Festnetzanschluss. Immer noch Freizeichen. Der Sturm musste die Telefonleitungen des Dorfes abgerissen haben. Wenn überall die Festnetzleitungen ausfielen, würde alle Welt mit dem Handy telefonieren. Ich hatte keine Ahnung, wann ich durchkommen würde.
    Matt zufolge war ein gewaltiger Baum auf die einzige offizielle Zufahrtsstraße zum Dorf gestürzt. Die Straße würde für Stunden blockiert sein, wahrscheinlich die ganze Nacht. Heute Abend kommt keiner ins Dorf rein oder wieder raus.
    Wenn Matt dachte, dass das Dorf von der Außenwelt abgeschnitten war, würde er nicht versuchen, Hilfe zu holen. Er würde bis morgen früh warten, bis Verstärkung eintreffen konnte, ehe er Clive Ventry verhaftete. Doch Matt wusste nichts von der anderen, unendlich viel gefährlicheren Bedrohung im Dorf. Er wusste nichts von Ulfred. Was, wenn Matt beschloss, sich noch einmal im Haus der Witchers umzusehen?
    Okay, ich hatte die Wahl. Ich konnte sofort zum nächsten Polizeirevier fahren, mich stellen und die Beamten davon überzeugen, dass Ulfred eine echte Gefahr darstellte und dass sie sofort zum Dorf fahren mussten.
    Aber wenn sie mir nun nicht glaubten? Wenn niemand verfügbar war, um mit mir zu sprechen? Was, wenn ich stundenlang in einer Zelle festsaß?
    Keiner kommt hier rein oder wieder raus, hatte Matt gesagt. Er war im Dorf aufgewachsen, hatte als Kind auf den Wiesen gespielt. Aber wahrscheinlich hatte er die letzten vier Jahre nicht damit zugebracht, tagtäglich jede Straße, jeden Weg, Fußsteig und Trampelpfad entlangzulaufen, den es dort gab. Er hatte die Wochenenden nicht damit verbracht, Wanderkarten zu studieren und neue Routen ausfindig zu machen, auf denen die Wahrscheinlichkeit, Menschen zu begegnen, minimal war. Und genauso wenig war er jede Woche auf der Suche nach verletzten Tieren stundenlang über die Wiesen und durch die Wälder und Täler der Gegend gestreift.

    Ich kannte sämtliche alten Feldwege, von denen jetzt viele nicht mehr benutzt wurden, die Reit-, die Fahrrad- und die Fußwege. Ich wusste, welche Flüsse befahrbar waren, wo man mit einem normalen Personenwagen hinfahren konnte, wo man Allradantrieb brauchte und wo man mit dem Auto einfach nicht hinkam. Ich kannte die kürzeste Strecke, um von A nach B zu kommen, kannte sogar As und Bs, deren Existenz sich niemand anderes je träumen lassen würde. Ungeachtet dessen, was Matt gesagt hatte, wusste ich, dass ich nicht auf die Hauptstraße angewiesen war, um

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