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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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fahren, würde ich nicht viel näher an die Dorfstraßen herankommen, also hielt ich an und stieg aus.
    Den Bruchteil einer Sekunde lang war die Landschaft um mich herum fast taghell erleuchtet, und ich kam mir vollkommen schutzlos vor. Dann senkte sich abermals Dunkelheit herab, und Donner dröhnte. Das Gewitter kam näher.
    Ich rannte nach hinten und öffnete die Heckklappe. Wir wissen nie, wann wir zu einem Rettungseinsatz gerufen werden, deshalb sind die Land Rover immer mit einem Seil, Draht, Taschenlampen, simplem Werkzeug und allem ausgestattet, was für eine medizinische Notversorgung notwendig ist. Ich suchte die stärkste Taschenlampe hervor und nahm meine Notfalltasche, einen Feldstecher, ein scharfes Messer und einen Schraubenschlüssel mit. Dann machte ich mich hügelaufwärts
auf den Weg, auf das Haus zu, und verspürte das primitive Bedürfnis aller Lebewesen, mich zu ducken und Schutz vor dem Gewitter zu suchen. Doch ich zwang mich, weiterzugehen.
    Der Regen war zu diesem Zeitpunkt beinahe tropisch; das Wasser stürzte vom Himmel herab, und mir kam der Gedanke, dass der Taipan, wenn er denn frei herumkroch, sich in diesem Wolkenbruch wie zu Hause fühlen musste. Ich fragte mich, wo er wohl war, ob er irgendwo in einem Gebäude Zuflucht gesucht hatte oder im Unterholz lauerte. Was hätte ich nicht darum gegeben, statt Laufschuhen feste Stiefel anzuhaben. Am besten bis übers Knie.
    In unserem Dorf gibt es keine Straßenbeleuchtung, und nachts ist es bis auf die Außenbeleuchtung der Nachbarn immer dunkel. Normalerweise reicht das gerade, jetzt jedoch brannte nirgends Licht; der Stromausfall überall in der Grafschaft hatte auch uns betroffen. Ich schlich mich an dem Gutshaus vorbei und rannte durch den Vorgarten. Eine dichte Eibenhecke säumte ihn, doch ich war mir ziemlich sicher, dass ich mich darunter hindurchquetschen konnte. Auf der anderen Seite lagen nur dunkle Schemen einzelner Gebäude vor mir. Wieder rannte ich los und hielt dabei sorgfältig nach allen Seiten Ausschau. Dies war ein Abend, an dem ich Allan Keech und seiner Gang nicht in die Arme laufen würde; oder irgendjemand anderem, was das anging.
    Ich lief über den Dorfanger, konnte mich eines Schauderns nicht erwehren, als ich die Dunkelheit unter der Brücke sah und beschloss, dass keine Macht der Welt mich jemals wieder dazu bringen würde, darunterzukriechen. Es war niemand zu sehen, als ich den Hügel hinaufrannte, den Weg, der nach Hause führte. Kurz vor der Bourne Lane bog ich ab und lief die schmale, von Lorbeerbüschen gesäumte Zufahrt entlang, die zu Matts Haus führte. Ein Auto parkte vor dem Haus, ein grüner Kombi. In dem Fenster, das der Tür am nächsten war, flackerte eine kleine Kerze. Ich hämmerte an die Tür
und hörte Schritte auf dem Fliesenboden. Ein Riegel wurde zurückgezogen. Die Tür begann, nach innen aufzuschwingen.
    »Ich konnte Sie telefonisch nicht …«, setzte ich an. Und hielt inne.
    »Hallo«, sagte die Frau, die auf Matts Schwelle stand wie die schöne Torwächterin eines Ortes, zu dem mir niemals Zutritt gewährt werden würde. »Suchen Sie Matt?«
    Irgendwie gelang es mir, zu nicken.
    »Er musste weg«, sagte sie. »Eigentlich sollte er schon wieder da sein. Ich warte mit dem Abendessen.«
    Etwas war in meinem Innern zum Leben erwacht: ein knurrendes, kriechendes Wesen, das ich unterdrücken und ignorieren musste; ich durfte ihm keinen Raum geben, um zu atmen und zu wachsen, sonst würde es mich vielleicht bei lebendigem Leibe verschlingen.
    »Hat er gesagt, wo er hinwollte?«, krächzte ich.
    »Hören Sie, kommen Sie doch kurz rein, es gießt ja.«
    Sie trat zurück und mir blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Während der nächsten paar Sekunden hatte ich Zeit, zu bemerken, dass Matts Hausflur groß war, mit steinernen Wänden. Ein Feuer brannte im Kamin, und die Steinfliesen waren alt und gesprungen. Die Bilder an der Wand waren auffallend modern. Hauptsächlich jedoch konnte ich den Blick nicht von der Frau abwenden, die nach Sandelholz und indischen Gewürzen roch. Sie musste an die eins achtzig groß sein, gertenschlank, mit einer Mähne aus welligem, leuchtend rotem Haar.
    »Ist es dringend? Kann ich irgendetwas tun?«, erkundigte sie sich.
    »Sind Sie auch von der Polizei«, fragte ich und wusste, dass es nicht so war.
    »Nein, ich bin Rachel. Matts Freundin.«
    Und ich hatte ja gewollt, dass sie es laut aussprach.
    »Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte sie weiter.

    Fühlte

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