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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Notaufnahme fahren, und die Ärzte konnten den Rest des Antiserums verabreichen. Menschen überlebten Taipanbisse, vorausgesetzt, sie bekamen
rechtzeitig das Gegengift injiziert und wurden im Krankenhaus behandelt. Matt würde gesund werden.
    Mir blieb der Bruchteil einer Sekunde, um den neuen Geruch zu registrieren – Pfeifenrauch.
    Clara, pass auf!, schrie die Stimme meiner Mutter laut in meinem Kopf. Ich riss die Leine los und versetzte dem Boot einen heftigen Stoß. Der Fluss fasste zu, und es glitt von mir fort, aus der Höhle hinaus in die Schlucht. Dann drehte ich mich um, gerade als die wohlbekannte, stämmige Gestalt das untere Ende der Leiter erreichte, und ich begriff, dass es Ulfred gewesen war, den ich ein paar Abende zuvor auf Ventrys Wiese Schlangen hatte fangen sehen. Es waren gar nicht die Keech-Brüder gewesen. Ulfred schaltete eine Taschenlampe ein und richtete sie direkt auf mich. Ich hatte einen Moment Zeit, um zu überlegen, ob ich in den Fluss springen und stromabwärts waten könnte, hinter Matts Boot her, ob auch nur die entfernteste Chance bestand, dass man mich nicht schnappte. Ich machte einen Schritt rückwärts.
    Wenn Ulfred sich an jenem Abend auf der Wiese herumgetrieben hatte, wer war dann bei ihm gewesen?
    Es könnte Donner gewesen sein, was ich als Nächstes hörte. Wahrscheinlich war es eher das Geräusch eines Steins, der gegen meinen Schädel geschmettert wurde. Die Welt flackerte wie ein alter Film auf einer abgenutzten Kinoleinwand. Dann war sie einfach weg.

50
    Ich wollte nicht aufwachen. Wie konnte ich solche Schmerzen haben und noch am Leben sein? Die Knochen meines Schädels mussten zerschmettert worden sein; nichts anderes konnte diesen lähmenden Schmerz in meinem Kopf verursachen. Ich wollte mich übergeben, wusste, dass ich kurz davor war, konnte jedoch keinen Muskel rühren. Ich würde hier sterben, auf diesem nassen Steinboden, an dem hervorgewürgten Inhalt meines eigenen Magens ersticken, und es würde sich anfühlen wie eine selige Erlösung.
    Ich übergab mich nicht. Ich hatte nichts mehr im Magen, doch ein plötzlicher Hustenanfall zwang meine Augen, sich zu öffnen. Der raue Kalksteinboden der Höhle hatte sich verändert. Der Stein war glatt, zu gleichmäßigen Formen geschnitten, und dieses schreckliche, kreischende Geräusch kam doch nicht aus meinem Kopf. Es kam von Dutzenden von Lebewesen, die hoch über mir kreisten. Ich war in der alten Kirche.
    Die Schließe meiner Schwimmweste drückte sich in meine Brust. Ich versuchte, eine Hand nach vorn zu ziehen, wollte mich ein wenig abstützen, meinen Kopf betasten, herausfinden, wie schlimm ich verletzt war, und stellte fest, dass es nicht ging. Meine Arme waren mit der Nylonwäscheleine an meinen Körper geschnürt, mit der ich Matt aus dem Haus hinabgelassen hatte.
    Platt auf die Steine gedrückt, wie ich war, konnte ich nur sehr wenig sehen. Doch ich wusste, dass ich mich ganz vorn im Kirchenschiff befand. Zum einen konnte ich das stehende Wasser des Taufbeckens riechen, in dem Ulfred beinahe ertrunken war. Außerdem konnte ich gerade eben eine paar Bankreihen erkennen. Und ich konnte Ulfred selbst sehen,
keine drei Meter entfernt, der still in der vordersten Reihe saß.
    Er sah Walter sehr ähnlich. Seine Augen waren vielleicht ein wenig kleiner, das Kinn ausgeprägter. Abgesehen davon hätten sie Brüder sein können, nicht Cousins. Bei schlechtem Licht und aus einiger Entfernung könnte man sie leicht miteinander verwechseln. Nur dass ich mir Walter nicht so vorstellen konnte, wie ich den armen Ulfred jetzt vor mir sah, mit nichts anderem beschäftigt als mit der schlanken Gestalt des papuanischen Taipans, der quer über seinem Schoß lag. Ich sah, wie verkrümmte Finger sich ausstreckten und die Schlange liebkosten, an ihrem Leib hinabstrichen. Und ich sah, wie das Tier sich anfassen ließ, ohne auch nur an Flucht oder Abwehr zu denken.
    Lieg still, befahl ich mir und schloss von Neuem die Augen. Solange Ulfred glaubte, dass ich bewusstlos sei, ließ er mich vielleicht in Ruhe. Wenn es Rachel gelungen war, zur Polizei durchzukommen und ihnen die Nachricht richtig durchzugeben, dann waren sie gewiss schon unterwegs. Vielleicht waren sie schon im Dorf und taten genau das, was ich getan hatte, folgten Matt zu Clive Ventrys Haus. Sie würden Clives Leiche finden. Sie würden nach Matt suchen. Und nach mir.
    Doch als ich es das letzte Mal versucht hatte, hatte das Handy kein Netz gehabt. Und vielleicht hatte

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