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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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bei ihm einzubrechen. Es passte alles zusammen. Archie war mir gefolgt und hatte den Taipan gesucht. Er hatte seine tödlichste Waffe wiederhaben wollen.
    Ich drehte den Kopf ein wenig, so dass ich Ulfred ansah. Er beobachtete uns genau; sein Blick, bemerkte ich, war fest auf meinen Mund gerichtet.
    »Sie ist in Sicherheit, Ihre schöne Schlange«, sagte ich langsam, das Gesicht immer noch Ulfred zugekehrt. »Sie wird sehr gut versorgt.« Ulfreds Augen wurden schmal, und seine Finger, die immer noch über die Schlange auf seinem Schoß strichen, schienen zu zittern. »Deswegen sind Sie in mein Haus gekommen, nicht wahr? Sie haben nach ihr gesucht. Ich kann dafür sorgen, dass Sie sie zurückbekommen.«
    Archie ließ sich rückwärts auf die Fersen kippen, machte Anstalten, aufzustehen. Frag ihn etwas. Bring ihn dazu, dass er weiterredet.
    »Wieso sind wir in der Kirche?«, wollte ich wissen, als Archie sich erhob. »Jetzt, wo Sie wieder da sind, werden Sie hier wieder Gottesdienste abhalten?«
    Er antwortete nicht, sondern ging die Altarstufen hinauf und kniete hinter dem Chorstuhl nieder.
    Bring ihn dazu, dass er weiterredet!
    »Mein Vater ist Erzdiakon«, rief ich verzweifelt aus und
wusste, dass ich bald herausfinden würde, warum genau wir in der Kirche waren. »Er würde sich sehr für Ihre Kirche interessieren. Und für Ihre Arbeit in Amerika.«
    Ich konnte nicht sehen, was Archie tat, doch ich hörte, wie ein Reißverschluss aufgezogen wurde, hörte etwas rascheln.
    »Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese« , rief ich. Wie ging es weiter? Wie zum Teufel ging es weiter? »In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden, Schlangen mit den Händen hochheben, und … und …« Es war hoffnungslos, vollkommen hoffnungslos, er würde zurückkommen, etwas Hartes würde auf meinen Schädel niederkrachen, und mein Gehirn würde durch die Luft spritzen. Würde er Wasser aus dem stinkenden Pfuhl benutzen, um den Steinboden reinzuwaschen? Ich öffnete den Mund, um zu schreien.
    Hände packten von hinten meine Schultern. »Haben Sie unseren Herrn und Erlöser in Ihr Herz eingelassen, Miss Clara?«
    Ich spürte, wie ich nachdrücklich nickte.
    »Ich bin ja so froh.« Er war mir jetzt näher. Ich konnte den Pfeifenrauch riechen, der in seinen Kleidern hing, das Azeton in seinem Atem und den Blutgestank, der darunter lauerte. Seine Hände begannen, meine Schultern zu kneten. »In diesen letzten Tagen auf Gottes Erde, da die wahrhaft Rechtschaffenen errettet und die Sünder in die Grube der ewigen Flammen gestoßen werden, bin ich so froh, dass Sie zum Herrn gefunden haben, Miss Clara.«
    Tief unter dem Grauen hervor fühlte ich Wut in mir aufsteigen. Ich kannte einen Mann Gottes. Einen Mann, der Christus in sein Herz eingelassen hatte, und es war nicht der Teufel, der mich jetzt begrabschte.
    »Gesegnet sei die Schar des Elija, gesegnet seien die Gemeinschaften der Heiligen, die in diesen letzten Tagen unermüdlich wider Sünde und Verderbtheit am Werke sind.« Er beugte sich noch weiter vor, die pergamentene Haut seiner Wange berührte
die meine und die Schwere seines Körpers presste sich gegen mich. Seine Hände verließen meine Schultern und glitten tiefer. Und ich wurde mit jeder Sekunde wütender. Ich würde mich nicht so anfassen lassen, nicht von ihm.
    »Und der Grund, weshalb wir in der Kirche sind, meine Teure«, fuhr er fort und senkte die Stimme abermals zu einem Flüstern, »ist, dass unser Freund Ulfred noch eine Weile in seinem alten Zuhause Schutz suchen muss. Würde man Sie dort finden, Miss Clara, so würde das Anwesen gründlich durchsucht werden. Sie würden seine Ruhestätte finden, seine kleine Sammlung. Die Zeit dafür ist noch nicht gekommen.«
    Archie war darauf aus, Zeit zu gewinnen. Genauso wie damals, als er mich als die Schuldige hatte dastehen lassen. Als er die Kreuzotter in meinem Keller deponiert, das gefälschte Testament auf meinem Briefpapier verfasst und es in Violets Haus zurückgelassen hatte. Zeit gewinnen, damit er – was genau war es, was dieses Ungeheuer unbedingt noch tun wollte?
    In meinem Innern kämpften Wut und Entsetzen um die besten Plätze, doch Entsetzen, das wusste ich, würde mir am meisten helfen. Entsetzen würde mich fügsam machen, und das würde mich vielleicht am Leben erhalten. Drüben in der vordersten Bank sah Ulfred uns zu und streichelte noch immer den Taipan.
    »Ich habe gehört, Sie haben sich mit

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