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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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ich wusste, dass die Zeit knapp wurde, schob ich das Blatt Papier in meine eigene und die Ampullen mit dem Gegengift in Matts Tasche und schrieb ihm dann mit einem kleinen Kugelschreiber das Wort »Jackentasche« auf die Stirn. Ohne große Hoffnung überprüfte ich, ob mein Handy Empfang hatte. Nichts zu wollen.
    Matt atmete flach und mühsam und viel zu schnell. Er hatte heftige Schmerzen. Die gleich sehr viel schlimmer werden würden. Weil er sich bewegen musste.
    Ich steckte das Messer wieder in die Hosentasche, fasste ihn unter den Armen und zog ihn zu mir. Er war bei Bewusstsein, allerdings nur gerade eben noch. »Komm schon«, murmelte ich so laut, wie ich es wagte. »Wir müssen hier raus. Wir müssen
dich ins Krankenhaus bringen.« Ich zerrte an ihm, versuchte, ihn hochzuheben, doch er war schlaff und schwer. Als ich ihn schließlich zum Sitzen aufgerichtet hatte, war ich kurz davor, angesichts der Hoffnungslosigkeit des ganzen Unterfangens loszuschluchzen. Es würde mir niemals gelingen, ihn allein die Leiter hinunter und aus der Höhle herauszuschaffen. Ich nahm seinen Kopf zwischen die Hände und zwang ihn, mich anzusehen.
    »Matt. Sean hat mir ein Gegengift gegeben.« Sein Gesicht war wenige Zentimeter von meinem entfernt. Ich glaubte, ein Flackern des Verstehens in seinen Augen zu sehen. »Wenn wir dich zu einem Arzt bringen können, wird alles gut. Aber wenn du hier bleibst, stirbst du. Du musst aufstehen.«
    Und Grundgütiger, er stand wirklich auf. Er unternahm eine gewaltige Anstrengung, schaffte es beinahe, sich hinzustellen. Im letzten Moment kippte er vornüber und fiel auf Hände und Knie, doch das war in Ordnung. Er konnte kriechen. Ich schob ihn vorwärts, drängte ihn die ganze Zeit weiter, bis wir die Falltür erreichten.
    Wie im Namen aller Heiligen sollte ich ihn dort hinunterkriegen?
    Herrgott, Clara, benutz deinen Verstand. Wie hievst du denn eine Hirschkuh hoch?
    Ein Seil! Ich hatte ein Seil gesehen, da war ich mir sicher. Ich fuhr herum und erblickte es. Dünn, aus Nylon, wahrscheinlich eine Wäscheleine, doch es würde gehen. Ich schnappte es mir, legte es Matt unter den Armen um die Brust und befestigte es mit einem Seemannsknoten. Dann sah ich mich nach etwas Stabilem um, um sein Gewicht abzufangen. Es war nichts zu sehen, aber vielleicht konnte die Leiter selbst dazu dienen. Ich legte die Leine um die oberste Sprosse und schlang mir den Rest um die Taille. Dann schob ich Matts Beine herum, bis sie über der Falltür im Leeren hingen. Sein Blick begegnete dem meinen.
    »Ich könnte ein bisschen Hilfe gebrauchen«, sagte ich. Sein
Mund zuckte, er streckte die Hand aus und packte die oberste Sprosse. Dann fiel er nach vorn, kippte abwärts, und das Nylonseil schnitt mir tief in Hände und Taille.
    Nicht ganz darauf vorbereitet, fühlte ich, wie Matts Gewicht mich vorwärtszog und stemmte beide Füße gegen die obersten Sprossen der Leiter. Matt hing jetzt in der Luft, und das Seil sägte mich fast in der Mitte durch. Ich fing an, es abwärtsgleiten zu lassen. Zentimeter für Zentimeter sank Matt tiefer, auf den Felsen unter uns zu. Doch irgendwo im Haus hatte von Neuem Bewegung eingesetzt. Ulfred kam zurück.
    Ich riskierte es, noch mehr Leine durchlaufen zu lassen. Die Leiter rutschte zur Seite, und Matt sackte ab wie ein Stein und landete hart. Beinahe hätte er mich mit hinabgezogen, aber im letzten Moment ließ ich das Seil los.
    In dem Wissen, dass das Schlimmste vorbei war, zog ich die Leiter wieder an Ort und Stelle und glitt innerhalb von Sekunden hinunter. Ich schnitt die Wäscheleine von Matts Körper los, dann ließ ich ihn dort liegen, wo er gelandet war, rannte zu dem Boot hinüber und zerrte es aus seinem Brombeerversteck. Rasch zog ich es tiefer in die Höhle, machte es an dem eisernen Anbindering fest und erlaubte mir eine Sekunde, um zu überlegen, wie ich ihn da hineinkriegen sollte.
    »Tut mir leid, Matt«, murmelte ich und wusste, dass es nur eine Möglichkeit gab. Grob zerrte ich an seinen Schultern, seinem Rücken und wieder an seinen Schultern und rollte ihn über den Landungssteg, bis ich seinen Kopf halten und ihn in das Boot kippen konnte. Ich vergewisserte mich, dass seine Arme und Beine drin waren und dass sein Kopf geschützt war.
    Es würde gut gehen. Alles, was ich jetzt tun musste, war, das Boot losmachen, zu ihm hineinsteigen, und das Wasser würde uns beide dorthin tragen, wo ich den Land Rover zurückgelassen hatte. Ich würde zur nächsten

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