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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Brautstrauß getragen hatte. Und ich versuchte, dieser schönen, kranken Frau nichts nachzutragen. Versuchte, mich darüber zu freuen, dass sie von ihrem Mann geliebt worden war.
    Traurigerweise hatte Walter nach meinem Besuch das Bewusstsein nicht wiedererlangt. Sein Beerdigungsgottesdienst in der nahe gelegenen Kirche von St. Nicholas war gerade zu Ende gegangen, und ich war dem Trauerzug vorausgefahren, um seinem Garten einen letzten Besuch abzustatten. In ein paar Minuten würden sie ihn neben Edeline zur Ruhe betten.
    Es schien, als sei etwas Schweres vom Haus der Witchers gewichen, seit ich das letzte Mal dort gewesen war. Der Blauregen verblasste allmählich, dafür blühte eine Kletterrose an der Vorderseite in sattem Rosa. Die Blumen und der Sonnenschein schienen das Haus irgendwie weicher zu zeichnen. Ich konnte das traute Heim erkennen, das es früher einmal gewesen sein mochte. Das es nie wieder sein würde.
    Denn während der letzten paar Tage war das Haus der Witchers offiziell als gefährlich eingestuft und für abrissreif erklärt worden. Das Grundstück würde zum Verkauf angeboten werden. Ein anderes Haus würde gebaut werden, ein wenig weiter vom Rand des Steilhangs entfernt. Vielleicht würden Kinder in diesem Garten spielen. Und vielleicht würde die
schreckliche Geschichte der Familie Witcher in Vergessenheit geraten.
    »Hab’s mir doch gedacht, dass ich Sie hier finde.«
    Ich drehte mich um. Dorsets Assistant Chief Constable lehnte sich auf das Tor. Die Paradeuniform hing ihm lose an den Schultern, und seine Bewegungen waren noch etwas steif. Er kam auf mich zu, schritt dabei vorsichtig über die unebenen Pflastersteine, und ich fühlte, wie mich wieder die alte Scheu überkam. Als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er einen rasch dahinströmenden Fluss hinabgewirbelt. Vorhin, in der Kirche, hatte ich fast eine Stunde damit zugebracht, seinen Hinterkopf anzustarren. Von Angesicht zu Angesicht war das etwas ganz Anderes.
    »Hübscher Anzug«, brachte ich hervor, obwohl ich seine Schuhe betrachtete.
    »Das müssen Sie gerade sagen«, erwiderte er. »Grün steht Ihnen.«
    In dem Blumenbeet zu meinen Füßen blühte gerade Türkischer Mohn auf, doch ich wusste, dass die Blüten verwelken würden, sobald sie gepflückt wurden. Manche Blumen lassen sich einfach nicht zähmen.
    »Sally war mit mir einkaufen«, gestand ich.
    Die schwarzen Schuhe blieben stehen, als sie noch einen Meter von mir entfernt waren, und ich zwang mich, aufzublicken. Über dem blütenweißen Hemd sah Matts Gesicht ungesund grau aus.
    »Arbeiten Sie schon wieder?«, erkundigte ich mich, obwohl ich wusste, dass es nicht so war. Sally hatte mich täglich über die Fortschritte, die er machte, auf dem Laufenden gehalten. Es würde noch einige Wochen dauern, vielleicht auch länger, bis Matt wieder fit für den aktiven Polizeidienst war.
    »Großer Gott, nein. Ich kann kaum eine Stunde am Stück stehen. Wahrscheinlich hätte ich nicht so weit laufen sollen.«
    »Setzen Sie sich doch kurz«, schlug ich vor und erwartete eigentlich gar nicht, dass er zustimmen würde, doch er nickte,
und wir gingen zu einem Holzbänkchen, das in einer Rosenlaube stand. Als wir uns hinsetzten, ging um uns her ein kleiner Schauer aus pfirsichfarbenen Blütenblättern nieder. Eine Minute lang, vielleicht auch zwei, sagte keiner von uns etwas.
    »Ulfred ist aus dem Krankenhaus entlassen worden«, meinte Matt schließlich. »Haben Sie davon gehört? Er ist wieder im Two Counties.«
    »Niemand sagt mir etwas«, antwortete ich und rührte mit dem Fuß in den Rosenblättern. »Ich schaue zwar immer noch praktisch jeden Tag auf der Polizeidienststelle von Lyme Regis vorbei, aber der Informationsfluss verläuft nicht gerade zweigleisig.«
    »Fragen Sie ruhig«, sagte er. »Ich bin gerade in Plauderstimmung«, und plötzlich ging mir auf, dass er, wenn ich ihm direkt ins Gesicht schaute, nicht so viel von meiner Narbe sehen würde. Verblüfft, dass ich nicht früher darauf gekommen war, wandte ich mich zu ihm um. Seine Augen waren von roten Äderchen durchzogen und das normalerweise leuchtende Weiß sah gelblich aus.
    »Was ist Ihnen an dem Abend passiert?«, wollte ich wissen.
    Ein winziges Licht tanzte in seinen dunkelgrauen Augen. »Bevor Sie mich verschnürt haben wie ein Hähnchen und mich durch diese Falltür geschmissen und mir dabei zwei Rippen gebrochen haben?«
    »Angebrochen. Das ist was anderes.« Ich sah ihn immer noch an und stellte fest,

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