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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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keine Ahnung, was er da von seiner Reise mitgebracht hat. Er hat gedacht, die Eier wären tot. Ich habe sie Ulfred gebracht. Ich habe gewusst, wenn irgendjemand sie ausbrüten kann, dann er.«
    Wir waren neben dem Pfuhl, direkt unterhalb der Altarstufen. Soweit ich es sehen konnte, hatte Ulfred nicht ein einziges Mal den Blick von uns abgewandt. Ich drehte den Kopf, um sicherzugehen, dass er meinen Mund sehen konnte. »Man wird Ulfred die Schuld geben für alles, was Sie getan haben«, sagte ich. »Das hatten Sie die ganze Zeit so geplant, nicht wahr? Sie haben ihm zur Flucht verholfen, weil Sie wussten, dass irgendjemand früher oder später misstrauisch wird, wenn all die alten Leute sterben. Dass man meine Leiche finden wird und Matts und die von Clive Ventry. Jeder wird davon ausgehen, dass es Ulfred war, er kommt wieder in die Psychiatrie, und Sie kriegen Clives ganzes Geld.«
    Fain drückte mich nieder, versuchte, mich zu Boden zu ringen. Ich widersetzte mich, doch ich wusste, dass ich nicht lange durchhalten konnte. Er war zu stark, und er konnte seine Arme frei bewegen.

    »Und seine Schlangen werden alle eingehen«, schrie ich Ulfred zu. »Sie sterben ja jetzt schon. Und Sie werden bestimmt nicht für sie sorgen, nicht wahr?«
    »Was im Namen …« Fain verlor die Geduld. Er schlug mir ins Gesicht. Dann trat er mir beide Beine unter dem Leib weg. Der Schmerz, der meinen Rücken durchzuckte, als ich auf dem Steinboden landete, ließ mich beinahe wieder das Bewusstsein verlieren. Ich merkte, dass ich auf Plastik lag. Ein großer Sack aus festem schwarzem Kunststoff, mit einem Reißverschluss in der Mitte. Es war ein Leichensack, fast genauso einer wie die, in denen Leichen in der Krankenhauspathologie aufbewahrt werden. Nur war er nicht für die sterblichen Überreste von Menschen gemacht. Stattdessen war er für die Kadaver sehr großer Tiere gedacht. Wir haben welche in der Klinik, falls einmal ein großer Hirsch verendet. Und ich horte ein paar in meinem Keller. Ich würde in einem meiner eigenen Säcke sterben.
    Ich wand mich, zappelte mich von dem Becken fort. Fain trat mir hart in den Bauch, und ich hörte auf, mich zu wehren.
    Mit Augen, vor denen es dunkel zu werden schien, sah ich zu, wie Fain nach einem großen Steinbrocken griff, der aus der Wand gefallen war. Er legte ihn neben meine Füße und ging dann über den Altarplatz. Ulfred war vorgetreten und starrte in das Wasserbecken; etwas wie Entsetzen lag auf seinem Gesicht. Fain erreichte ihn und streckte die Hände aus, um die Schlange zu nehmen. Ulfred machte einen Schritt rückwärts und schien den Taipan fester zu fassen.
    Ich sah, wie Fains Kopf sich bewegte und wusste, dass er etwas zu Ulfred gesagt hatte, doch ein finsteres Schweigen schien um mich herum anzuwachsen. Ich glaubte, zu sehen, wie Ulfred sachte auf den Kopf der Schlange blies, doch sicher war ich mir nicht. Dann reichte er Fain den Taipan, und dieser kam zu mir zurück.
    Der Abstand zwischen der Stelle, wo der eine dem anderen
die Schlange übergab, bis dorthin, wo ich lag, betrug nur wenige Meter, doch es schien sehr lange zu dauern, bis Fain mich erreichte. Denn mir blieb Zeit für ungemein seltsame Gedanken: dass die Schlange, die Matt gebissen hatte, auch mich beißen würde, was in gewisser Weise sonderbar vertraulich war, und dass Matt, wenn er nicht im Fluss ertrank oder im Gewitter an Unterkühlung starb, sich immer an mich erinnern würde. Denn jemanden, der den Tod gestorben ist, der für einen selbst bestimmt war, vergisst man nicht so leicht.
    Und dann dachte ich, dass dies die Todesart war, die mir schon immer zugedacht gewesen war. Es war recht und billig, dass ich die poena cullei erleiden sollte, denn Fain hatte recht. Ich hatte den Tod eines Elternteils verschuldet. Meinetwegen hatte Mum sich zu Tode getrunken.
    Und der letzte Gedanke, als Fain niederkniete und den schlanken, fast schwerelosen Schlangenkörper auf meinen legte, war, dass Sean wirklich sauer auf mich sein würde.
    Der schwere Mauerstein wurde in den Sack geschoben und der Reißverschluss zugezogen. Ich rührte mich nicht. Der Taipan auch nicht. Ich konnte sein Gewicht kaum spüren, er war so leicht, doch ich wusste, dass sein Kopf nur Zentimeter von meinem entfernt war. Dann fassten mich zwei starke Hände. Sie schoben kräftig an, und ich fühlte, wie ich über den Steinboden und ins Wasser rutschte.

51
    Wir sanken hinab, zwei Kreaturen, denen es bestimmt war, zusammen zu sterben, tiefer und

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