Schlangenhaus - Thriller
Ich nahm das T-Shirt, ballte es zusammen und drückte damit den Kopf des Taipans auf den Boden der Kiste.
Dann blickte ich zu Matt auf. Es war nicht nötig, etwas zu sagen. Er wusste genau, was ich vorhatte, was wir tun mussten. Schneller, als ich mich je zuvor in meinem Leben bewegt hatte, riss ich die linke Hand zurück. Matt klappte den Deckel zu, und ich verriegelte ihn. Der Taipan war eingesperrt, mit einem Spiderman-T-Shirt als Gesellschaft.
Matt und ich sanken gleichzeitig zu Boden, saßen da und schauten uns über die Kiste hinweg an. Anscheinend hatte keiner von uns beiden genug Energie, um sich zu rühren.
»Was jetzt?«, fragte er endlich.
»Wir suchen nach den anderen.«
Er schloss die Augen und sank hintenüber, bis er der Länge nach auf dem Teppich lag. Und ich tat etwas, wovon ich mir niemals hätte träumen lassen, dass ich es in einer solchen Situation tun würde. Ich lachte.
Im Haus der Poulsons waren keine weiteren Taipane. Fünf Minuten nachdem wir die Schlange eingefangen hatten, trafen vier Polizisten ein, die Matt Hoare alle sehr gut zu kennen schienen, und gemeinsam mit ihnen nahmen wir unsere Suche wieder auf. Wir fanden noch ein paar Ringelnattern und eine Kreuzotter – tot. Ein junger Constable entdeckte sie
im Schlafzimmer des Großvaters und rief mich. Ich hatte bereits strikte Anweisungen gegeben, dass außer mir niemand eine Schlange anrühren dürfe, und das war den Polizisten nur recht gewesen.
Die Kreuzotter lag am Fußende des Bettes. Ihr Kopf war zerschmettert. Es war die einzige Schlange, die wir in dieser Nacht fanden, die auf irgendeine Weise verletzt worden war.
»Das muss jemand aus der Familie gewesen sein«, meinte ich, denn mir war klar, dass eine tote Schlange wohl kaum von selbst ins Haus gelangt sein konnte. »Möglicherweise war das die Schlange, die den Vater gebissen hat.«
»Das hier ist das Zimmer vom alten Dr. Amblin«, sagte der junge Polizist, der inzwischen nicht länger die Schlange betrachtete, sondern die eine Seite meines Gesichts. Ich wandte mich ab, und ohne noch ein weiteres Wort zu wechseln, durchsuchten wir den Rest des Zimmers.
Definitiv das Zimmer eines älteren Mannes. Schlichte, dunkle Möbel, Kleiderbürste und Kamm auf der Kommode, Rasierzeug in dem winzigen angrenzenden Badezimmer. Auf dem Kopfkissen war etwas, das wie ein Blutfleck aussah. Und irgendetwas formte eine kleine Wölbung unter der Bettdecke. Unter dem starren Blick des Constable trat ich gereizt näher. Nahe genug, um das Etwas zu berühren. Bewegte sich die Wölbung? Es schien mir nicht so, aber …
»Ich nehme die andere Seite«, erbot sich der Polizist und kam um das Bett herum. Gleichzeitig, mit kurzem Zögern auf beiden Seiten, packten wir die Bettdecke.
»Eins, zwei, drei«, zählte der junge Mann, und wir rissen die Decke zurück. Der Polizist lachte. Ich nicht.
»Für Stofftiere hat der aber ein paar Jährchen zu viel auf dem Buckel, finden Sie nicht?«, bemerkte der Constable.
»Gehört wahrscheinlich dem kleinen Jungen«, erwiderte ich und schaute auf den kleinen Stoffaffen hinab, den wir aufgedeckt hatten.
»Ich glaube, hier drin sind wir fertig«, sagte der Polizist. Ich folgte ihm hinaus und überlegte, wieso bei all den Stofftieren, die ich in diesem Haus gesehen hatte, ausgerechnet ein kleiner brauner Plüschaffe im Bett des Großvaters versteckt sein sollte. Eine Schlange und ein Affe. Warum machte mir das zu schaffen?
8
Noch eine Stunde, noch ein paar Ringelnattern, und wir waren uns ziemlich sicher, dass das Haus sauber war. Ich sagte dem zuständigen Sergeant, dass es unbedingt noch einmal überprüft werden sollte, ehe man der Familie erlaubte, zurückzukehren, doch ich war damit einverstanden, es für den Rest der Nacht gut sein zu lassen.
Dann fand ich mich auf einer Überlandfahrt wieder, mit einem Auto voller Schlangen.
Als das Haus endlich schlangenfrei war, hatte ich nur noch nach Hause gehen und die ganze Angelegenheit der Polizei überlassen wollen. Der gestrige Tag war recht ereignisreich gewesen, und ich war gar nicht erst ins Bett gekommen, geschweige denn, dass ich geschlafen hätte. Doch der Sergeant hatte darauf hingewiesen, dass die Schlangen ja irgendwohin müssten. Und wo wären Sie besser aufgehoben als in der Wildtierklinik? Also war ich mein Auto holen gegangen, und dann hatte der Constable, der die Kreuzotter gefunden hatte, mir geholfen, die neununddreißig Schlangen in den Kofferraum zu laden, allesamt sicher in
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